Rheinland-Pfalz

In der Not kann Hilfsbereitschaft Leben retten: 17 Frauen und Männer für vorbildliches Verhalten ausgezeichnet

Von Dirk Kurz
Gruppenbild mit den Kavalieren der Straße: Chefredakteur (komm.) Peter Burger (4. von rechts) zeichnete mit (von links) ADAC-Vorstand Rudi Speich und Polizeipräsident Karlheinz Maron die Kavaliere Jennifer Hehl, Michael Althofen, Susanne Maria Reineck, Jürgen Richter, Margarethe Hungsberg, Franz Dilly, Reinhard Wickert und Abdul-Kader Nassouh aus. Zu den ersten Gratulanten gehörten die Polizeibeamten Michaela Schulz (PI Hachenburg), Christian Kelling (PI Simmern), Olaf Schmidt (PW Höhr-Grenzhausen) und Werner Zorn (PI Straßenhaus).
Gruppenbild mit den Kavalieren der Straße: Chefredakteur (komm.) Peter Burger (4. von rechts) zeichnete mit (von links) ADAC-Vorstand Rudi Speich und Polizeipräsident Karlheinz Maron die Kavaliere Jennifer Hehl, Michael Althofen, Susanne Maria Reineck, Jürgen Richter, Margarethe Hungsberg, Franz Dilly, Reinhard Wickert und Abdul-Kader Nassouh aus. Zu den ersten Gratulanten gehörten die Polizeibeamten Michaela Schulz (PI Hachenburg), Christian Kelling (PI Simmern), Olaf Schmidt (PW Höhr-Grenzhausen) und Werner Zorn (PI Straßenhaus). Foto: Thomas Frey

Ehre, wem Ehre gebührt: Unsere Zeitung, der ADAC Mittelrhein und das Polizeipräsidium Koblenz haben 17 mutige Frauen und Männer für ihr vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr ausgezeichnet. Sie waren Helfer in der Not.

Lesezeit: 4 Minuten
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Kavalier der Straße aus Hadamar: Chefredakteur (komm.) Peter Burger (rechts) zeichnete mit ADAC-Vorstand Rudi Speich (links) und Polizeipräsident Karlheinz Maron (Zweiter von rechts) den Ersthelfer Abdul-Kader Nassouh aus.

Thomas Frey

Kavalier der Straße aus Simmern: Chefredakteur (komm.) Peter Burger (rechts) zeichnete mit ADAC-Vorstand Rudi Speich (links) und Polizeipräsident Karlheinz Maron (Zweiter von rechts) den Ersthelfer Reinhard Wickert aus.

Thomas Frey

Kavaliere der Straße aus Seck und Daaden: Chefredakteur (komm.) Peter Burger (links) zeichnete mit ADAC-Vorstand Rudi Speich (rechts) und Polizeipräsident Karlheinz Maron (Zweiter von rechts) die Ersthelferinnen Susanne Maria Reineck und Jennifer Hehl aus.

Thomas Frey

Kavaliere der Straße aus dem Westerwald: Chefredakteur (komm.) Peter Burger (Zweiter von links) zeichnete mit ADAC-Vorstand Rudi Speich (rechts) und Polizeipräsident Karlheinz Maron (links) die Ersthelfer Jürgen Richter aus Hundsdorf, Michael Althofen aus Ransbach-Baumbach und Margarethe Hungsberg aus Hundsdorf aus.

Thomas Frey

Kavalier der Straße aus Volxheim: Chefredakteur (komm.) Peter Burger (rechts) zeichnete mit ADAC-Vorstand Rudi Speich (links) und Polizeipräsident Karlheinz Maron (Zweiter von rechts) den Ersthelfer Franz Dilly aus.

Thomas Frey

Gruppenbild mit den Kavalieren der Straße: Chefredakteur (komm.) Peter Burger (4. von rechts) zeichnete mit (von links) ADAC-Vorstand Rudi Speich und Polizeipräsident Karlheinz Maron die Kavaliere Jennifer Hehl, Michael Althofen, Susanne Maria Reineck, Jürgen Richter, Margarethe Hungsberg, Franz Dilly, Reinhard Wickert und Abdul-Kader Nassouh aus. Zu den ersten Gratulanten gehörten die Polizeibeamten Michaela Schulz (PI Hachenburg), Christian Kelling (PI Simmern), Olaf Schmidt (PW Höhr-Grenzhausen) und Werner Zorn (PI Straßenhaus).

