Verbraucherschützer kritisieren Tierhaltung: Gesunde Eier von kranken Hühnern?

Das Betriebsgelände der Firma Bayern-Ei nahe Aiterhofen (Bayern).
Das Betriebsgelände der Firma Bayern-Ei nahe Aiterhofen (Bayern). Foto: dpa/jo (m)

Bei keinem Tierprodukt gibt es so viel Transparenz wie beim Ei: Ob Bio- oder Bodenhaltung – das verrät der aufgedruckte Code. Über die Gesundheit der Hennen erfährt der Verbraucher aber nichts. Dass muss sich ändern, fordert die Verbraucherorganisation Foodwatch. Denn trotz des Verbots von Käfigbatterien würden viele Legehennen in Deutschland nicht artgerecht gehalten.

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Die auf maximale Leistung gezüchteten Tiere seien anfällig für Krankheiten und oft verhaltensgestört. „Federpicken und Kannibalismus sind weit verbreitet“, kritisiert Foodwatch in seinem Bericht, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Missstände gibt es demnach auch in Biobetrieben. Denn wie gesund die Hennen sind, hängt laut Foodwatch nicht unbedingt von der Haltungsform oder der Betriebsgröße ab.

Schnabelkürzel angeprangert

Der Verband prangert auch die Praxis des Schnabelkürzens an, die in der deutschen Legehennen-Haltung nicht die Ausnahme, sondern die Regel sei. Mit dem Eingriff soll verhindert werden, dass die Tiere sich durch aggressives Picken gegenseitig verletzen. In der Ökohaltung kommt diese Methode zwar nicht zur Anwendung – umso schlimmer sind laut Foodwatch dort die Probleme durch verhaltensgestörte Tiere.

Studien mehrerer Universitäten zeigen dem Report zufolge außerdem, dass etwa jede zweite Henne Brustbeinschäden hat. Weil die Legeleistung von anfangs 27 Eiern im Monat schnell nachlasse, würden die Hennen üblicherweise bereits nach einer Legeperiode geschlachtet. 6 bis 18 Prozent der Tiere seien in so schlechter Verfassung, dass sie diesen Zeitpunkt schon gar nicht mehr erlebten.

Tierhaltung soll nachprüfbar werden

Foodwatch fordert deshalb gesetzliche Vorgaben und Kontrollen im Betrieb. So müssten etwa Gefiederzustand, Kammfarbe, Parasitenbefall und Sterblichkeitsrate systematisch erfasst und alle Ergebnisse öffentlich gemacht werden. „Das schafft Transparenz vom Hersteller bis zum Handel und vergrößert den Anreiz für die Betriebe, sich an Vorgaben zu halten“, heißt es in dem Report. Wer dauerhaft dagegen verstößt, darf nach den Vorstellungen der Organisation seine Eier nicht vermarkten und verliert schlimmstenfalls die Lizenz.

„Niemand hat ein Recht auf billige Tierprodukte. Den Preis dafür bezahlen bislang die Tiere mit ihrem Leid“, begründet der stellvertretende Foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt den Vorstoß. Die Haltungsbedingungen der Nutztiere von individuellen Kaufentscheidungen abhängig zu machen, ist seiner Meinung nach nicht zu rechtfertigen. Wenn die Gesellschaft Tiere als leidensfähige Wesen ansehe und deren Produkte nutzen wolle, seien tiergerechte Lebensbedingungen eine Grundvoraussetzung.

Ermittlungen gegen die Firma Bayern-Ei

Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft Regensburg gegen die Firma Bayern-Ei aus Aiterhofen in Niederbayern. „Es wird geprüft, ob die Firma gefährliche Lebensmittel in den Verkehr gebracht hat“, sagte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler. Er bestätigte entsprechende Berichte des Bayerischen Rundfunks und der „Süddeutschen Zeitung“. Bayern-Ei steht im Verdacht, einen Salmonellen-Ausbruch in Europa mit zwei Toten und Hunderten Erkrankten im vergangenen Jahr verursacht zu haben. Wenn sich der Verdacht erhärtet, werden die Ermittlungen auf fahrlässige Tötung ausgeweitet, erläuterte Ziegler.