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Ahrtal

Die Lehren aus der Flut: Wie sehen Orte in der Zukunft aus?

Von Ursula Samary
"Wir müssen vor allem die Vorwarnzeit verlängern, um mehr Zeit zu gewinnen. Dazu brauchen Gewässer mehr Raum", sagt Lothar Kirschbauer.
"Wir müssen vor allem die Vorwarnzeit verlängern, um mehr Zeit zu gewinnen. Dazu brauchen Gewässer mehr Raum", sagt Lothar Kirschbauer. Foto: privat

Die Flutkatastrophe an der Ahr zerstörte Neubaugebiete, aber auch alte, gewachsene Ortskerne. Welche Konsequenzen müssen folgen, wenn Tränen getrocknet und Trümmer beseitigt sind? Sind mehr Grünflächen notwendig? Mehr Abstände zwischen den Häusern? Wie können die Menschen beim Wiederaufbau lernen, wieder mehr mit der Natur und nicht gegen die Natur zu bauen? „Wir müssen vor allem die Vorwarnzeit verlängern, um mehr Zeit zu gewinnen. Dazu brauchen Gewässer mehr Raum“, sagt Prof. Dr. Lothar Kirschbauer, Experte für Siedlungswasserwirtschaft und Wasserbau an der Hochschule Koblenz. Aber auch die behördliche Vorwarnung müsse verbessert werden – etwa auch an kleineren Gewässern und mit zusätzlichen Niederschlagsmessungen in den Einzugsgebieten.

Lesezeit: 3 Minuten
Meldesystem: Für den Experten war die Horrornacht vom 14./15. Juli möglicherweise sogar ein Ereignis, das nur alle 5000 bis 10.000 Jahre vorkommt. Das jedenfalls legen seine Berechnungen nahe. Denn die Wasserstände hätten weit über denen des Hochwassers vom 21. Juni 1804 gelegen, wie er unserer Zeitung sagt. Der teils vorhandene ...
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Ingenieurkammer hilft mit Experten, die Schäden begutachten

In der Ahrregion sind viele Gutachter der Versicherungen unterwegs, um die Schäden an den in der Flutnacht schwer getroffenen Gebäuden zu untersuchen. Wer auf diese Fachleute nicht zurückgreifen kann, findet passende Ansprechpartner auch auf der Internetseite der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, wie Präsident Horst Lenz betont. Unter www.ing-rlp.de finden sich sehr viele Hinweise auf Experten, die gern weiterhelfen, teilweise auch kostenlos. Die Liste derer, die Schäden an Statik, Baugrund oder auch die Stabilität an Hängen bewerten können, ist lang. Auch für Lenz handelt es sich bei dieser Flut nicht „um ein klassisches Hochwasser“, wie man es von Rhein und Mosel kenne. Trotzdem würden alle künftig mehr auf die bisher bereits bestehenden Hochwasser- und Starkregenkarten schauen. Zudem sollte künftig Regenwasser nicht einfach nur in Rohren verschwinden. Es sei mehr über Gräben und auch Dachbegrünung nachzudenken. Da die Preise im Ahrtal zuletzt ins schier Unermessliche geschossen seien, müsse auch aus wirtschaftlichen Gründen darüber nachgedacht werden, mehr mehrgeschossige Gebäude zu errichten. Es würden zudem unnötig Flächen versiegelt, wenn über eingeschossigen Supermärkten nicht noch Wohnungen oder Büros vorgesehen werden.

In dem auch von Wassermassen getroffenem Kreis Bitburg-Prüm kann der Wiederaufbau schon konkret geplant werden. Wie Lenz berichtet, hat man alle Ingenieurbüros an einen Tisch geholt, damit die Infrastruktur in den einzelnen Gemeinden wiederhergestellt wird. Dabei sollen sich die Büros die Arbeiten aufteilen, die – so Lenz – möglicherweise in dieser Woche noch vergeben werden könnten. „Diese Aufträge haben jetzt Vorrang, andere müssen zurückstehen“, da man in der Regel die gleichen Maschinen und Fachleute brauche. Da die Auftraggeber in der Regel auch dieselben seien, fürchte man keine Konventionalstrafen. Nach der Flut würden viele Menschen erst erkennen, „wie viele Schätze in der Erde liegen“ – ob Wasserrohre, Kanäle, Glasfaser oder Stromleitungen. us

Flutkatastrophe im Ahrtal
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