Die erste Frauenministerin in Rheinland-Pfalz klagte 1991 noch darüber, dass der Mann an erster Stelle genannt wird. Auch die jetzige Ressortchefin Katharina Binz (Grüne) sagt: „Es gibt noch viel zu tun, bis wir die tatsächliche Gleichstellung erreicht haben.“ Die Landesverfassung enthalte den klaren Auftrag, die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu verwirklichen. „Daher werde ich mich als Frauenministerin mit aller Kraft unter anderem dafür einsetzen, dass Frauen die gleichen beruflichen Chancen haben, die gleiche Bezahlung erhalten, dafür, dass Frauen entsprechend ihrem Anteil in der Bevölkerung in Parlamenten und Gremien vertreten sind, und dafür, dass Frauen sich sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft in Führungspositionen wiederfinden, die ihnen Gestaltungsmacht verleihen.“
Binz ist die siebte Amtschefin im Frauenministerium. Die erste Staatsministerin für die Gleichstellung von Frau und Mann war Jeanette Rott-Otte (SPD), von 1991 bis 1994 erfüllte sie diese Aufgabe im Kabinett von Rudolf Scharping (SPD). In einer Plenardebatte sagte Rott-Otte im März 1992: „Die Frauenpolitik in Rheinland-Pfalz hat ihren Stellenwert mit der Einrichtung des Ministeriums für die Gleichstellung von Frau und Mann gefunden, und ich betone nochmals: von Frau und Mann – denn es wird immer wieder zuerst der Mann genannt.“ Als vorrangiges Ziel ihrer Arbeit nannte sie die Verbesserung der Situation von Frauen im Beruf.
So wurde 1992 ein arbeitsmarktpolitisches Programm zur Ein- oder Wiedereingliederung von Frauen ins Erwerbsleben gestartet mit Seminaren für Frauen, die nach einer Familienzeit wieder in den Beruf zurückkehren wollen. Daraus entwickelte sich 2003 die Beratungsstelle „Frau & Beruf“ mit Ansprechpartnern für Frauen in allen beruflichen Lebenssituationen. Auch der Landesfrauenrat wurde 1992 gegründet, in dem sich rund 35 Frauenorganisationen zusammengeschlossen haben.
Unter der zweiten Frauenministerin Rose Götte (SPD) trat 1995 das Landesgleichstellungsgesetz in Kraft, womit erstmals gesetzliche Regelungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst eingeführt wurden. 2015 wurde eine Neufassung dieses Gesetzes verabschiedet. 1992 gab es auch eine Verwaltungsvorschrift „Geschlechtsgerechte Amts- und Rechtsprache“ – das Gendern ist also keine neue Diskussion.
Die dritte und die vierte Frauenministerinnen sind heute noch politisch aktiv: Doris Ahnen (2001 bis 2006) als Finanzministerin und Malu Dreyer (2006 bis 2011) als Ministerpräsidentin. Mit Irene Alt wechselte das Ressort 2011 von der SPD zu den Grünen. 2016 folgten ihr Anne Spiegel und in diesem Jahr Katharina Binz.
„Wir haben in den vergangenen 30 Jahren große frauenpolitische Fortschritte erzielt“, sagt Ministerin Binz. „Wir haben in Rheinland-Pfalz in dieser Zeit eine weit verzweigte und gut vernetzte, frauenpolitische Infrastruktur aufgebaut und institutionalisiert.“ Auch habe die Frauen- und Gleichstellungspolitik in den vergangenen Jahren an Akzeptanz gewonnen, in der Politik wie in der Gesellschaft. Die Bedeutung von Frauenpolitik finde heute mehr Beachtung denn je. „Das war kein einfacher Weg, und es gab viele Widerstände, die aus dem Weg geräumt werden mussten.“
Nur vier der insgesamt 16 Bundesländer haben ein Ministerium, das die Frauen bereits im Namen führt – in Rheinland-Pfalz inzwischen als Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Acht weitere haben die Ressortbezeichnung Gleichstellung in der Bezeichnung des Ministeriums. Die 16 Bundesländer in der Gleichstellungsministerkonferenz werden zurzeit von 14 Frauen und zwei Männern vertreten.