Kaiserslautern

Gerichtsverhandlung in Kaiserslautern: Beim Polizistenmord von Kusel fielen insgesamt 20 Schüsse

Von Wolfgang Jung, dpa
Die Gewalttat in der Pfalz sorgte bundesweit für Entsetzen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Die Gewalttat in der Pfalz sorgte bundesweit für Entsetzen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Im Mordprozess um zwei getötete Polizisten nahe Kusel (Pfalz) hat der Nebenangeklagte Florian V. in den Vernehmungen den Hauptangeklagten Andreas S. für die Schüsse auf die Beamten verantwortlich gemacht.

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Florian V. sagte aus, dass sein Komplize bei der nächtlichen Fahrzeugkontrolle gesagt habe: „Wie, Jagdwilderei?“ Dann habe „es auch schon geknallt“. So zitierte eine Ermittlerin im Landgericht Kaiserslautern den Mann. Die Polizistin sei „von der Wucht umgerissen worden“. Auch auf deren Kollegen habe der 39-jährige Andreas S. allein geschossen. Florian V. sagte aus, er habe zwei Schüsse gehört und einen Schmerzensschrei wahrgenommen. Nach den Schüssen habe Andreas S. ihm befohlen, nach verlorenen Papieren zu suchen und ihm gedroht, er werde ihn „sonst daneben legen“.

Während die Ermittlerin die Aussagen vortrug, machte sich Andreas S. Notizen. Als der Richter daraufhin meinte, er nehme es sehr genau, brauste der 39-Jährige auf. „Herr Vorsitzender, Sie sagen, ich sei ganz genau. Worum geht's denn hier? Es geht ja nicht um zwei Kaugummis.“

Auf Nervosität folgt Sachlichkeit

Eine weitere Ermittlerin sagte, in einer ersten Vernehmung habe Florian V. noch am Tattag am 31. Januar drei Stunden lang auf eigenen Wunsch ohne Anwalt ausgesagt. Der 33-Jährige sei nervös, dann aber sachlich gewesen. Man habe ihn als authentisch wahrgenommen. „Es gab für uns keine erkennbaren Widersprüche.“

Die Polizei hatte kurz nach der Tat auch den Hauptangeklagten Andreas S. vernommen. Der 39-Jährige sei ruhig und freundlich gewesen und habe gedankt, dass die Handfesseln nicht zu fest angezogen seien, sagte ein Ermittler. Zur Sache habe sich der Mann nicht geäußert. Im Prozess sagte Andreas S. dann, er habe zwar den Polizisten mit einem Gewehr erschossen, allerdings in einer Art Notwehrlage. Die Polizistin wiederum wurde von Florian V. erschossen.

Die Ermittler gehen allerdings von einem Schusswechsel zwischen dem Polizisten und Andreas S. aus, der Jagdwilderei verdecken wollte. Der 29-jährige Polizeikommissar soll dabei seine Dienstpistole leergeschossen haben, aber ohne den Angreifer zu treffen.

Laut einem Ermittler fielen insgesamt 20 Schüsse: 14 aus der Polizeidienstpistole, drei aus einer Flinte und drei aus einem Jagdgewehr. Das habe die Auswertung von Spuren am Tatort ergeben.