Rheinland-Pfalz
Weniger Geldautomaten in Rheinland-Pfalz gesprengt: Wie Polizei und Banken Täter abschrecken
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Solche Bilder sind weniger geworden: Die Zahl der gesprengten Automaten ist in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz gesunken. 2022 wurden im Land noch 56 Automaten gesprengt, bis Mitte Oktober dieses Jahres waren es nur 20.
René Priebe. picture alliance/dpa/René Priebe

Die Versuche werden immer brutaler, die Zahl der Geldautomatensprengungen sinkt in Rheinland-Pfalz aber erstmals deutlich. Warum Polizei und Banken das als ihren Erfolg verzeichnen.

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Eichelhardt, Hoppstädten-Weiersbach, Nistertal, Siershahn, Weyersbusch – allein in diesem Jahr hat es mehrfach heftige Geldautomatensprengungen in der Region Trier gegeben. Doch die Zahl sinkt zum ersten Mal seit Jahren deutlich in Rheinland-Pfalz. Das Innenministerium und die Bankenverbände im Land verzeichnen das als ihren Erfolg. Im Frühjahr 2023 hatten sie eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Die Banken sollten ihre Automaten besser schützen, die Polizei wiederum intensiver nach den Tätern fahnden.

Automatensprengung: Rückgang um mehr als 50 Prozent

In Zahlen sieht die Zwischenbilanz nach anderthalb Jahren so aus: 2022 wurden im Land noch 56 Automaten gesprengt, bis Mitte Oktober dieses Jahres waren es nur 20. Das sei ein Rückgang um mehr als die Hälfte im Vergleich zum selben Zeitraum 2023, sagte Innenminister Michael Ebling (SPD) am Donnerstag in Mainz. Zwar waren die Zahlen zuletzt auch bundesweit gesunken. Im Vergleich stehe Rheinland-Pfalz aber besonders gut da, so Ebling. „Der Druck auf die Täter wächst.“

Innenministerium und Bankenverbände sehen in den Sprengungen nicht nur einen Angriff auf das Eigentum, sondern auch eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. „Diese Täter gehen sehr oft ohne Rücksicht auf Verluste sehr brutal vor“, sagte Ebling. In den Vorjahren nutzten die Täter zum Sprengen laut Polizei häufig noch Gasgemische, nun ausschließlich Festsprengstoff, der deutlich heftiger einschlägt – und so auch Anwohner gefährdet.

Diese Täter gehen sehr oft ohne Rücksicht auf Verluste sehr brutal vor.“

Innenminister Michael Ebling (SPD)

Der Schaden für die Banken war in den vergangenen Jahren deshalb enorm hoch. Zwischen Januar und Mitte Oktober 2022 lag er bei über 7 Millionen Euro. Im selben Zeitraum ein Jahr später sogar bei 8 Millionen. Durch die gesunkene Fallzahl beträgt der Schaden wegen gestohlenem Bargeld und zerstörten Automaten sowie Gebäuden aktuell nur noch 2 Millionen Euro.

Die Erfolgsquote der Täter ist dabei nur leicht gesunken – auf gut 50 Prozent. Das liege auch daran, dass es ausschließlich professionelle Banden und keine Nachahmungstäter mehr gebe, sagte der Vizepräsident des Landeskriminalamtes, Frank Gautsche. Immer häufiger gelinge es, die Tatverdächtigen zu ermitteln und festzunehmen. So auch im Juni in Wincheringen, als die Polizei die Automatensprenger durch eine Großfahndung kurz nach der Tat erwischte. Der Aufwand dafür sei hoch, die Polizei investiere viel in Kontrollen und Nachtschichten, sagte Friedel Durben, Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei.

Die meisten Täter: niederländisch, männlich, 27 Jahre alt

Vergangene Woche gelang dem LKA in internationaler Kooperation auch die Festnahme einer Tätergruppe, die alleine in Rheinland-Pfalz für sechs Sprengungen mit einem Schaden in Höhe von 1,5 Millionen Euro verantwortlich sein soll. Es sind überwiegend niederländische Täter, die für die Sprengungen über die Grenze kommen – oft mit marokkanischem Migrationshintergrund. Alle männlich, Durchschnittsalter: 27 Jahre. Es gibt laut Polizei eine Sprenger-Szene mit 1200 Personen – Tendenz steigend.

Geldautomatensprengung im Saarland
Pure Verwüstung: Nach einer Sprengung ist ein Geldautomat in einer Bankfiliale zerstört.
--. picture alliance/dpa/BeckerBrede

Überwiegend könne man von „importierter Kriminalität“ sprechen, sagte Innenminister Ebling. Das Land habe zwar den Taterfolg minimiert. Gegen Banden im Ausland könne die rheinland-pfälzische Polizei aber wenig tun. Organisierte Kriminalitätsstrukturen lösten sich nicht auf, wenn man ihnen eine Tatgelegenheit nehme. Genau davor warnt aktuell auch das Bundeskriminalamt. Statt Geldautomaten haben die Täter ihren Aktionsradius erweiter und es neuerdings auf Juweliergeschäfte abgesehen – mehrfach in Nordrhein-Westfalen und im Juni auch in Hillesheim. Einen Trend sieht die Polizei für Rheinland-Pfalz aber noch nicht.

Was die Banken für die Sicherheit tun

Polizei und Banken haben in den vergangenen anderthalb Jahren für gut 1850 Automatenstandorte im Land Risikoanalysen erstellt. Je nach Gefährdung haben die Banken nach eigenen Angaben dann die Sicherheit erhöht – etwa durch die Schließung zur Nachtzeit oder Einfärbesysteme, die das Geld nach der Sprengung unbrauchbar machen sollen. Oder wie aktuell in Trier-Euren durch den Bau neuer Automaten(-gebäude).

Mehr als 12,5 Millionen Euro hätten sie dafür investiert, sagte der Präsident des Sparkassenverbands Rheinland-Pfalz, Thomas Hirsch. Bei acht Angriffen auf Geldautomaten der Sparkassen sei lediglich in einem Fall der Angriff für die Täter erfolgreich gewesen. Einige Standorte wurden aber auch teils endgültig, teils vorübergehend geschlossen.

Um die Versorgung in der Fläche zu gewährleisten, kooperieren die Banken immer häufiger, sodass Kunden auch beim Konkurrenten kostenlos Bargeld abheben können. Gesunken ist die Zahl der Automaten in den vergangenen Jahren trotzdem. Vor fünf Jahren betrieben etwa die Sparkassen noch knapp 200 Automaten mehr.

Bargeld ist beliebt

Bargeld sei immer noch das beliebteste Zahlungsmittel in Deutschland, sagte Hirsch. Laut Prognosen werde es in den nächsten 15 bis 20 Jahren in Rheinland-Pfalz noch eine erhebliche Bedeutung haben.

Die Banken wünschen sich noch mehr Initiative von der Bundespolitik. Im Gegensatz zu anderen Ländern sind Systeme zum Verkleben der Geldscheine bei Sprengungen in Deutschland nicht erlaubt.

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