Verunglückte Radfahrer
Unfälle mit E-Bikes verlaufen häufig schwerer
Bundesweit ist die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer im vergangenen Jahr gestiegen. In Rheinland-Pfalz nahm ihre Zahl leicht ab.
Federico Gambarini. picture alliance/dpa

16 Radfahrer starben im vergangenen Jahr bei Unfällen in Rheinland-Pfalz. Bundesweit geht jeder sechste Verkehrstote auf einen Unfall mit dem Rad zurück. Ältere Menschen – vor allem auf E-Bikes – sind laut der Statistik besonders gefährdet.

Jedes sechste Todesopfer im Straßenverkehr 2024 war mit dem Fahrrad unterwegs. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr deutschlandweit 441 Radfahrerinnen und -fahrer bei einem Unfall ums Leben, teilt das Statistische Landesamt mit. Die Zahl der getöteten Radfahrer sei damit seit 2014 um 11,4 Prozent gestiegen, während die Zahl der Verkehrstoten im gleichen Zeitraum dagegen um 22,4 Prozent gesunken sei.

In Rheinland-Pfalz waren im vergangenen Jahr 16 tödlich verunglückte Radfahrer zu beklagen. Diese Zahl geht aus der aktuellen Verkehrsunfallbilanz des Innenministeriums hervor. 2023 waren noch 19 Radlerinnen und Radler in Rheinland-Pfalz tödlich bei einem Unfall verletzt worden – trauriger Höchststand in den vergangenen fünf Jahren, die in dieser Statistik erfasst sind. 2022 starben demnach 13 Personen, 2021 waren es 12, 2020 waren es 14.

192 der Getöteten waren mit dem E-Bike unterwegs

Natürlich sterben zum Glück die wenigsten Menschen, wenn sie mit dem Fahrrad einen Unfall haben. Insgesamt zählten die Statistiker im vergangenen Jahr bundesweit 92.882 Fahrradunfälle mit sogenanntem Personenschaden. In Rheinland-Pfalz verunglückten laut der Verkehrsunfallbilanz im vergangenen Jahr 2966 Menschen mit dem Fahrrad, das Gros von ihnen – 2458 Personen – verletzte sich glücklicherweise nur leicht. Generell ist die Zahl von verunglückten Radfahrern in RLP in den vergangenen zwei Jahren leicht gesunken.

Doch wieso steigt bundesweit der bei Verkehrsunfällen getöteten Radler? „Der Anstieg ist vor allem auf die steigende Zahl an getöteten Pedelec-Nutzenden zurückzuführen“, stellen die Statistiker fest. Von den 2024 getöteten Fahrradfahrern waren 192 mit einem E-Bike unterwegs.

„Unsere Forschung zeigt, dass Alleinunfälle mit Pedelecs in allen Altersgruppen häufiger schwerer verlaufen als mit nicht motorisierten Rädern.“
Unfallforscherin Kirsten Zeidler

„Pedelecs sind zwar per se nicht gefährlicher als klassische Räder“, sagt Kirstin Zeidler, die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer. Sie seien aber schwerer, beschleunigten stärker und seien daher nicht leicht zu handhaben. „Unsere Forschung zeigt, dass Alleinunfälle mit Pedelecs in allen Altersgruppen häufiger schwerer verlaufen als mit nicht motorisierten Rädern.“

Als besonders gefährdet sieht das Bundesamt ältere Radfahrende: „Sie sind im Straßenverkehr besonders gefährdet.“ Unter den tödlich verletzten Fahrradfahrern waren 2024 knapp zwei Drittel 65 Jahre oder älter. Während der Anteil von verunglückten Senioren mit normalen Fahrrädern bei 59,4 Prozent lag, waren 68,8 Prozent der Getöteten aus E-Bikes 65 Jahre oder älter.

Dass ältere Menschen auf Pedelecs ein höheres Risiko tragen, erklärt die Unfallforscherin so: „Sie reagieren langsamer, verlieren schneller das Gleichgewicht und sind verletzlicher als Jüngere.“ Wer mit dem E-Bike sicher unterwegs sein will, dem könnten Fahrradtrainings helfen.

An einem Großteil der Fahrradunfälle mit Verletzten war ein zweiter Verkehrsteilnehmer beteiligt. In 70,7 Prozent der Fälle war das ein Auto. 44.424 Fahrradunfälle mit Personenschaden gingen also auf einen Zusammenprall mit einem Auto zurück. Unfallforscherin Zeidler findet aber auch die starke Zunahme der Alleinunfälle auffällig: Rund jeder dritte getötete Radfahrende verunglückt Daten der Unfallversicherer zufolge ohne weitere Beteiligte.

Die meisten tödlichen Unfälle passieren bei Kollisionen mit Autos. „Besonders problematisch sind dabei Kreuzungen und Zufahrten“, sagt Unfallforscherin Zeidler. „Hier gilt es Sicht zu schaffen, etwa das Zuparken zu verhindern. Auch eigenes Ampel-Grün für Abbiege- und Radverkehr ließe Unfälle vermeiden.“

Bessere Radwege gefordert

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) fordert mehr und bessere Radwege. „Dass Fahrradunfälle zunehmen, ist kein Wunder“, erklärt Bundesgeschäftsführerin Caroline Lodemann. „Radwege sind oft kaputt, von Hindernissen übersät, zu schmal, zugeparkt oder fehlen – etwa an Landstraßen – oft ganz.“ Viel zu häufig müssten sich Radfahrer die Fahrbahn mit Autos teilen. „Das bringt Stress und Gefahr für alle Beteiligten.“ 70 Prozent der Befragten des ADFC-Fahrradklima-Tests fühlten sich im Straßenverkehr nicht sicher. „Eine bittere Diagnose“, findet Lodemann. dpa, ame

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