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Mainz/Berlin

Lebensretter im Kampf gegen das Schwimmbadsterben: „Bäder kosten Geld, Ertrinken kostet das Leben“

Von Markus Kuhlen, Michael Evers
Immer weniger Bäder, immer mehr Nichtschwimmer, immer mehr Badetote: Mit einer Petition kämpft die DLRG nun darum, diese gefährliche Entwicklung zu stoppen. Bisher haben schon 100.000 Menschen unterschrieben.  Fotos: dpa
Immer weniger Bäder, immer mehr Nichtschwimmer, immer mehr Badetote: Mit einer Petition kämpft die DLRG nun darum, diese gefährliche Entwicklung zu stoppen. Bisher haben schon 100.000 Menschen unterschrieben. Fotos: dpa Foto: picture alliance/dpa

504 Badetote: Mindestens so viele Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland ertrunken. Allein in Rheinland-Pfalz waren es 22. Nicht alle Opfer sind auf mangelnde Schwimmfähigkeiten zurückzuführen – Selbstüberschätzung und Alkohol spielen gerade beim Baden in Flüssen und Seen ebenfalls eine Rolle. Und doch zeigen die Zahlen einen besorgniserregenden Trend auf. „Deutschland droht zu einem Land der Nichtschwimmer zu werden, weil zunehmend Bäder für den Schwimmunterricht fehlen“, sagt Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

Lesezeit: 3 Minuten
Klar ist: Im Ernstfall können Schwimmkenntnisse Leben retten – doch immer mehr Schwimmbäder schließen, immer weniger Kinder lernen schwimmen. Rund 60 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland sind nach einer von der DLRG 2017 in Auftrag gegebenen Umfrage keine sicheren Schwimmer. 20 bis 25 Prozent aller Grundschulen können keinen Schwimmunterricht mehr ...
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Bademeister händeringend gesucht

Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen – die Freibadsaison nimmt an Fahrt auf. Doch ein Wermutstropfen trübt die Vorfreude auf den Sprung ins kühle Nass. In vielen Freibädern fehlen Bademeister. Deutschlandweit mangelt es nach Einschätzung des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister jeden Sommer an rund 2000 Fachkräften. Gesonderte Zahlen für Rheinland-Pfalz liegen nicht vor.

„Es fehlt Nachwuchs, das ist nicht zu leugnen“, bilanziert Michael Schreiner, Vorsitzender des BDS-Landesverbandes, die Situation in Rheinland-Pfalz. Als Ursachen nennt Schreiner befristete Halbjahresverträge, wenige Ausbildungsplätze, niedrige Löhne und Dienste, „wenn andere ihre Freizeit genießen“. Allerdings habe inzwischen ein Umdenken stattgefunden: „Die Betriebe und Kommunen bilden wieder mehr aus“, sagt Schreiner. So würden in Rheinland-Pfalz und im Saarland in diesem Jahr 25 junge Menschen ihre Ausbildung beenden. Im nächsten Jahr sollen es bereits 42, im Folgejahr dann 57 Auszubildende sein.

Im Mainzer Taubertsbergbad beispielsweise waren vor dem Saisonstart vor wenigen Wochen noch nicht alle Bademeisterstellen besetzt. „Es gibt kein Überangebot an Bewerbern auf dem Arbeitsmarkt“, sagte ein Sprecher der Stadtwerke lakonisch.

In Bad Kreuznach gibt es genug Bademeister – allerdings nur weil eines der beiden Freibäder der Stadt im Sommer wegen eines Umbaus geschlossen bleibt. Man habe Mitarbeiter deshalb hin- und hergeschoben, deswegen ist das Bosenheimer Freibad „gut bestückt“, sagt Betriebsleiter Marcus Jakob-Korsch. „Ansonsten hätten wir zu rudern.“

Generell ist der Wettbewerb um Bademeister groß, beklagt Jakob-Korsch. „Nach ihrer Ausbildung gehen in der Grenzregion viele nach Luxemburg.“ Diesen Trend bestätigt der rheinland-pfälzische Landesverband des BDS. Der simple Grund dafür: „In Luxemburg zahlen die Badbetreiber 30 bis 40 Prozent mehr als die rheinland-pfälzischen.“

Der DLRG-Landesverband beobachtet darüber hinaus noch eine weitere Entwicklung in den Freibädern: Viele Betreiber würden ausgebildete Fachkräfte durch Aushilfskräfte wie Studenten ersetzen, sagt Sprecher Marco Vogt. „Die können natürlich Menschen aus dem Wasser holen, aber ein Schwimmmeister hat mehr Aufgaben. Den Chlorgehalt messen, das Wasser reinigen – das kann nur eine ausgebildete Fachkraft.“

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