Die Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) habe sie in der Fragestunde zur Kinderarmut als sehr engagiert wahrgenommen, sagt Parlamentsbeobachterin Kötter, die einen Umhang trägt mit dem Schriftzug auf dem Rücken: „Artistic research Landtag“ – künstlerische Forschung zum Landtag. „Sie hat versucht, an bestimmten Stellen die Leute aufzurütteln.“
Auf einem zweiten Blatt arbeitet die in Wiesbaden lebende Künstlerin an einer Darstellung des runden Plenums mit seinen Abgeordnetenreihen. „Damit schlage ich eine Brücke zu den Erwartungen der Betrachter, zu ihrem Blick aufs Parlament.“ Wichtiger sei ihr aber „mein ganz subjektives Erfahren“. Da sei der Informationsgehalt vielleicht nicht so hoch, aber sie gebe mit ihren Bildern „einen Hinweis auf die politischen Vorgänge hier, auf den Versuch, eine gute Politik zu machen, die einen gewissen Wahrheitsgehalt hat“. Sie verwende die Informationen aus dem Landtag als „Material für meine Kunst, die ich mit dem Leben verbinden möchte“.
Wie eine Forscherin habe sie eine fremde Welt betreten, sagt die Künstlerin. „Ich versuche, nur zu beobachten und nicht zu werten.“ In ihrer Arbeit will sie vermitteln, wie die politischen Akteure um den richtigen Weg ringen und sich dabei von unterschiedlichen Interessen leiten lassen.
Der Bildhauer Paul Hirsch begegnet dem Ausstellungsthema „Bewegte Zeiten“ auf einem anderen Weg. Seine beweglichen Holzskulpturen entstehen nicht im Landtag, sondern in seinem Studio in Weiterstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg). „Wir leben in einer bewegten Zeit, die nach Veränderungen riecht“, erklärt er. „Mein Verständnis von Kunst und mein Anspruch an sie ist, zu neuen Perspektiven, Fühl- und Denkweisen anzuregen.“ Seine in sich beweglichen Skulpturen aus Linden- oder Eichenholz können von den Besuchern verändert werden – vor der am 4. September beginnenden Mainzer Ausstellung auch schon ab 29. März in der Wiesbadener Galerie Kunst-Schaefer.
„Ich suche den Punkt zwischen mir und den Betrachtern, dass wir uns treffen und beide zufrieden sind“, sagt er. Ebenso wie Kirsten Kötter gehe er dabei auf den Ort im Abgeordnetenhaus ein „und auf die Menschen, die da eine Rolle spielen“. Bei seinen Werken geschehe dies aber eher während der Ausstellung, wenn sich die Besucher selbst einbringen könnten. Er sei gespannt auf die Reaktionen, „wenn die Abgeordneten das Gebäude eigentlich mit einer anderen Intention betreten und dann mit unseren Arbeiten konfrontiert werden“.
Das Holz als Material für seine Werke ist Hirsch aus zwei Gründen wichtig: „Es wächst und es ist fast immer vertikal.“ Wenn sich seine aufwendig aus einem Stamm gestalteten Skulpturen nicht nur nach oben, sondern auch in die Breite strecken könnten, wirke das erst mal irritierend. „So kann ich unterschwellige Gedankenmuster aufbrechen und Erwartungshaltungen unterlaufen. Und davon könnte auch das Parlament profitieren.“