Bedrohung durch Mähroboter
Wie sinnvoll ist ein Nachtmähverbot zum Igelschutz?
Mähroboter stellen für die kleinen Tiere eine große Bedrohung dar. Besonders wenn die Maschinen Abends unbeaufsichtigt über die Wiesen fahren, auf denen die nachtaktiven Tiere dann unterwegs sind. (Symbolbild)
Patrick Pleul. picture alliance/dpa

Die Igelpopulation in Deutschland ist rückläufig. Besonders bedroht sind die kleinen Säugetiere durch menschengemachte Probleme wie Autos, Laubbläser und Mähroboter. Naturschützer sind überzeugt: Eine angepasste Nutzung könnte viele Igel retten.

Im Koblenzer Stadtrat waren sie kürzlich Thema. Die Mähroboter, die ganz ohne Aufsicht die lästigen Mäharbeiten im Garten erledigen. Was unbedenklich klingt, stellt für die Igelpopulation eine große Bedrohung dar. In ganz Deutschland werden jährlich zahlreiche Igel von den Geräten verletzt oder gar getötet. Darum setzten sich die Koblenzer Grünen im Stadtrat dafür ein, die Bürger mit einer Kampagne für dieses Problem zu sensibilisieren. Ziel ist es, die Menschen dazu zu bewegen auf die nächtliche unbeaufsichtigte Nutzung der Mähroboter zu verzichten – zum Schutz der Igel.

Wiebke Pasligh ist Referentin für Naturschutz beim rheinland-pfälzischen Naturschutzbund (Nabu) und erklärt auf Nachfrage, dass die Mähroboter deshalb so gefährlich für die Igel sind, weil die kleinen Tiere von den Maschinen oft nicht als Hindernis erkannt werden. Hinzu kommt: „Der Igel rennt nicht weg, sondern seine typische Schutzstrategie ist, dass er sich zusammenrollt“, erklärt Pasligh. So fährt der Roboter im Zweifel einfach über das Säugetier drüber, welches durch die scharfen Klingen schwer verletzt oder getötet wird. Die nachtaktiven Tiere laufen besonders dann Gefahr, von den Geräten erwischt zu werden, wenn sie zur Abenddämmerung ihren Bau verlassen und die Roboter zu dieser Zeit unbeaufsichtigt die Wiesen mähen.

Mähroboter und zu wenig Nahrung machen es den Igeln schwer

Biga Kruse von der Wildtierauffangstation Klingbacher Mühle im Rhein-Lahn-Kreis hatte bereits häufiger mit Igel zu tun, die durch die scharfen Klingen eines Mähroboters verletzt oder getötet wurden. Manchmal sei es nicht eindeutig, ob ein Tier durch einen Verkehrsunfall oder einen solchen Roboter zu Schaden gekommen ist, aber in vielen Fällen weisen Schnittverletzungen auf das Gartengerät hin. „Das ist ein Problem. Eigentlich sollten die Roboter Hindernisse erkennen und drum herumfahren“, sagt Kruse. Doch das klappe eben scheinbar nicht, und so werden immer wieder Igel nach Klingbach gebracht, die den Verletzungen erliegen oder eingeschläfert werden müssen. „Wenn das Gesicht halb weg ist, lässt sich nicht mehr viel retten. Das ist furchtbar“, bedauert die Leiterin der Auffangstation. Ein Nachtmähverbot hält sie sinnvoll, denn: „Wenn man das Mähen auf tagsüber beschränkt, wird da ganz viel mit gerettet und geholfen, denn nachts sind die gesunden Igel unterwegs“, erklärt Kruse.

Zwar stehen die Igel in Rheinland-Pfalz nicht auf der roten Liste bedrohter Tierarten, aber laut Kruse sieht es dennoch schlecht für die kleinen Tiere aus. Grund dafür sind nicht nur die Mähroboter, sondern auch eine Nahrungsknappheit. Igel ernähren sich hauptsächlich von Insekten, die jedoch durch den Einsatz von Pestiziden immer weniger werden. „Die Igel müssen immer weitere Strecken zurücklegen, um genug Futter zu finden. Die müssen drei, vier, fünf Straßen überqueren, und entsprechend ist die Gefahr größer, überfahren zu werden“, weiß die Leiterin der Klingbacher Mühle. Kommt das Muttertier dann nicht von der Futtersuche zurück, bleiben außerdem viele Jungtiere auf der Strecke, die nicht mehr versorgt werden.

„Es ist immer erst mal gut, eine Empfehlung auszusprechen und aufzuklären, weil Verbote für Unverständnis sorgen.“
Wiebke Pasligh, Referentin für Naturschutz beim rheinland-pfälzischen Naturschutzbund

Um den Bestand zu schützen, weisen Natur- und Tierschutzorganisationen wie der Nabu schon seit Jahren auf das Problem mit den Mährobotern hin. Nach und nach erhielt die Thematik nun auch Einzug in die Politik. Debattiert wird etwa, ob die Bürger einfach nur regelmäßig über die Gefahren für die kleinen Säugetiere informiert werden sollen oder vor allem, ob die Nutzung der Mähroboter an die Gewohnheiten der Igel angepasst werden muss. In Mainz hat man aus diesem Grund vor wenigen Wochen ein Nachtverbot für Mähroboter verhängt.

Pasligh ist der Meinung, dass es besser wäre, gegenüber Privatpersonen erst mal nur eine Bitte zum Verzicht auf nächtliches Mähen auszusprechen, bevor es gesetzlich festgelegt wird. „Es ist immer erst mal gut, eine Empfehlung auszusprechen und aufzuklären, weil Verbote für Unverständnis sorgen“, weiß die Naturschutzreferentin. Grundsätzlich hält sie eine Einschränkung der Mähroboter-Nutzung jedoch für sinnvoll und förderlich für den Schutz der gefährdeten Tiere.

Jeder kann zum Schutz der Igel beitragen

Auch über eine angepasste Nutzung der Mähroboter hinaus, kann man zum Schutz der kleinen Säugetiere beitragen. Bei der Gartenarbeit sollten die Menschen beispielsweise besonders im Frühling Vorsicht walten lassen, da die Igel zu dieser Zeit ihre Jungen aufziehen. Und auch im Herbst, wenn die Säugetiere viel unterwegs sind, um sich ihren Speckmantel für den Winter anzufuttern, sollte man noch mal mehr aufpassen als ohnehin schon. Wer die Tiere schon in seinem Garten hat rumstapfen sehen, kann mit kleinen Gesten noch mehr für ihren Schutz tun, erklärt Pasligh. „Man kann Laub zusammenkehren und auf einem Haufen liegen lassen. Das ist ein Rückzugsort für die Igel“, schlägt sie vor. Auch spezielle Igelhäuser kann man im Garten aufstellen.

Biga Kruse ist ebenfalls davon überzeugt: „Jeder könnte zum Schutz der Igel beitragen.“ Damit die kleinen Tiere genug Nahrung haben und nicht mehr so weite und gefährliche Strecken zurücklegen müssen, könne man Bienen- und insektenfreundliche Blumen pflanzen oder Wildblumen wachsen lassen. Außerdem könne man am Abend ein Schälchen Nassfutter für Katzen bereitstellen, das sei nämlich auch als Igelnahrung geeignet.

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