Dernbach. Vier Monate nach Bekanntwerden der Insolvenz der Katharina-Kasper-ViaSalus-Gesellschaft in Dernbach ist mit der katholischen Alexianer-Gruppe aus Münster ein Investor gefunden. Die Alexianer-Gruppe, eines des bundesweit größten katholischen Sozial- und Gesundheitsunternehmen, wollen 10 Prozent der Gesellschaftsanteile übernehmen und Schulden in Millionenhöhe begleichen. Doch wie geht es mit dem Herz-Jesu-Krankenhaus weiter? Darüber haben wir mit ViaSalus-Geschäftsführer Manfred Sunderhaus gesprochen.
Dabei lässt Sunderhaus, der erst seit Juni 2018 an der Spitze der Katharina-Kasper-Holding steht und seit März dieses Jahres ViaSalus-Geschäftsführer ist, keinen Zweifel daran, dass der Standort Dernbach erhalten bleibt und sicher ist. Man habe zwar die Möglichkeit ausgelotet, sich von der Krankenhaussparte zu trennen. „Doch im Ergebnis haben wir eine andere Lösung gefunden, die im Sinne der Gesellschafter ist“, sagte er. Damit bleibt die Herz-Jesu-Klinik im ViaSalus-Verbund. „Wir werden keine Einrichtungen schließen, aber wir müssen wirtschaftlicher und profitabler werden“, betonte Sunderhaus im Interview.
Da die Insolvenz des Dernbacher Gesundheitsdienstleisters in erster Linie auf das Klinikum Mittelmosel in Zell und das St. Elisabethen-Krankenhaus Frankfurt als Defizitbringer, die „das Fass zum Überlaufen brachten“, zurückzuführen sei, stehen in Dernbach zwar keine gravierenden Veränderungen an. Dennoch gibt es Sanierungsbedarf: „Auch in Dernbach haben wir wirtschaftliche Probleme und brauchen organisatorische Änderungen“, sagte Sunderhaus. Die medizinischen Fachbereiche sollen am Herz-Jesu-Krankenhaus aber in der jetzigen Struktur erhalten bleiben, eine Schließung von Abteilungen ist nicht geplant. Im Gegenteil: Die Tagesklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, die derzeit über 50 Plätze verfügt, soll laut Landeskrankenhausplan für 2019 bis 2025 um insgesamt 30 Plätze wachsen. „Wir werden in eine Gebäudeerweiterung investieren müssen“, kündigte Sunderhaus an. Beim Land werde man dafür einen Förderantrag stellen.
Der ViaSalus-Chef machte deutlich, dass in Dernbach keine weiteren betriebsbedingten Kündigungen vorgesehen sind. Der Sozialplan sieht vor, dass am Herz-Jesu-Krankenhaus 17 Vollzeitstellen abgebaut werden. Davon betroffen sind 28 Mitarbeiter von rund 615 Klinikbeschäftigten; ihnen wurde der Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten. „Darüber hinaus wird es keine Entlassungen geben“, bestätigte Sunderhaus. Auch die Zahl der Betten am Dernbacher Klinikum von derzeit 238 solle beibehalten werden. Bei der Sanierung gehe es zudem darum, bestehende Doppelstrukturen in der regionalen Krankenhauslandschaft abzubauen, mit anderen Klinikträgern zu kooperieren sowie Unternehmensbereiche zu zentralisieren, um Kosten zu sparen, sagte Sunderhaus. Im Detail wollte er sich aber nicht zum Sanierungskonzept für die einzelnen Einrichtungen äußern. Er will zum einen den Abschluss des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung abwarten. Zum anderen möchte er den Gesprächen mit den Alexianern als Darlehensgeber und Mitgesellschafter nicht vorgreifen. Der Investor solle in die Beratungen über konkrete Restrukturierungsmaßnahmen eingebunden werden.
Um ViaSalus für die Zukunft rentabler zu machen, setzt Sunderhaus auf drei Strategien: „Wir wollen mit Leistungssteigerungen von 1,5 Prozent über alle Abteilungen hinweg wieder in die profitable Zone kommen“, sagte er. Zudem sollen die Seniorenzentren, die eine schwarze Null schreiben, so gestärkt werden, dass sie für die Zukunft deutlich positive Ergebnisse bringen. Dadurch könnten Defizite in anderen Unternehmenssparten kompensiert werden. Zudem ist geplant, dass die Alexianer weitere Gesellschaftsanteile übernehmen. „Unsere Vision ist, dass ViaSalus und Alexianer ein Unternehmen werden“, sagte er. In einem größeren Verbund könnten Schieflagen besser ausgeglichen werden. In einem Unternehmen dieser Größenordnung hätte es keine Insolvenz gegeben, sagt Sunderhaus.
Derweil begrüßen die Dernbacher Schwestern, dass die Alexianer-Gruppe Mitgesellschafter bei ViaSalus wird. „Wir sind froh, dass wir einen konfessionellen Träger gefunden haben“, sagte Schwester Annemarie Pitzl, Provinzrätin der Armen Dienstmägde Jesu Christi. Die Gläubigerversammlung hat ebenfalls am Dienstag einstimmig dem Sanierungskonzept zugestimmt und damit den Einstieg der Alexianer bei ViaSalus abgesegnet. Entsprechend wird der Insolvenzplan, durch den die Unternehmensgruppe saniert wird, in Kürze beim Insolvenzgericht in Montabaur eingereicht. Das Verfahren soll am 31. Juli abgeschlossen sein, kündigte Sunderhaus an.
Von unserer Redakteurin Stephanie Kühr