Januar bis März 2011: Riesch ist besser als die (Ex-) Freundin

Maria Riesch
Da ist sie, die heiß ersehnte Kugel: Maria Riesch freut sich über den Sieg im Gesamt-Weltcup. Foto: DPA

Die alpinen Skistars Maria Riesch und Lindsey Vonn liefern sich ein erbittertes Duell um den Gesamtweltcup. Am Ende gewinnt die Deutsche die Kugel – und verliert einen Hochzeitsgast.

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Am Ende spielt das Wetter Schicksal. Der alpine Wanderzirkus ist in Lenzerheide angekommen, am Ziel einer 16 Stationen dauernden Weltreise der besten Skifahrerinnen.

Es gibt noch eine Frage zu beantworten, die Frage aller Fragen. Riesch oder Vonn? Maria Riesch und Lindsey Vonn, beide 26 Jahre jung, als gute Freundinnen in den Winter gestartet, treffen sich zum ultimativen Duell in der Schweiz. Zum Duell um den Sieg im Gesamtweltcup, der Krone des alpinen Skisports. Sie kürt die beste Allrounderin, die komplette Athletin auf zwei Brettern, die punkten kann in Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und, wenn irgend möglich, auch im Slalom. Alle vier Wettbewerbe sollen in Lenzerheide gefahren werden. Das Wetter ist schlecht.

Riesch ist mit einem schmalen Vorsprung vor Vonn angereist, in der Abfahrt übernimmt die US-Amerikanerin die Führung. Es ist Anfang März, da war früher Winter. Früher. Jetzt regieren Dauerregen und Nebel, selbst in den Alpen. Der Klimawandel dreht den Athleten mal wieder eine lange Nase. Und die Frauenfreundschaft leidet.

Der Super-G fällt ins Wasser, Nachteil für die Speedspezialistin Vonn. Nur noch zwei Rennen bleiben, Slalom und Riesenslalom, Vorteil für die Deutsche. Sie nutzt ihn: Nach dem Slalom führt wieder Riesch. Mit lächerlichen drei Punkten Vorsprung nach 33 Rennen. Sie sagt: „So eng, wie es jetzt hergeht, ist es egal, ob man drei Punkte vorn oder hinten liegt.“ Sie irrt.

Rennen 34 fällt aus, auch der Riesenslalom wird nicht gestartet. Der Winter hat seine letzte Entscheidung gefällt. Maria Riesch ist Siegerin im Gesamtweltcup. Ein Kunststück, das nur zwei deutsche Frauen vor ihr schafften: die legendäre Rosi Mittermaier (1976) und Katja Seizinger (1996 und 1998). Maria Riesch ist die Königin des alpinen Skisports, man darf sich ehrlich mit ihr freuen. Das tun nicht alle.

Lindsey Vonn weiß, wie sie sich anfühlt, die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup; wie er sich anfühlt, der Triumph. Sie hat ihn 2008, 2009 und 2010 erlebt. Aber sie kann nicht gönnen. Auch nicht Maria Riesch. „Ich wollte nur eine Chance. Ich fühle mich am Boden zerstört“, lässt Vonn verkünden. Auf eine herzliche Gratulation ihrer Freundin wartet Riesch vergebens. „Von ihr kam nichts“, sagt sie. An den Tatsachen ändert das nichts. Die Deutsche lag bei 30 von 33 Saisonwettbewerben in der Gesamtwertung vor Vonn – und ist zweifelsfrei die verdiente Siegerin.

Der alpine Wanderzirkus ist längst wieder unterwegs, Maria Riesch ist verheiratet, heißt jetzt Höfl-Riesch, und Lindsey Vonn war trotz Einladung nicht bei der Hochzeitsfeier. Die dominierenden Fahrerinnen der Neuzeit haben offiziell wieder Frieden geschlossen, sind aber auch weiter härteste sportliche Rivalinnen im Kampf um die Krone des alpinen Skisports. Wer auf diesem Niveau eine Freundschaft pflegen will, braucht viel Stärke. Und muss zuallererst das Verlieren gelernt haben.

Von unserem Redakteur Alessandro Fogolin

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