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Simmern

Modellprojekt gestoppt: Kreisausschuss hat Problem mit der Suchthilfe

Von Volker Boch
Kreisausschuss hat Problem mit der Suchthilfe Foto: Ilka Burckhardt

Der Kreisausschuss ignoriert dringende Warnrufe von Experten zur Suchtproblematik in der Region. Dieses Signal sendete die Sitzung des Ausschusses am Montag aus, in der es um die zweijährige Verlängerung eines Zuschusses von jährlich rund 55.000 Euro ging. Diesen Betrag möchten die CDU-Fraktion mit Landrat Marlon Bröhr an der Spitze und der grüne Abgeordnete Hans Dunger unter Protest aller anderen Fraktionen lieber anderweitig verwenden – oder ganz einsparen.

Lesezeit: 4 Minuten
Seit 2011 gab es ein vom Kreis unterstütztes Case Management, eine fallbezogene Beratung bei Suchtproblemen. Eine entsprechende Planstelle war bei Caritas und Diakonischem Werk verankert, der Kreis förderte diese Stelle mit einer Beteiligung von rund 70 Prozent. Wie stark sich die fachliche Arbeit in den vergangenen Jahren verändert hat, stellte ...
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Kommentar: Liebesgrüße an den eigenen Landrat

Volker Boch zur Ablehnung des Sucht-Präventivmodells

Manchmal muss eine Formulierung klar sein. Diese hier ist es: Das war daneben. Es war der CDU-Fraktion anzumerken, wie sie sich im Kreisausschuss mühte, Argumente zu finden, um dem Wunsch ihres Landrates Marlon Bröhr zu folgen, diese 55.000 Euro von der Ausgabenliste zu streichen. Ausschussmitglieder, denen in dieser Frage eine fachliche Expertise nur in begrenztem Maße zuzugestehen sein dürfte, verstiegen sich zu abenteuerlichen Aussagen bis hin zur geradezu unverschämten Behauptung, dass das Modellprojekt ein Versuch sei, „Haushaltsreste“ zu verteilen. Vielleicht haben Menschen, die so etwas von sich geben, das Glück, keine Begegnungen mit Suchtproblemen in ihrem Leben oder im persönlichen Umfeld zu haben. Das ist ihnen zu wünschen, aber gleichzeitig auch etwas mehr gesellschaftlicher Weitblick.

Spätestens wenn Experten der eigenen Verwaltung davor warnen, das angedachte Projekt abzulehnen, weil sonst langfristig die Kosten steigen, müssten gerade bei der Kreis-CDU die Warnleuchten anspringen. Zuletzt hatte diese den – oft wohl vor allem von persönlichen Idealen geprägten – Sparkurs von Landrat Marlon Bröhr doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit mitgetragen. Die Frage sei erlaubt, ob die Fraktion inhaltlich und wirtschaftlich über das Ende der laufenden Legislatur hinausdenkt.

Einmal mehr ist es der CDU mithilfe des Grünen Hans Dunger, dessen Partei sich auf Landesebene für Präventionsarbeit bei Suchtthemen stark macht, gelungen, den Landrat zu stützen. Auf diese Weise wurde ein Thema abgeräumt, das Marlon Bröhr nicht behagte. Dass der CDU-Abgeordnete Wolfgang Spitz im Kreisausschuss gegen das Modell stimmte, nachdem er zuvor im Jugendhilfeausschuss noch dafür votiert hatte, ist dabei nur eine kleine Pointe dieser peinlichen Posse, die das Lächeln des Betrachters angesichts des ernsten Themas gefrieren lässt. Ob es „gute“ Kreispolitik ist, stoisch dem situativen Sinneswandel ihres Landrates zu folgen, sollte sich die CDU überlegen. Am besten gleich bei ihrer Klausurtagung, die in wenigen Tagen auf Mallorca beginnt.

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