Ackermann und Overbeck, deren Bistümer Trier und Essen zur Kölner Kirchenprovinz gehören, stehen für einen liberalen Kurs und gelten als Befürworter der Reformbestrebungen von Papst Franziskus. Ihre Wahl wäre damit ein Kurswechsel nach der 25-jährigen Amtszeit Meisners, die von seiner erzkonservativen Haltung in Glaubens- und Gesellschaftsfragen geprägt war. Bistumsverwalter Heße war Meisners letzter Generalvikar. Seine Nominierung gelte eher als „Zählkandidatur“, schreibt die Zeitung.
Der Vorsitzende des Domkapitels, Dompropst Norbert Feldhoff (74), wollte die Namen am Freitag nicht bestätigen. Er sagte: „Ich habe den Eindruck, dass manche Medien mehr wissen als die Betroffenen selber.“
Der in Mayen geborene und in Nickenich aufgewachsene Ackermann ist seit 2009 Bischof von Trier. Schon nach wenigen Monaten im Amt war ihm von der Kirche auch die schwierige Rolle des Missbrauchsbeauftragten übertragen worden, er hatte sich mit seiner Arbeit profilieren können.
Meisner, dessen Vertraute in vielen Schlüsselpositionen agieren, dürfte ihn aber wegen seiner liberalen Haltung nicht für einen geeigneten Nachfolger erachten. Ackermann hatte unter anderem eine Debatte über den Zölibat angestoßen und erklärt, der Umgang der Kirche mit Wiederverheirateten und Homosexuellen sei nicht mehr zeitgemäß.
Umgekehrt hatte eine Umfrage des Erzbistums Köln unter mehreren tausend praktizierenden Katholiken Ende vergangenen Jahres ergeben, dass Meisners konservative Ansichten bei den Gläubigen keinen Widerhall finden. Die Gläubigen teilen die Einstellungen Meisners in keinem einzigen Punkt. Das Erzbistum räumte daraufhin „eine starke Differenz zwischen kirchlicher Lehre und dem Leben der Katholiken“ ein. „Insgesamt wird die Lehre der Kirche als welt- und beziehungsfremd angesehen“, stellte das Erzbistum fest.
Meisner Rücktrittsgesuch hatte Papst Franziskus Ende Februar angenommen. Fest steht, dass die 15 Domkapitulare dem Vatikan ihre Vorschläge für die Nachfolge des 80-jährigen Kardinalsbereits übermittelt haben. Nun ist es an Papst Franziskus, drei Namen an das Domkapitel zurückzuschicken. Dieses wählt dann einen der drei Geistlichen zum neuen Erzbischof. „Das geht dann flott“, hat Feldhoff versprochen. Er wisse aber nicht, wann die Dreier-Liste komme. Zu hoffen sei, dass Papst Franziskus ein bisschen aufs Tempo drücke.
Dompropst Feldhoff hofft, dass der Papst genau die drei Namen, die er ihm übermittelt hat, wieder an ihn zurückschickt. Franziskus ist nicht an die Vorschläge gebunden. Bei der Nachfolge für die Leitung des Bistums Freiburg soll es kein vom Domkapitel vorgeschlagener Name auf die traditionelle “Terna" aus Rom geschafft haben, meldet die Badische Zeitung.
Aus der Dreierliste des Papstes wählt das Kölner Domkapitel schließlich den neuen Erzbischof. Bis zur Bestimmung des neuen Oberhirten wird das Erzbistum Köln, dem knapp 2,1 Millionen Katholiken angehören, von Prälat Heße geleitet. Die päpstliche Dreierliste könnte der Zeitung zufolge bereits im Spätsommer in Köln eintreffen. (epd/dpa)