Rheinland-Pfalz

Kostendruck in den rheinland-pfälzischen Kirchen: Wo überall gespart werden soll

Von Wolfgang Jung
Dom in Mainz
Dunkle Wolken über dem Mainzer Dom: Auch die Kirchen müssen sich den weltlichen Krisen dieser Zeit stellen – und beispielsweise mit drastisch gestiegenen Energiepreisen zurechtkommen. Einsparungen sind die logische Folge, wie eine Umfrage unter den Bistümern im Land ergab. Foto: Arne Dedert/dpa

Weniger in Steine und dafür mehr in Menschen investieren – das wollen die Kirchen in Rheinland-Pfalz in diesen fordernden Zeiten. Jeder Kostenpunkt soll auf den Prüfstand gestellt werden. Schmerzhafte Einschnitte sind kaum zu vermeiden.

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Die Bistümer stehen wegen des Klimawandels und wirtschaftlicher Zwänge vor einem Umbruch. Einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zufolge planen die Bistümer Mainz, Trier, Speyer und Limburg massive Einsparungen bei der Gebäudeheizung sowie den Verkauf von Immobilien. Auch die Aufgabe einzelner Gotteshäuser ist längst kein Tabu mehr. So wurde etwa die Kirche Christ König in Kaiserslautern in 15 Eigentumswohnungen umgebaut. „Es gibt viele Beispiele, wie durch Verkäufe und Umnutzungen zukunftsfähige Lösungen entstehen können“, heißt es etwa im Bistum Speyer.

In der pfälzischen Stadt hat die Diözesanversammlung bereits 2022 ein Rahmenkonzept beschlossen. Demnach soll der Gebäudebestand in den Pfarreien reduziert werden – also etwa weniger Kirchen, Pfarrhäuser und Kindertagesstätten. Zudem soll mehr Wert auf ökologischen Umbau und eine stärkere Zusammenarbeit mit Partnern wie der Caritas und der Evangelischen Kirche gelegt werden. „Ziel ist, dass alle Aktivitäten bis 2030 mit einem nachhaltig ausgeglichenen Haushalt finanziert werden können“, heißt es in Speyer – ein ambitionierter Plan.

Das Bistum Speyer zählt knapp eine halbe Million Katholiken und umfasst den pfälzischen Teil des Regierungsbezirkes Rheinhessen-Pfalz in Rheinland-Pfalz sowie den Saarpfalz-Kreis im Saarland.

„Zeitenwende“ auch in Trier

Auch in Trier hat die „Zeitenwende“ längst begonnen. Das Bistum zählt rund 1,3 Millionen Katholiken in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Zum einen möchte die Diözese bis 2045 klimaneutral werden – und dadurch auch sparen. Im letzten Vor-Corona-Jahr stieß das Bistum nach eigenen Angaben 55.767 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) aus. Bis 2030 soll als erstes Zwischenziel eine Reduktion von 18.782 Tonnen erreicht werden.

So plant Trier etwa den Wechsel von Ölheizungen auf erneuerbare Energieträger wie Wärmepumpen oder zum Beispiel Kirchen mit Sitzbankheizung – um nicht auch unbesetzte Sitzreihen zu wärmen.

Und wie in Speyer sollen auch im Bistum Trier Gebäude verkauft werden. „Expertinnen und Experten des Bistums erarbeiten derzeit ein Immobilienkonzept, das in den kommenden Wochen öffentlich vorgelegt wird“, heißt es dazu in der Mosel-Stadt. Die Idee dazu entstand schon 2012. Seitdem habe man analysiert, wie ein Gebäude genutzt werde beziehungsweise wie viel Energie es verbrauche und in welchem Zustand es sei. Betroffen sind Kirchen, Pfarrheime und Kindertagesstätten.

Keinesfalls plane das Bistum „über den Kopf“ der Kirchengemeinden hinweg, die Besitzerinnen der meisten Immobilien seien, betont eine Sprecherin. „Sondern in Unterstützung und Zusammenarbeit mit ihnen.“

In Mainz wird ebenfalls die Immobilienfrage angegangen – und zwar im Rahmen des Pastoralen Wegs, bei dem inzwischen 46 Pastoralräume für das Bistum gebildet wurden, die bis 2030 zu neuen Pfarreien werden. „Dauerhaft finanzierbar sein wird – angesichts der geringer werdenden finanziellen Mittel – etwa nur noch die Hälfte des bisherigen Immobilienbestandes im Bistum“, heißt es in der Landeshauptstadt.

Alle Pastoralräume müssten sich in den kommenden Jahren mit der Frage auseinandersetzen, welche Immobilien sie sich werden leisten können und für ihre seelsorgliche Arbeit benötigen. „Es gibt keine vom Bistum vorgegebenen Listen oder Zahlen, sondern es braucht hier das Wissen und die Expertise der Haupt- und Ehrenamtlichen vor Ort.“ Die Pfarreien in den neuen Pastoralräumen des Bistums sind aufgefordert, bis 2026 zu entscheiden, welche Gebäude sie aufgeben.

Das Bistum Mainz zählt etwa 685.000 Katholiken und erstreckt sich zu zwei Dritteln auf Hessen. Der rheinland-pfälzische Teil entspricht der Region Rheinhessen. Aus historischen Gründen gehört auch das in Baden-Württemberg gelegene Bad Wimpfen zum Bistum Mainz.

„Bewahrung der Schöpfung“

„Es ist fünf nach zwölf“, meinte vor Kurzem die Diözesanversammlung im Bistum Limburg, das sich über Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz erstreckt. Die Vertretung der Katholikinnen und Katholiken befasste sich während ihrer Herbstsitzung mit Fragen des Klimawandels, der Energiekrise und dem Engagement des Bistums für die Bewahrung der Schöpfung. Dabei kündigte Barbara Reutelsterz von der Stabsstelle Nachhaltigkeit und kulturelle Vielfalt beim Generalvikar eine Klimaschutzbeauftragte oder einen -beauftragten im Bistum an. Zudem sei eine Richtlinie zum ressourcenschonenden Bauen entwickelt worden. „Die Herausforderungen sind groß“, so Reutelsterz. Ein Wandel sei aber möglich. „Wir müssen realistisch auf das schauen, was wir leisten können.“ Die Kirche sei gefragt – in Wort und Tat.

Doch nicht nur die katholischen Bistümer, auch die Evangelische Kirche der Pfalz macht sich Gedanken und handelt längst. So beschloss die Synode unlängst, bis 2030 landeskirchenweit 30 Prozent der Gebäudekosten einzusparen – etwa durch energetische Sanierung, Umnutzung oder den Verkauf von Gebäuden. Die Schöpfung zu bewahren, sagt Markus Jäckle, Oberkirchenrat und zuständiger Dezernent für den Klimaschutz, sei der Kirche „als Auftrag ins Herz geschrieben“.