An Projektschulen in Rheinland-Pfalz ist Lernen mit Tablets und Notebooks Alltag. Die Schüler sind dabei immer online über das WLAN-Netz. In Hamburg gibt es jetzt Widerstand.
Von Sarah Kern
Was an rheinland-pfälzischen Schulen schon seit rund sieben Jahren ausprobiert wird, sollte nun zum Beginn des neuen Schuljahres auch in der Hansestadt Hamburg zum Einsatz kommen: Tablets und Notebooks – Lernen im digitalen Zeitalter. In Rheinland-Pfalz gibt es mittlerweile knapp 500 Schulen, an denen Kinder und Jugendliche täglich mit Tablets und Notebooks den Unterrichtsstoff aufbereiten. Das Projekt des Bildungsministeriums heißt „Medienkompetenz macht Schule“. Dabei sind die Schüler natürlich immer online, über das WLAN-Netz.
Einem Bericht der Zeitung shz.de zufolge soll WLAN nun der Grund sein, warum in Hamburg konkrete Pläne auf Eis liegen, die ersten sechs Schulen in der Hansestadt, darunter auch Gymnasien, mit Tablets und Notebooks auszustatten. Denn, so die Argumentation der Hamburger Schulbehörde, „die gesundheitlichen Folgen, die durch die Verwendung von WLAN entstehen, seien ungeklärt“.
Und in der Tat schlagen Ärzte vom „Ärztearbeitskreis Digitale Medien Stuttgart“ Alarm. In einem offenen Brief an die baden-württembergischen Minister bemängeln sie die Einführung von Tablets, Smartphones und WLAN als Unterrichtsmedien an Schulen als eine “unkritische Übernahme eines Fortschritts-Hypes“. In dem Brief, der Ende Oktober veröffentlicht wurde und der sich auf den aktuellen Stand der Wissenschaft stützt, wird kritisiert, dass die Bedenken, die aus Medizin und Wissenschaft vorgebracht werden, von den Verantwortlichen in den Ministerien nicht beachtet würden.
Die Ärzte zitieren dabei aus ihrer alltäglichen Praxis: „Die Korrelation des Anstiegs von Überforderung, Kopfschmerzen, ADHS und psychischen Erkrankungen mit der wachsenden Nutzung der digitalen Medien ist besorgniserregend“, sagte etwa der Ulmer Psychiater und Gehirnforscher Prof. Manfred Spitzer. Und weiter führt er aus: „Studien zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Nutzung digitaler Medien einerseits und dem Auftreten von Stress und Depressionen andererseits.“
Nach dem Stand der Wissenschaft sei damit die Gesundheitsschädlichkeit von WLAN eindeutig. Die Belastung durch das Funknetz WLAN könne neben Konzentrationsstörungen auch zu Spermienschädigungen bis hin zu DNA-Strangbrüchen und damit zu Krebs führen. Die Hersteller, ebenso wie das Bundesamt für Strahlenschutz, würden bereits vor einer körpernahen Nutzung der Geräte warnen und Mindestabstände fordern, so die Ärzte in dem Brief.
Ein Sprecher der Verbraucherzentrale Hamburg relativierte den Brief der Ärztekammer. Es gebe aus Sicht der Zentrale keine verlässlichen Informationen, dass WLAN schädlich sei. Dafür sei die Strahlung schlicht zu gering, so der Experte.
Die Sprecherin der AG Elektrosmog des BUND Hamburg kritisierte hingegen: „Es gibt sehr viele neutrale Studien, die nachweisen, dass WLAN sehr schädlich ist.“ Sie fordert unabhängige Experten, die an Schulen aufklären. Besonders die gebündelte Nutzung in bis zu 30 Schüler umfassenden Klassen sei bedenklich, so Kruse.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt übrigens davor, dass WLAN möglicherweise krebserregend sein könnte.