Rheinland-Pfalz

Insekten sind in diesem Sommer recht früh unterwegs: Trockenheit treibt mehr Wespen an den Tisch

Von Peter Zschunke
Während Wespen für den Nachwuchs Fleisch heranschaffen, lassen sie sich selbst zur Stärkung gern etwas Süßes schmecken.
Während Wespen für den Nachwuchs Fleisch heranschaffen, lassen sie sich selbst zur Stärkung gern etwas Süßes schmecken. Foto: Peter Zschunke/dpa

Nach einem warmen und trockenen Frühjahr sind schon jetzt sehr viel mehr Wespen auf Nahrungssuche als im vergangenen Jahr. „Es ist ein gutes Wespenjahr“, sagt Eva Hofmann von der Gartenakademie der Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt an der Weinstraße.

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„In trockenen und warmen Jahren sind die Völker früher entwickelt als nach einem nassen und eher kühlen Frühjahr wie 2021.“ Und der Experte für Hymenoptera (Hautflügler) beim Naturschutzbund (Nabu) Rheinhessen, Rainer Michalski, erklärt: „Sie sind etwa zwei Wochen früher dran als sonst.“ Beim Nabu gebe es zurzeit kaum einen Tag ohne mindestens zwei oder drei Anfragen zum Umgang mit Wespen.

Bei den die Sommerruhe im Garten oder Ausflugslokal störenden Insekten handelt es sich um zwei verschiedene Arten. Sie sind an der unterschiedlichen schwarz-gelben Zeichnung am Kopf zu erkennen. Die Deutsche Wespe, Vespula germanica, hat einen rautenförmigen gelben Fleck am Kopf, die Gemeine Wespe, Vespula vulgaris, ein markantes zentrales Linienmuster, das an einen Anker erinnert. In den Nestern beider Arten schlüpfen einige Tausend Arbeiterinnen aus, während die Nester der Gallischen Feldwespe (Polistes dominula) sehr viel kleiner sind. Diese Art hat sich mit dem voranschreitenden Klimawandel verstärkt nach Norden ausgebreitet. Sie ist bereits im Flug an den langen Beinen zu erkennen.

Ruhig bleiben: Wespen stechen bei Bedrohung

Die Arbeiterinnen der Deutschen wie der Gemeinen Wespe kümmern sich um die Versorgung der Königin und der aus ihren Eiern geschlüpften Larven. Dafür fangen sie Insekten. „Dass sie auch auf Pflaumenkuchen, Getränke oder Schinken losgehen, liegt daran, dass im Sommer je nach Witterung das Nahrungsangebot abnimmt“, erklärt Michalski. Für die Versorgung der Brut wird Fleisch benötigt, für die Eigenversorgung suchen sie süße Speisen und Getränke.

Warum aber das hektische Hin und Her auf dem Tisch? „Wespen sehen nicht gut“, antwortet der Nabu-Experte. „Sie orientieren sich über Gerüche und müssen sich das vor Ort erst mal genau angucken, sich einen Überblick verschaffen.“ Wespen stechen reflexartig, wenn sie sich bedroht fühlen. Gar nicht ratsam ist es daher, heftig um sich zu schlagen. Gartenlokale sehen die Situation gelassen. Die meisten Wirte seien an Wespen gewohnt, sagt der Präsident des Dehoga-Landesverbands, Gereon Haumann. Den Gästen werde empfohlen, ruhig zu bleiben.

Viele Haushaltstipps, um Wespen fern zu halten

In der Gartenakademie rät Eva Hofmann, den Wespen an einer anderen Stelle im Garten „etwas Leckeres hinzustellen, ein Stück weit von der Terrasse entfernt“. Dort könne man auch Kaffeepulver verbrennen oder ein Räucherstäbchen anzünden, um die Wespen zu vertreiben. Hofmann rät, die positive Rolle von Wespen im großen Zusammenhang des Lebens zu bedenken. Auch der Nabu-Experte Michalski erklärt: „Wespen vertilgen eine Menge an anderen Insekten, die für uns lästig werden können“, sagt Michalski. Für die Versorgung der Brut im Nest jagen sie Fliegen und Mücken, nehmen auch Blattläuse oder Aas mit.

„Sie haben ihren guten Platz in der Umwelt und sind ein wichtiger Regulator.“ Die vom Nabu empfohlenen Vogeltränken helfen bei Trockenheit nicht nur Amseln und Meisen, sondern auch Insekten wie Bienen und Wespen.

Nur die Königin überlebt den Winter

Ziel ist wie überall in der Natur der Erhalt der eigenen Art. „Das Wespenvolk arbeitet mit Hochdruck auf die Entwicklung der Geschlechtstiere hin“, wie Michalski sagt. Anfang bis Mitte August schlüpfen im Wespennest junge Königinnen, die von den Männchen, den Drohnen, begattet werden. Alle Tiere im Wespenvolk sterben im Herbst nach und nach, spätestens mit den ersten Frösten – nur die jungen Königinnen nicht, die im nächsten Jahr ein neues Volk gründen. Sie fallen vorher in eine Starre und überwintern in Baumrinden oder Mauerritzen.