Viele Anträge werden abgelehnt
Werden Feuerwehrleute im Land zu schlecht ausgebildet?
Weniger als die Hälfte der Feuerwehrleute, die sich für einen Ausbildungsplatz an der Akademie für Brand- und Katastrophenschutz beworben haben, wurden in den vergangenen Jahren genommen. Das soll sich ändern. Dieses Jahr sollen 20 Prozent mehr Menschen ausbildet werden, sagt die Landesregierung.
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Jedes Jahr gehen Tausende Feuerwehrleute bei der Ausbildung des Landes leer aus. Die Opposition sieht darin ein massives Risiko, ebenso einige Experten. Für das rheinland-pfälzische Innenministerium ist es hingegen kein Grund zur Sorge.

Was, wenn ein Großbrand ausbricht oder Menschen aus überfluteten Häusern gerettet werden müssen – und die Feuerwehrleute nie gelernt haben, wie man mit solch gefährlichen Situationen richtig umgeht? Unrealistisch ist das keineswegs. Eine Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Wittlicher CDU-Abgeordneten Dennis Junk zeigt, dass jährlich weit weniger als die Hälfte der beim Land beantragten Ausbildungen für Feuerwehrleute bewilligt werden.

In den Pandemiejahren 2020 und 2021 waren es sogar deutlich unter 20 Prozent – wegen „pandemiebedingter Einschränkungen der Lehrangebote“ und den Auswirkungen der Ahrflut, wie es von der Landesregierung heißt. Seit 2022 hat sich die Quote der genehmigten Ausbildungen zwar von 30 auf 42 Prozent erhöht, dennoch spricht Jürgen Larisch von einem erheblichen Problem. „Die fehlende Ausbildung ist ein Risiko in allen Bereichen“, sagt der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) des Eifelkreises Bitburg-Prüm.

Führungskräfte werden priorisiert behandelt

Alleine im Eifelkreis gebe es 200 freiwillige Feuerwehren. Die ersten Grundlagen lernt man da direkt vor Ort und im Landkreis. Die insgesamt 400 Führungskräfte und Stellvertreter, all die Gerätewarte oder Gefahrstoffbeauftragten jedoch brauchen eine spezielle Ausbildung, um im Schadensfall die richtigen Entscheidungen treffen zu können.

Man müsse ja nicht nur Pumpen bedienen können, sondern auch die richtigen Abläufe kennen, sagt Larisch und nennt Beispiele: „Wenn ich die Einsatzfahrzeuge irgendwie vor ein brennendes Haus stelle, kommt später die Drehleiter nicht durch.“ Auch solle man nicht einfach vorne mit dem Löschen anfangen, sondern erst mal ums Haus gehen und gucken, ob da nicht jemand am Balkon baumele. Verletzte schneide man heute nicht mehr einfach so schnell wie möglich aus kaputten Autos heraus, sondern schaffe je nach Fall einen Zugang für die ärztliche Behandlung, damit das Ganze möglichst patientenschonend abläuft – und so weiter.

Wenn es brennt, geht es nicht nur ums Löschen. Wie genau die richtigen Abläufe sind, um Menschen zu retten und Maschinen ordentlich zu bedienen, lernen Feuerwehrleute an der Akademie für Brand- und Katastrophenschutz in Koblenz.
Bodo Schackow. picture alliance/dpa

Welches die richtigen Strategien sind, das lernen Feuerwehrleute bei der Akademie für Brand- und Katastrophenschutz in Koblenz, deren Plätze allerdings so begrenzt sind, dass jährlich Tausende, die sich gern weiterbilden würden, leer ausgehen. Larisch und Junk begrüßen es sehr, dass seit Kurzem priorisiert wird, wer zuerst drankommt – zum Beispiel die Wehrführer.

