Unbedingt zurück in die Freiheit kommen – auch unter Schmerzen. Das wollen wohl nahezu alle Gefangenen. Dass sich ein junger U-Häftling in der Jugendstrafanstalt Schifferstadt den Wunsch kurz vor Weihnachten mit Helfern erfüllen konnte, musste Justizminister Herbert Mertin (FDP) nach langer Geheimhaltung jetzt im Rechtsausschuss des Landtags berichten. Im öffentlichen Teil blieb er allerdings weiter wortkarg – aus Sicherheitsgründen, wie er betonte.
Was jetzt bekannt ist über den Fall: Ein Deutsch-Türke verletzte sich vermutlich selbst in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 2024 so schwer am Unterarm, dass er es schaffte, in Fesseln in ein regionales Zentrum für Verbrennungskrankheiten in Ludwigshafen gebracht zu werden. Die Ärzte forderten die Beamten auf, den Patienten am nächsten Tag erneut vorzustellen.
Der Ablauf passte dem wegen Drogendelikten inhaftierten Mann (und seinen kriminellen Freunden) wohl nicht ins Konzept. Kaum zurück in der Zelle, lamentierte er über angeblich so unerträgliche Schmerzen, dass sich die Anstalt gezwungen sah, ihn erneut ins Krankenhaus zu bringen. Denn ein Notarzt habe nicht kommen können, wie Mertin schilderte.

Filmreife Flucht beschäftigt Rechtsausschuss
Ein junger Mann soll aus der Jugendhaftanstalt Schifferstadt ausgebrochen sein: Nach einem Klinikbesuch sollen bewaffnete Männer ihm bei der Flucht geholfen haben. Publik geworden ist der Fall bislang nicht – jetzt beschäftigt er den Rechtsausschuss.
Dies spielte dem Häftling in die Karten. Nach einstündiger Behandlung konnten zwei Beamte die Notaufnahme in Ludwigshafen mit dem gefesselten Patienten verlassen. Draußen warteten inzwischen bereits vermummte Fluchthelfer mit Stichwaffen. Wie viele Personen es waren, ließ Mertin offen. Aber sie waren in der Überzahl und konnten die Herausgabe des Häftlings erzwingen, ehe die Bewacher mit ihm den Transportwagen erreicht hatten. Seitdem sind der getürmte Häftling samt Befreiern wohl auf der Flucht. Wären sie gefasst, wäre der Fahndungserfolg ja längst bekannt.
Wie der Minister dem Ausschuss berichtete, erlitt ein Beamter bei dem Überfall leichte Schürfwunden an der Hand. Ein zweiter Bediensteter sei noch wegen der psychischen Folgen des Vorfalls dienstunfähig. Die Ermittlungen dauern an.