Berlin

Ein Masterplan für die Freizeitschifffahrt: Was er für Rheinland-Pfalz bedeutet

Von Andreas Hoenig
Ein Masterplan für die Freizeitschifffahrt Foto: dpa

Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel – das haben immer mehr Menschen in Deutschland. Im Urlaub oder am Wochenende ein Haus- oder Sportboot zu mieten und über Seen und Flüsse zu tuckern oder Kanutouren zu machen, das boomt. Die Infrastruktur aber ist oft veraltet, viele Schleusen stammen aus Kaisers Zeiten, und es fehlen Wasserwanderrastplätze. Um das schrittweise zu verbessern, hat das Bundesverkehrsministerium nun einen „Masterplan Freizeitschifffahrt“ erarbeitet.

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Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte in Berlin, Ziel sei es, die Infrastruktur auszubauen und Freizeit und Ökologie noch besser in Einklang zu bringen. Die Zahl der Freizeitboote steige seit Jahren kontinuierlich, das Potenzial sei groß. Insgesamt summieren sich die Binnenwasserstraßen demnach auf rund 7300 Kilometer Länge – das entspricht Luftlinie der Entfernung von Berlin nach Peking. Dazu kämen weitverzweigte Nebenflüsse und unzählige Seen, etwa das Gebiet um Müritz, Havel und Spree.

Nach einem mehr als einjährigen Dialogprozess mit Verbänden soll der neue Masterplan nun einen „Paradigmenwechsel“ einleiten. Die Wasserstraßeninfrastruktur soll künftig stärker auf die Bedarfe des Freizeitverkehrs ausgerichtet werden, der zunehmend unterstützt und gefördert werden soll. Die Anforderungen und Bedürfnisse der Freizeitschifffahrt seien gewachsen. Denn auch die Nachfrage ist gestiegen: „Wir haben einen Wassersportboom“, sagte Karsten Stahlhut, Geschäftsführer des Bundesverbands Wassersportwirtschaft. „Paradebeispiel ist Stand-up-Paddling. Auch Haus- und Sportboote oder Kanus boomen.“ Urlaub in Deutschland sei immer mehr im Trend. Die Corona-Krise könne das noch verstärken.

Auch im Masterplan heißt es, wegen der klimapolitischen Erwägungen sowie der Auswirkungen der Corona-Pandemie sei zu erwarten, dass sich der Trend zum Inlandstourismus weiterhin verstärkt. „Es gibt aber eine Reihe von praktischen Problemen“, sagte Stahlhut. „Vor allem die Schleusen sind altersgemäß oft in einem schlechten Zustand. Das Durchschnittsalter beträgt 105 Jahre. Wenn bei Rundfahrten aber eine Schleuse kaputt ist, kann die ganze Fahrt nicht mehr gemacht werden.“

Der Wassertourismus sei auf funktionierende Schleusen und Wehre, nutzerfreundliche Öffnungs- und Bedienzeiten, Steganlagen und Wasserwanderrastplätze angewiesen, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands, Norbert Kunz. „In den vergangenen Jahren ist die Infrastruktur der Freizeitwasserstraßen jedoch zusehends verfallen. Bis zu 30 Prozent der Schleusen sind sanierungsbedürftig.“ Dieser Investitionsstau müsse nun beseitigt werden. „Durch den Masterplan erhoffen wir uns einen Schub für den Wassertourismus, auch in Richtung eines eigenständigen Haushaltstitels im Bundeshaushalt für Freizeitwasserstraßen.“

Konkrete Summen fehlen allerdings im Masterplan. Technisch heißt es dort: „Infolge einer ungünstigen Altersstruktur und langjähriger Investitionsdefizite weist die Infrastruktur der Bundeswasserstraßen insgesamt einen hohen Erhaltungs- und Ersatzbedarf auf.“ Die vorhandene Infrastruktur soll nun „bedarfsgerecht instand gesetzt und angepasst“ werden. Dazu müsse die Priorisierung von Investitionen überarbeitet werden.

In dem Masterplan sind daneben viele einzelne Maßnahmen aufgeführt, die bereits auf den Weg gebracht wurden oder nun gebracht werden sollen. So soll bei Schleusen etwa häufiger angezeigt werden, wie lange die Nutzer warten müssen, außerdem soll es im Vorfeld der Schleusen mehr Haltegriffe geben und mehr Anlege- und Liegestellen. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes will dort, wo kein Schleusenpersonal benötigt wird, zudem die Automatisierung sowie die Fern- und Selbstbedienung von Schleusen vorantreiben.

Der Masterplan sieht weiterhin vor, dass es mehr Wasserwanderrastplätze geben soll, mehr Kraftstoff- und Stromtankstellen sowie Versorgungs- und Entsorgungsstellen. „Mit der Vorlage des Masterplans ist ein guter Anfang gemacht“, sagte ADAC-Tourismuspräsident Karlheinz Jungbeck. „Jetzt beginnt jedoch die eigentliche Arbeit, den Plan mit konkreten Maßnahmen zugunsten der Wassersportler zu füllen.“

Von Andreas Hoenig