Stuttgart

Endspurt im Stimmenfang

So sieht der Stimmzettel aus.
So sieht der Stimmzettel aus. Foto: dpa

Kurz vor dem Volksentscheid am Sonntag herrscht in Baden-Württemberg Wahlkampfstimmung: Befürworter und Gegner des Tiefbahnhofs S 21 haben die Straßen mit Plakaten gepflastert. Neben dem Stimmzettel stapeln sich in den Haushalten diverse Informationsbroschüren.

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Stuttgart – Kurz vor dem Volksentscheid am Sonntag herrscht in Baden-Württemberg Wahlkampfstimmung: Befürworter und Gegner des Tiefbahnhofs S 21 haben die Straßen mit Plakaten gepflastert. Neben dem Stimmzettel stapeln sich in den Haushalten diverse Informationsbroschüren.

Die inzwischen prominenten Vertreter beider Lager reisen zu Podiumsdiskussionen durchs Land – Endspurt im Stimmenfang. Über alle verfügbaren Medien werden ein letztes Mal sämtliche Argumente ausgetauscht, die im Musterländle inzwischen jeder auswendig herunterrasseln kann. Oder wenigstens können müsste: Denn vielerorts ist die Empörung inzwischen einer gewissen Resignation gewichen. Mit dem Effekt, dass mancher Bürger, sobald der Begriff S 21 fällt, die Ohren am liebsten auf Durchzug stellt.

Zu teuer, zu gefährlich, zu wenig Nutzen: Auf diese drei Säulen stützen die Gegner des Prestigeprojekts ihre Argumentation. Dass ihre Kritik nicht aus der Luft gegriffen ist, hatte der wochenlang live im Fernsehen übertragene, aber letztlich ergebnislose Schlichtungsprozess öffentlich bewiesen. Die Bahnhofsbefürworter haben sich inzwischen auf ein Argument für die schwäbische Hausfrau eingeschossen. „Die Baden-Württemberger haben die Wahl: 930 Millionen Euro für einen neuen Bahnhof zu bezahlen oder 1,5 Milliarden Euro Schadensersatz für nichts“, führt Bahn-Vorstand Volker Kefer als schlagendes Argument ganz im Sinne der schwäbischen Seele ins Feld. Welche Kosten im Falle eines Ausstiegs tatsächlich auf das Land zukämen, ist allerdings ebenfalls ziemlich umstritten. Während die Bahn auf ihre Forderung von 1,5 Milliarden pocht, kommt der grüne Teil der Landesregierung bei seinen Berechnungen auf maximal 350 Millionen Euro.

Wohlgemerkt: Am Sonntag wird nicht gegen den Bau eines neuen Bahnhofs abgestimmt, sondern lediglich darüber, ob das Land sich weiter an der Finanzierung beteiligen soll. Ginge das Referendum im Sinne der Gegner aus, würde sich S 21 von selbst erledigen, hoffen sie – die Bahn würde sich an dem gewaltigen Projekt allein schlicht verheben. Aber dann sind da noch all jene, bei denen die künftige Baustelle nicht direkt durch den eigenen Garten führt. Sie versprechen sich durch die neue Strecke Ulm-Stuttgart eine bessere Anbindung an Landeshauptstadt und Flughafen und folgen den Argumenten der Bahn, die die Südanbindung abhängig von S 21 macht. Zwar wird auch über die neue Trasse gar nicht abgestimmt. Dafür herrscht in dieser Frage aber wenigstens Einigkeit.

Von unserer Redakteurin Nicole Mieding