Anstieg zum Vorjahr
Wieder mehr Geldautomaten in Rheinland-Pfalz gesprengt
In Großmaischeid im Kreis Neuwied krachte es vor wenigen Tagen.
Jörg Niebergall

Es war ruhig geworden um das Thema Geldautomatensprengungen. Doch seit Kurzem knallt und kracht es wieder häufiger in Rheinland-Pfalz – besonders, so escheint es, im Norden des Landes. Stimmt der Eindruck? Und wie reagieren die Sicherheitsbehörden?

Die Zahl der Geldautomatensprengungen in Rheinland-Pfalz ist zu Jahresbeginn deutlich gestiegen – nachdem sie 2024 stark zurückgegangen war. Die Explosion in Großmaischeid (Kreis Neuwied) am vergangenen Dienstag markierte bereits den achten Vorfall seit Ende vergangenen Jahres, wie das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt.

Um halb fünf Uhr morgens riss eine Explosion die Einwohner rund um die Dierdorfer Straße in Großmaischeid aus dem Schlaf. Noch unbekannte Täter sprengten den Geldautomaten der Westerwald Bank.

Immer wieder sind Geldautomaten in Rheinland-Pfalz Ziel solcher Angriffe: Seit der Sprengung eines Geldautomaten in Veitsrodt (Kreis Birkenfeld) am ersten Weihnachtsfeiertag 2024 wurde eine ganze Reihe weiterer Vorfälle gemeldet, unter anderem in Bernkastel-Kues und Üxheim (Kreis Vulkaneifel). Anfang Februar wurde zudem ein Geldautomat in Weitefeld (Kreis Altenkirchen) aufgehebelt. Insgesamt ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, wie ein Blick in die Statistik zeigt.

Im Vergleich zum Jahresbeginn 2024 stieg die Zahl der Fälle um rund 33 Prozent, belegen Daten des Landeskriminalamtes (LKA). Wurden im gleichen Zeitraum des Vorjahres nur vier Fälle registriert, die alle beim Versuch blieben, stieg die Zahl in diesem Jahr auf sechs Fälle. Vier dieser Diebstähle konnten vollendet werden, teilt das LKA auf Anfrage mit.

Die Zahl der Automatensprengungen scheint eine Trendwende zu erleben. 2024 sank die Zahl der Fälle im Vergleich zu 2023 (50 Fälle) und 2022 (56 Fälle) auf 23, doch die aktuellen Zahlen deuten auf einen erneuten Anstieg hin.

Das LKA Rheinland-Pfalz führt den Rückgang der Sprengangriffe im vergangenen Jahr auf Maßnahmen zurück, die im Februar 2023 im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zwischen Bankenverbänden und Polizei vereinbart wurden. Diese basieren auf den Empfehlungen des Bundesministeriums des Innern (BMI) aus dem November 2022.

Dass die Maßnahmen zumindest teilweise wirken, zeigte der Vorfall in Veitsrodt am ersten Weihnachtsfeiertag. Dort sollen die Täter den Geldautomaten zwar gesprengt haben, jedoch nur mit eingefärbten Geldscheinen davongekommen sein, wie Jörg Wagner, Vorstandssprecher der betroffenen Raiffeisenbank sagte. Durch die Umsetzung der Maßnahmen habe sich das Sicherungsniveau der Risikogeldautomaten im Jahr 2024 gegenüber den Vorjahren verbessert, gab das LKA Rheinland-Pfalz an. Darüber hinaus würden die Fallzahlen auch von Täterfestnahmen, erhöhtem Kontrollverhalten und Filialschließungen positiv beeinflusst.

Bis jetzt? Eine Veränderung oder Nachbesserung der Bekämpfungsstrategie sei derzeit jedenfalls nicht geplant, wie das LKA auf Anfrage erklärte. Vielmehr sollten die Banken die polizeilichen und versicherungstechnischen Maßnahmen flächendeckend, auf Basis eigener Risikoanalysen, umsetzen. Die ersten Erfolge bestätigten alle Beteiligten darin, ihre weiterhin notwendigen Bemühungen zu stärken, so das Landeskriminalamt.

Was gegen Automatensprengungen wirkt

Nachdem in den Jahren 2021 und 2022 rund 800 Sprengungen von Geldautomaten bundesweit gemeldet wurden, veröffentlichte das Bundesinnenministerium (BMI) ein umfangreiches Paket an Präventionsmaßnahmen. Es umfasst unter anderem den Einsatz von Nebel- und Einfärbesystemen, den Betrieb von Einbruchmelde- und Videoüberwachungsanlagen sowie den Nachtverschluss der Foyers, in denen die Geldautomaten untergebracht sind. Ebenfalls empfiehlt das BMI, niedrigere Geldsummen in den Automaten aufzubewahren. Die Maßnahmen sollen nicht nur bei der Verfolgung der Täter helfen, sondern den Tatanreiz generell reduzieren. red

Top-News aus der Region