Seitdem hat sich die Lage im Eifelkreis mit seinen vielen Führungskräften verbessert: 2022 gab es nur 77 von 198 beantragten Lehrgängen. 2024 waren es immerhin 126 von 221. Dennoch würden Larisch und Junk sich mehr wünschen. „95 Prozent unserer Einsatzkräfte sind ehrenamtlich. Sie müssen das Gleiche leisten wie die Berufsfeuerwehr. Da hängt alles an der Ausbildung“, sagt Larisch.

„Ich sehe für Koblenz kein akutes Problem.“
Meik Maxeiner, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur der Stadt Koblenz

Junk findet, es sei doch das Mindeste, den Helfern Schulungen zu ermöglichen. „Sie stellen sich und ihr Leben zur Verfügung, um dem Land und den Kommunen kostengünstig zu helfen.“ Er fürchtet, dass der Ausbildungsstau zulasten der Motivation und auch der Einsatzfähigkeit geht und fordert „eine Ausbildungsoffensive“.

Markus Morsch, BKI des Kreises Cochem-Zell, sieht die Situation für die 96 freiwilligen Feuerwehren in seinem Kreis differenzierter. „Auch bei uns werden nicht alle Plätze genehmigt“, sagt er, „vor allem in Teilbereichen wie dem Gefahrstoffzug fehlt ausgebildetes Personal.“ Diese Feuerwehrleute können dann ihre Funktion nicht oder nur eingeschränkt wahrnehmen. Bei den Führungskräften hingegen sieht Morsch kein Problem. Sie würden fast immer einen Platz erhalten.

Ähnliches kann  Meik Maxeiner, BKI der Stadt Koblenz, berichten. Im vergangenen Jahr wurden für seine Region nur 55 von 72 Ausbildungsplätze genehmigt, dennoch sieht Maxeiner „keine Schieflage“ für die zehn freiwilligen Feuerwehren in der Stadt. „Ich kann das Gejammer nicht nachvollziehen“, sagt er, „es gibt etwas längere Wartezeiten, das gilt aber nicht fürs Hauptamt. Ich sehe für Koblenz kein akutes Problem.“

Und was sagt die Landesregierung zu der Kritik? Sie begrüßt in ihrer Antwort, dass die Bereitschaft, sich zu engagieren, gestiegen sei. Alleine in den freiwilligen Feuerwehren des Landes leisteten 56.000 Menschen ihren Dienst. „Aus diesen erfreulichen Zahlen resultiert gleichzeitig ein hoher Ausbildungsbedarf.“ Das aktuelle Verfahren gewährleiste eine „sach- und zeitgerechte Ausbildung“. Zudem werde die Akademie 2025 dank eines massiven Personalaufbaus 2025 so große Kapazitäten haben wie noch nie und sie könne um 20 Prozent mehr Menschen ausbilden. Junk kritisiert allerdings, dass auch für 2025 nur 42 Prozent (rund 4450 von 10.550) der beantragten Lehrgänge für freiwillige Feuerwehrleute bewilligt wurden – also immer noch weniger als die Hälfte.

Das ist die Lage im nördlichen Rheinland-Pfalz

Wie viele Ausbildungsplätze an der Akademie für Brand- und Katastrophenschutz bewilligt werden, listet die Landesregierung in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage auf. In unserer Region gestaltet sich die Ausbildungssituation durchaus unterschiedlich. Während im Kreis Ahrweiler, Birkenfeld, Cochem-Zell, Mayen-Koblenz, Rhein-Hunsrück, Rhein-Lahn und für die Stadt Koblenz 2024 weniger Plätze als im Vorjahr genehmigt wurden, sieht es im Kreis Altenkirchen, Bad Kreuznach, Neuwied und im Westerwaldkreis besser aus. Dort konnten im vergangenen Jahr mehr Feuerwehrleute ausgebildet werden als noch im Jahr 2023. In ganz Rheinland-Pfalz haben sich für das Jahr 9545 Personen angemeldet, wovon nur 3883 genommen wurden – also rund 41 Prozent. vs

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