Das Klischee von der feierwütigen Jugend
Unverantwortliche Jugend? Besonders jungen Menschen wird häufig vorgeworfen, das Virus auf die leichte Schulter zu nehmen und Kontaktbeschränkungen zu ignorieren. Kürzlich gab es beispielsweise eine illegale Schülerparty auf dem Schulhof des Cochemer Gymnasiums, bei der ein 17-jähriger Schüler sogar lebensbedrohlich verletzt wurde. Doch alle gängigen Studien zeigen bisher: Solche Vorfälle sind die Ausnahme.
83 Prozent der jungen Menschen in Deutschland halten sich an die Maßnahmen, die zum Eindämmen des Coronavirus gefasst wurden. Jeder Vierte würde sogar noch strengere Maßnahmen befürworten. Das ergab die Jugendstudie der TUI-Stiftung, die Ende Oktober vorgestellt wurde – also noch vor dem zweiten Lockdown. Aber an der Grundeinstellung der jungen Menschen dürfte sich seitdem nicht viel geändert haben. Marcus Spittler vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), der die Studie wissenschaftlich begleitete, sagt: Wer sich unter den jungen Menschen an die Maßnahmen halte, tue dies vor allem, um die Gesundheit anderer zu schützen. Seine Erkenntnis lautet: Jugendliche und junge Erwachsene sind durchaus bereit zum Verzicht. Immerhin sind Klubs und Diskotheken schon seit dem ersten Lockdown im März geschlossen. 42 Prozent empfinden deshalb die eingeschränkten sozialen Kontakte als besonders belastend. Für 40 Prozent sind die eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten auf Platz zwei der Leidensskala, gefolgt vom Verzicht auf Reisen und Mobilität (32 Prozent). Erst auf Platz vier folgt das Partyverbot – 29 Prozent leiden der Studie zufolge darunter. pie