Thomas Frey

Es ist ein Bild des Schreckens, das sich Abdul-Kader Nassouh an jenem Donnerstagmittag im April dieses Jahres bietet. Mit seinem Vater ist der 33-Jährige aus Hadamar auf dem Weg nach Köln, als er auf der Autobahn 3 bei Wittgert unvermittelt einen brennenden Reisebus auf dem Standstreifen sieht.
Der Bus ist völlig zerstört worden.
Der Bus ist völlig zerstört worden.
Foto: Sascha Ditscher
Nassouh stoppt sofort, läuft hin zu dem Bus und steigt durch die offene Seitentür hinein. „Im ersten Moment war ich geschockt. Denn in dem Bus saßen ein gutes Dutzend behinderte Menschen und haben geschrien“, erinnert sich der junge Mann. „Aber dann habe ich sofort begonnen, einen nach dem anderen nach draußen in Sicherheit zu tragen“, sagt Nassouh. „Für mich war es eine Selbstverständlichkeit zu helfen.“
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Video: Sascha Ditscher / Schnitt: Nina Borowski

Weil er mit seinem beherzten Handeln mit dazu beigetragen hat, dass eine Behinderten-Tanzsportgruppe aus Österreich letztlich nur mit dem Schrecken davongekommen ist, ist Abdul-Kader Nassouh von unserer Zeitung, dem ADAC Mittelrhein und dem Polizeipräsidium Koblenz mit 16 weiteren Männern und Frauen jetzt als „Kavalier der Straße“ ausgezeichnet worden.

„Uneigennützige Hilfsbereitschaft ist in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich. Sie alle haben in außergewöhnlichen Situationen Tatkraft und Mitmenschlichkeit an den Tag gelegt. Dafür gebührt ihnen zu Recht öffentliche Wertschätzung und ein ganz großes Dankeschön“, sagt Peter Burger, kommissarischer Chefredakteur der Rhein-Zeitung und ihrer Heimatausgaben, bei der Veranstaltung im ADAC-Haus in Koblenz. „Sie alle haben, teilweise unter Inkaufnahme der eigenen Gefährdung, Tolles und Vorbildliches geleistet“, fasst auch Polizeipräsident Karlheinz Maron die aktuellen acht Auszeichnungsfälle lobend zusammen.

Insgesamt hat die bundesweite Initiative deutscher Tageszeitungen seit 1959 annähernd 70.000 Verkehrsteilnehmer mit dem stilisierten „K“ ausgezeichnet. Allein die Rhein-Zeitung als Gründungsmitglied der Initiative ehrte bis dato mehr als 1500 Männer und Frauen für ihre Zivilcourage. Wie bedeutsam diese „positiven Beispiele von Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe“ (O-Ton Burger) gerade in Zeiten von Smartphone-Gaffern sind, zeigen Jahr für Jahr die Zahlen des Verkehrssicherheitsrates: 2016 kamen in Deutschland jeden Tag neun Menschen im Straßenverkehr ums Leben (insgesamt 3206), 396 666 wurden verletzt, alle acht Minuten gab es einen Schwerverletzten.

Die Kavalier-Urkunde des Bundesverkehrsministers sowie Anstecknadel und Plakette hat in Koblenz auch Reinhard Wickert aus Simmern persönlich entgegennehmen können. Im Oktober 2016 rettet er gemeinsam mit Heinz Jürgen Caspar aus Mengerschied auf der Landesstraße 162 bei Sargenroth ein eingeklemmtes Unfallopfer aus einem brennenden Fahrzeug und versorgt den Mann bis zum Eintreffen der Rettungskräfte.

Ebenso tatkräftig gehen Jennifer Hehl aus Daaden und Susanne Maria Reineck aus Seck zu Werke, als sie im Dezember 2016 zu einem Unfall auf der Landesstraße 281 bei Hachenburg im Westerwald kommen. Frontal sind ein Lkw und ein Pkw ineinander gekracht. Couragiert kümmern sich die beiden Frauen um den eingeklemmten Fahrer, bis der 31-Jährige von der Feuerwehr aus dem Wrack befreit und mit einem Rettungshubschrauber abtransportiert werden kann.

