Mal knallharter Motorsport mit jeder Menge aufwirbelnden Renntruck-Teilen und reichlich Schrott auf der Start- und Zielgeraden. Dann wieder Familienfest mit Tausenden von erwartungsvollen und bestens gelaunten Besuchern, die sich durch die beiden Fahrerlager, den Messepark und die Event-Arena und die Mercedes-Arena bis zur Müllenbach-Schleife quetschten. Und schließlich bunte Partymeilen rund um den Ring, inklusive eines Festivals zu nächtlicher Zeit mit „Mucke“ von Johnny Cash und Tom Astor. Ein Muss an diesem Wochenende für alle Freunde der Countrymusik. Das Ganze garniert mit einem kräftigen Schuss Fernfahrerromantik: Die 37. Auflage des ADAC Truck Grand Prix bot von jedem etwas. Das Brummi-Paradies am und um den Nürburgring machte seinem Ruf als einem der absoluten Highlights in jährlichen Kalender alle Ehre und zog nach Veranstalter-Angaben 130.000 Fans an den Nürburgring.
Ungeschminktes Aufeinandertreffen
Der „Trucker“, wie der 1986 ins Leben gerufene Event mit seiner ganz besonderen Beziehung zum Motorsport auf der einen und zum Transport- und Logistikgewerbe auf der anderen Seite genannt wird, ist ein Spektakel der ganz besonderen Art. Weder bei den beiden anderen großen Mehrtages-Veranstaltungen wie dem 24-Stunde-Rennen oder dem Festival Rock am Ring treffen Freizeit, Vergnügen, Passion, und eine Berufssparte, die mit vielen Problemen zu kämpfen hat, derart ungeschminkt aufeinander wie bei diesem rauschenden Jahresgipfel des ADAC Mittelrhein.
Branche im Umbruch
„Für die Transport- und Logistikbranche gibt es so viele Herausforderungen wie noch nie. Der Klimaschutz ist dabei ganz essenziell“, hatte ADAC-Mittelrhein-Vorsitzender Rudi Speich noch bei einem Symposium zum Auftakt des Trucker-Wochenendes am Freitag auf eines der Kernprobleme der Branche hingewiesen.
Dennoch zog er am Sonntag ein sehr zufriedenes Fazit: „Die Zuschauerresonanz zeigt, dass unser neues Konzept aus Motorsport, Messe und Festival voll aufging.“ Der Dreiklang aus Motorsport, Messe und Festival sei einzigartig und attraktiv, um 130.00 Zuschauerinnen und Zuschauer anzuziehen. Zum Erfolg hätten auch zahlreiche Helferinnen und Helfern beigetragen, denen Speich für ihren Einsatz dankte.
Synthetische Kraftstoffe im Tank
Dass der Motorsport ganz allgemein und die Rennerei mit an die 1200 PS starken Lkw im Besonderen angesichts der Transformation besonders kritisch beäugt wird, stand im Fokus dieses Wochenendes. Alle daran Beteiligten, der Serien-Promotor ETRA (European Truck Racing Association), Lkw-Lkw-Hersteller, Zubehör-Industrie, Teams wie auch die Rennprofis selbst wiesen jedoch immer wieder auf den zunehmend „grünen“ Charakter der Serie hin.
Schwarze Rußwolken hinter den Dieselmaschinen mit einem Hubraum von 13 Litern sind längst passé. Um möglichst ultimativ zu beschleunigen und auf die abgeriegelte Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde zu kommen, werden die Selbstzünder-Motoren mit synthetisch hergestelltem Kraftstoff „gefüttert“. Das tut den intensiven Duellen, wie ein heftiger Crash am Samstag unterstrich, allerdings keinen Abbruch. Räum- und – wie sich bald herausstellte – nicht benötigte Rettungsdienste hatten die Situation aber schnell im Griff. „Unsere Meisterschaft steht allen Arten von Technologien offen“, betonte Georg Fuchs, der Geschäftsführer des Promotors ETRA, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Fachmesse, Fun und Fans
Mindestens genauso wichtig wie für die Freunde rasanten Motorsports ist der Truck-Grandprix, der sich in mehr als dreieinhalb Jahrzehnten mit steigenden Besucherzahlen etabliert hat, aber auch für die Fachmesse der Industrie. Mehr als 50 Aussteller hatten wieder den Weg in die Eifel gefunden. Darunter Branchen-Schwergewichte wie Daimler-Truck, IVECO, MAN, Ford, Renault und Scania.
Ein Herz für Brummis
Die Hardcore-Fans der Szene, Fernfahrer, die tagaus tagein Tausende Kilometer auf „dem Bock hängen“, belagerten vor allem die großen Bühnen der Tuner im Messepark und in der Event-Arena. Denn auch ein „schnöder“ Lastwagen kann einem richtig ans Herz wachsen. Dann nämlich, wenn er zwar alt, aber gut erhalten und fachmännisch restauriert ist und aus einem vergangenen, oft mühevollen, Arbeitsleben erzählt. Oder, wenn er mit prächtig herausgeputzt, laut hupend im Korso seine Runden zieht.
Bestaunt und bewundert von den vielen Schaulustigen, die entweder auf den voll besetzten Tribünen Platz genommen hatten. Oder das Wochenende sogar im kleinen Zelt auf einer Wiese direkt an der GP-Strecke verbrachten. Der Fantasie zum vollständigen Genießen des alljährlichen Brummi-Paradieses am und um den Nürburgring sind eben keine Grenzen gesetzt.