Region

Geimpfte und Getestete: Wie das Land Touristen in die Städte locken will

Von Michael Bauer
Rheinland-Pfalz will künftig noch mehr mit seinen malerischen Städten wie Bernkastel-Kues wuchern, um Touristen anzuziehen. Foto: Sina Ettmer
Rheinland-Pfalz will künftig noch mehr mit seinen malerischen Städten wie Bernkastel-Kues wuchern, um Touristen anzuziehen. Foto: Sina Ettmer

Der Tourismus in Rheinland-Pfalz hat wegen der Corona-Pandemie und der staatlich verhängten Schließungen von Hotels, Pensionen, Gaststätten und Freizeiteinrichtungen einen beispiellosen Einbruch erlitten. Besonders stark betroffen sind Städte- und Geschäftsreisen. Auch wenn noch nicht klar ist, wann die Politik wieder lockert und Städtereisen wieder möglich werden: Die Planungen für den Neustart laufen in den Kommunen, beim Tourismusmarketing und im Wirtschaftsministerium auf vollen Touren.

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„Die Tourismusverantwortlichen in unseren Städten stecken nicht den Kopf in den Sand“, sagt der geschäftsführende Direktor des Städtetags Rheinland-Pfalz, Michael Mätzig. Die Städte hätten die Zeit sinnvoll und kreativ genutzt und eine Reihe neuer Konzepte und Ideen entwickelt. So gibt es jetzt beim Tagungstourismus eine „neue und so noch nicht da gewesene“ Zusammenarbeit der Städte Mainz, Ludwigshafen, Koblenz, Trier, Kaiserslautern und Worms. Gemeinsam haben diese Städte das Convention Bureau Rheinland-Pfalz gegründet. Ziel ist es, Tagungen und Kongresse gemeinsam zu vermarkten, zu profilieren und den Tagungs- und Kongressstandort Rheinland-Pfalz weiterzuentwickeln. „Hier sind wir uns ganz sicher: Weitere Städte werden sich in naher Zukunft an dem Projekt beteiligen“, erklärt Mätzig.

Urlaub in der eigenen Stadt

Hinzu kommen nach seinen Angaben neue Angebote und Kampagnen. „Staycation“ etwa. Das Konzept wendet sich an Koblenzer, die Urlaub in der eigenen Stadt machen wollen – mit einem vielseitigen Rahmenprogramm. Das werde sehr gut angenommen, sagt Mätzig. Doch klar ist auch: Alle Aktionen liegen an der Corona-Kette.

Die Marketinggesellschaft Rheinland-Pfalz Tourismus (RPT) geht davon aus, dass Urlauber aufgrund von Lockdown und Pandemie kurzfristig buchen. „Aufgrund dessen ist es notwendig, auf die Möglichkeiten in der Destination vorab aufmerksam zu machen“, erklärt RPT-Geschäftsführer Stefan Zindler. Das könne sowohl über Marketingkampagnen als auch über digitale Angebote wie virtuelle Stadtführungen, Videos oder neue Apps erreicht werden.

Darüber hinaus weiten einige Städte ihre Angebote auch inhaltlich aus, um neue Zielgruppen anzusprechen, sagt Zindler. So wird die Verbindung zwischen Stadt und der Natur im Umland verstärkt in den Mittelpunkt gestellt. „Viele Städte in Rheinland-Pfalz sind hervorragend an die vielfach ausgezeichneten Premiumwanderwege wie den Rhein- oder den Moselsteig angebunden, liegen entlang der Strecke von Radrouten und können so eine attraktive Verknüpfung von Städte- und Aktivurlaub anbieten wie kaum ein anderes Bundesland“, erklärt er.

Mit der neuen Jahreskampagne „Schatzkammer Rheinland-Pfalz – Wege zu den Ursprüngen“ will die Marketingagentur Urlauber für einen Aufenthalt in Rheinland-Pfalz gewinnen, sobald touristisches Reisen in Deutschland wieder möglich wird. „Dazu zählt auch ganz explizit der Städteurlaub, den wir über unsere kulturellen Schaufensterthemen in den Fokus rücken“, betont Zindler.

Geschäftstouristen als Zielgruppe

Darüber hinaus wollen die Marketingexperten das Thema Geschäftstourismus stärker ins Blickfeld rücken. Dieser soll im Sinne eines „Tagungsgenusses“ weiterentwickelt werden, kündigt Zindler an. „Gemeint sind genussvolles Tagen in Städten und auf dem Land mit hochwertigen Rahmen- und Anschlussprogrammen, Seminare, Incentive-Reisen mit Kulinarik, Wein und Outdooraktivitäten, regionaltypische Tagungsorte und Unterkünfte“, erläutert Zindler.

Unterstützt wird die Marketinggesellschaft dabei vom Wirtschaftsministerium. „Die Tourismusstrategie Rheinland-Pfalz 2025 verfolgt das Ziel, stärker auf Kooperationen im Tourismus wie im touristischen Marketing zu setzen“, erklärt Sprecherin Nicola Diehl. Dabei geht es darum, „Tourismus breiter zu denken“ und örtliche oder regionale Betriebe stärker in touristische Konzepte und Marketing einzubinden. Wichtig seien zudem die gemeinsame Vermarktung von Städten, benachbarten Ortschaften und Regionen sowie die Verknüpfung von Angeboten in Stadt und Land.

Dass die Bemühungen dabei nicht an den Landesgrenzen haltmachen dürfen, darin sind sich Wirtschaftsministerium und Rheinland-Pfalz Tourismus einig. „Die Gästeströme orientieren sich nicht an Länder- oder Stadtgrenzen“, erklärt die Ministeriumssprecherin. „Weder Gäste noch die Touristiker unterscheiden mittlerweile zwischen Landesgrenzen“, sagt auch Marketingexperte Zindler. „So wissen wir, dass die länderübergreifende Vermarktung zum Beispiel im Lahntal, in Rheinhessen, am Rhein, in der Eifel und dem Westerwald schon erprobt ist und gut funktioniert.“ Michael Bauer