Rheinland-Pfalz
„Wie eine Horde Elefanten“: Wie es nach dem Belastungstest der Moseltalbrücke jetzt weitergeht
40-Tonner rollen an: Im großen Feldversuch wurde die Moseltalbrücke der A61 bei Winningen diversen statischen Last-Szenarien ausgesetzt. Experten des Bauwerksmanagements der Niederlassung West der Autobahn GmbH des Bundes sammelten hierbei Daten, die Aufschluss über erforderliche Maßnahmen bringen sollen, um die Brücke zu sanieren.
Maurice Kaluscha/Autobahn GmbH

Welche Maßnahmen sind notwendig, um die marode Moseltalbrücke zu sanieren? Um Erkenntnisse zu erlangen, hat jetzt ein großer Belastungstest mit 24 Lkw à 40 Tonnen Gewicht auf der Brücke stattgefunden (wir berichteten). In einer ersten Bilanz zeigt sich die Autobahn GmbH Niederlassung West zufrieden mit dem Verlauf des aufwendigen Tests - Brückenexperte Peter Gilles erklärt, wie es nun weitergeht.

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Nach dem groß angelegten Belastungstest mit 24 Lkw auf der maroden A61-Moseltalbrücke bei Winningen sind die Experten nun damit beschäftigt, die Ergebnisse der Prüfungen auszuwerten:

Peter Gilles, Leiter der Abteilung Bauwerksmanagement der Niederlassung West der Autobahn GmbH des Bundes, geht davon aus, dass die Daten im Juli vollständig ausgewertet sind und diese dann in ein Instandsetzungskonzept für das Bauwerk einfließen, das mit 136 Metern als Deutschlands zweithöchste Autobahnbrücke gilt: „Somit werden wir ein realitätserprobtes Computermodell der Moseltalbrücke Winningen erhalten, auf dessen Basis eine nachhaltige und wirtschaftliche Instandsetzungsplanung des vorhandenen Schadensbildes erstellt wird.“ Der Experte spricht von quantitativ und qualitativ wertvollen Daten, die bei dem großen Feldversuch am Sonntag gesammelt werden konnten. Er zieht auf Anfrage unserer Zeitung ein „äußert positives Fazit“. Die eigentlichen Sanierungsarbeiten sollen laut Gilles „vermutlich 2025“ beginnen.

Maurice Kaluscha/Autobahn GmbH
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Elf Belastungsszenarien durchgespielt

Die wichtige Moselquerung war am Sonntag tagsüber voll für den Verkehr gesperrt worden, um die schadhafte Brücke zu vermessen: Dafür hatte die Autobahn GmbH Niederlassung West 24 Lkw einer Spedition angemietet – jeder ein 40-Tonner, sodass in Summe 960 Tonnen Schwerlast punktgenau auf der Brücke platziert werden konnten (wir berichteten). Elf klar definierte, statische Belastungsszenarien wurden durchgespielt, zudem gab es „zusätzliche dynamische Überfahrten“, fasst Gilles zusammen. Eine sechsmonatige Vorbereitung ging dem Testtag voraus.

Ziel des aufwendigen Versuchs war es, zu ermitteln, wie sich die Stahlkonstruktion der Brücke unter einem Gewicht von fast 1000 Tonnen verändert. Dazu wurden die 24 Vierzig-Tonner etwa auf dem längsten Brückenfeld geparkt, es hat eine Spannweite von 218 Metern. Unter diesen Bedingungen – „vergleichbar mit einer Horde Elefanten auf der Brücke“ – zwinge man den Überbau, sich anzustrengen. „So können wir Kenntnisse über Dehnungen und Spannungen und das reale Tragverhalten der Brücke bekommen“, erklärt Gilles in einem von der Autobahn GmbH zur Verfügung gestellten Onlinevideo.

24 Lkw à 40 Tonnen parken am Sonntag in Dreierreihe auf der maroden A61-Moseltalbrücke. Dies gehörte zu einem Belastungstest, der Erkenntnisse für ein Instandsetzungskonzept für die Brücke liefern soll.
Maurice Kaluscha/Autobahn GmbH

Innerhalb des Überbaus war vorab über einen Server verbundene Messtechnik verbaut worden, sodass die Experten in Echtzeit messen konnten, wie sich die Brücke bewegt. Auch von den Köpfen der Brückenpfeiler aus wurde erhoben, wie sich der Überbau durchbiegt.

Stimmen Modell und Realität überein?

Dass der Überbau der Brücke samt seiner Querträger marode ist, ist seit Ende 2022 öffentlich bekannt. Bei einer turnusgemäßen Hauptprüfung der 1972 eröffneten Moselquerung waren Risse an den Schweißnähten im Brückenkörper entdeckt worden. Seitdem gelten auf der Brücke Geschwindigkeitsbegrenzungen, der Schwerlastverkehr ist komplett verbannt.

Um die Sanierung zu planen, war die Brücke im vergangenen Herbst schon einmal temporär für den Verkehr gesperrt, um den Stahlüberbau auszumessen. Um für das Instandsetzungskonzept jedoch genaue Daten zu haben, war nun der Belastungstest vonnöten. Experte Gilles erklärt: Nachdem die Schäden festgestellt worden waren, wurde die Tragfähigkeit der Brücke bis „in den Grenzzustand“ vermessen. „Wir haben dafür ein Modell aufgestellt, das auf der 50 Jahre alten Bestandsplanung der Brücke beruht“, erklärt Gilles. Die Brücke wurde 1969/70 nach dem damaligen Stand der Technik erstellt, seitdem habe sich aber natürlich viel getan: mehr Verkehr sowohl in der Frequenz als auch im Gesamtgewicht.

Wichtige Erkenntnisse für die Instandsetzung

Der Belastungstest mit den Lkw sollte zeigen, ob sich die Brücke unter Last genauso bewegt wie im Modell berechnet oder nicht. „Davon abhängig wird hinterher das Instandsetzungskonzept berechnet“, erklärt Gilles. Je realer sich die Brücke bewege, „umso wirtschaftlicher können wir später das Konzept durchführen“. Dies spare viel Geld, ebenso könne der zeitliche Aufwand der Sanierungsarbeiten an der Brücke reduziert werden – und letztlich auch die Einschränkungen für Verkehrsteilnehmer. In normalen Zeiten rollen täglich etwa 45.000 Fahrzeuge über die Brücke.

Wenn Anfang Juli die Daten ausgewertet und auf Plausibilität untersucht sind, skizziert Gilles den weiteren Zeitplan, wird zunächst mit dem Bundesverkehrsministerium Rücksprache gehalten. Sobald dann ein belastbares Modell vorliegt, „werden wir sofort mit dem Instandsetzungskonzept beginnen und eine Ausführungsplanung erstellen“. Entscheidend sei die Frage: Müssen alle Querträger der Brücke instandgesetzt werden – oder nur ein paar? Mit diesen Arbeiten soll voraussichtlich im nächsten Jahr begonnen werden. Doch auch in diesem Jahr sollen bereits erste Arbeiten anlaufen, um die Brücke zu ertüchtigen: So soll laut Gilles etwa eine ermüdete Stahlplatte, auf der Asphalt liegt und über die der Verkehr läuft, instand gesetzt werden. Dies ist eine Maßnahme, die laut Gilles sicherlich auch 2025 noch weiterläuft – also dann, wenn es an der Moseltalbrücke richtig losgeht.

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