Bange Momente bis zum Eintreffen der Rettungskräfte erleben auch Margarethe Hungsberg und Jürgen Richter aus Hundsdorf sowie Michael Althofen aus Ransbach-Baumbach. Mit Motorrädern ist das Trio im Oktober des vergangenen Jahres unterwegs, als die drei im Wald zwischen Wittgert und Ransbach-Baumbach einen schwer verletzen Radfahrer entdecken. „Was uns besonders betroffen gemacht hat, ist, dass der Unfallverursacher ganz offensichtlich Fahrerflucht begangen hatte und auch leider nicht ermittelt werden konnte“, sagt Richter. Vorbildlich hingegen sichert er mit Hungsberg und Althofen die Unfallstelle auf der Kreisstraße 127 ab und kümmert sich um den 51 Jahre alten Verletzten.

108.157 Straßenverkehrsunfälle regis-trierte die Polizei von Januar bis September 2017 in Rheinland-Pfalz. Dabei kamen 142 Menschen ums Leben, die Zahl der Schwerverletzten lag bei 2758.

Erfolgreich Erste Hilfe leisten auch Franz Dilly aus Volxheim und Irmtrud Hofmann aus Langenlonsheim, als im November 2016 ein 60 Jahre alter Autofahrer aus dem Rhein-Main-Gebiet auf der K90 bei Volxheim die Schutzplanken und ein Brückengeländer durchbricht und mit seinem Wagen im Bachbett landet – bewusstlos und lebensgefährlich verletzt. Was Dilly besonders ärgert: Mindestens zwei Autos fahren teilnahmslos vorbei, ohne zu helfen. Zudem appelliert der Volxheimer dafür, jene „bekanntermaßen unfallträchtige Stelle“ auf der Kreisstraße 90 gezielt zu entschärfen.

„Wir werden den Kontakt zu den zuständigen Stellen suchen“, verspricht Rudi Speich, der beim ADAC Mittelrhein als Vorstand für das Ressort Verkehr und Technik amtiert. „Sie alle haben durch ihr geistesgegenwärtiges Verhalten vorbildliche Taten vollbracht. Jeder einzelne von ihnen hat Vorbildfunktion“, sagt Speich – und lädt alle Kavaliere der Straße zur Belohnung zum Truck-Grand-Prix im kommenden Jahr an den Nürburgring ein.

„Kavalier der Straße“: Vorbildliche Helfer im Straßenverkehr gesucht

Die Aktion „Kavalier der Straße“ wurde 1959 gegründet und wird getragen von rund 40 deutschen Tageszeitungen und soll das partnerschaftliche Miteinander im Straßenverkehr fördern – in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat und dem Bundesverkehrsministerium.

Ob Fußgänger, Auto-, Rad- oder Motorradfahrer: Wer anderen in einer Notlage geholfen, sich besonders vorausschauend oder rücksichtsvoll verhalten hat, kann als „Kavalier der Straße“ vorgeschlagen werden.

Auswahlkriterien können sein:

  • Erste-Hilfe-Leistungen nach Verkehrsunfällen
  • Rücksichtsvolles und partnerschaftliches Verhalten im Straßenverkehr, vor allem gegenüber Schwächeren und Gefährdeten, Behinderten, älteren Personen und Kindern
  • geistesgegenwärtiges Verhalten, das einen Unfall verhindert oder dessen Folgen verringert
  • unverzügliche Meldung oder Beseitigung von gefährlichen Verkehrshindernissen
  • wirksame Unterstützung bei der Vereitelung von Fällen, bei denen sich Unfallflüchtige der Verantwortung zu entziehen versuchen

Vorschläge schicken Sie bitte an die Postadresse:

Rhein-Zeitung, Chef vom Dienst, Stichwort: „Kavalier der Straße“, August-Horch-Straße 28, 56070 Koblenz, oder per E-Mail an: kavalier@rhein-zeitung.net

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