Alles rosig im Bildungsland Nummer eins? Das gilt nur, wenn man wie Bildungsministerin Stefanie Hubig durch die SPD-rosarote Brille auf die Bildungspolitik schaut. Während sie eine „sehr gute“ Unterrichtsversorgung erkennt, zeigt der praktische Blick der Lehrer ein dramatischeres Bild: In ihren Augen spiegeln sich Überlastung und Überforderung – auf Kosten der Schüler.
Die freuen sich aktuell über „frei statt Mathe“. Viel „frei“ werden sie später auch haben, wenn sie keine Ausbildungsstelle finden, weil sie trotz Realschulabschluss weder ordentlich rechnen noch ordentlich schreiben können. Ihre Lehrer haben kapituliert: So wie es jetzt läuft, können sie ihre Schüler schlichtweg nicht auf das spätere Leben vorbereiten, berichten sie. Leidtragende sind vor allem die Schüler, die in ihren Familien eine andere Sprache sprechen, Förderschüler oder verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Die schön gedachte Inklusion verkehrt sich so in ein sarkastisches Zerrbild von Bildungsgerechtigkeit: Statt alle – ganz gleich, welchen Hintergrund sie haben – mitzunehmen, bleiben alle gemeinsam auf der Strecke.
An Sarkasmus erinnert auch die Lösung des Ministeriums: Die unter der Last ächzenden Lehrkräfte sollen belastbarer werden. Das Motto: „Wir haben keine Probleme, ihr habt sie. Gewöhnt euch dran.“ Offensichtlich hat die SPD-Brille neben der galant rosigen Tönung noch ein weiteres Ausstattungsmerkmal: Scheuklappen.
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