Mit dem Blick durch die Virtual-Reality-Brille wird der in diesem Jahr neu aufgelegte, 2,7 Kilometer lange Stadtrundgang „Treverer Code“ zu einer Zeitreise von der Gegenwart bis zu den Ursprüngen der Stadt Trier und wieder zurück. Die Visualisierung der ausgewählten Gebäude des alten Trier basieren auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Vorlagen, zum Beispiel von Steinfragmenten und Mosaiken. Kaum sitzt die voluminöse VR-Brille auf der Nase, ist man der Gegenwart entrückt. Anders als ein Bildschirm ermöglicht die VR-Brille das räumliche Sehen und das ausgiebige Erkunden der simulierten Realitäten im Rundumblick.
Die Zeitreise beginnt im Jahr 56 vor Christus und führt durch Tausende Jahre Stadtgeschichte. In der zweistündigen Führung erleben die Besucher zum Beispiel die Gründung der Stadt, ihren Fortschritt unter den Römern und die Kaiserzeit. Und Trier eignet sich für diese Art der Stadtführung besonders, weil so viele Bauwerke im Original erhalten sind.
Frankenturm und Viehmarktthermen
Start und Ziel des „Treverer Codes“ ist der mittelalterliche Frankenturm in der Dietrichstraße, in dem es auch möglich ist, das VR-Erlebnis direkt vor Ort ohne Stadtrundgang zu erleben. Der wehrhafte Wohnturm mit kleinen Fenstern und dicken Mauern steht in der Nähe des Hauptmarktes im Zentrum der Stadt. Benannt ist er nach einem seiner Bewohner im 14. Jahrhundert, Franco von Senheim. Im Mittelalter wurden viele solcher Wohntürme gebaut, weil die antike Stadtmauer weitgehend zerstört war und die Trierer Bürger für ihre Sicherheit selbst sorgen mussten. Beim Bau wurden auch ausgediente römische Gebäude als Steinbruch genutzt. Am Türsturz an der Ostseite des Frankenturms ist zum Beispiel ein römischer Grabstein zu erkennen. Den bequemen Eingang im Erdgeschoss gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert, vorher ging es per einklappbarer Holztreppe hinauf in den ersten Stock. So standen Angreifer vor einem unbezwingbaren Sockel aus großen antiken Steinquadern.
Nächstes Ziel sind die Viehmarktthermen, die lange Zeit unter der Erde verborgen waren. Erst als 1987 auf dem Viehmarkt eine Tiefgarage gebaut werden sollte, kam die um 80 nach Christus erbaute, mehr als 8000 Quadratmeter große römische Thermenanlage ans Tageslicht. Sie ist älter als die Barbara- und Kaiserthermen, gehört aber nicht zu den Welterbebauten. Dafür wurde sie genau ein Jahr zu spät entdeckt. 1986 hatte die Unesco die römischen Baudenkmäler, den Dom und die Liebfrauenkirche zum Welterbe ernannt. Zu den Unesco-Römerbauten gehören die Porta Nigra, die Konstantin-Basilika, die Kaiserthermen, das Amphitheater, die Römerbrücke, die Barbarathermen und die Igeler Säule vor den Toren der Stadt.
Dritte Station sind die berühmten Kaiserthermen, die jüngste unter den Thermen. Zu Beginn des vierten Jahrhunderts begann der Bau der Thermen, die eine der größten Badeanlagen des Römischen Reiches werden sollten. Der Warmbadesaal ist so groß, dass heute 650 Zuschauer bei Theateraufführungen Platz finden. Gebadet wurde dort aller Wahrscheinlichkeit nach nie. Der Kaiser ging nach Byzanz und hinterließ die Therme als Rohbau. Mit der VR-Brille aber wird die Fantasie angeregt und wir können heute zumindest virtuell miterleben, wie die Römer ihr liebstes Vergnügen zelebrierten. Im Mittelalter, als Baumaterial wichtiger war als der Schutz des römischen Erbes, wechselten viele ihrer Steine den Ort. Ein Teil des Mauerwerks der Kaiserthermen diente als mittelalterliche Stadtmauer. Vorletzte Station ist die Konstantin-Basilika, die einst der Thronsaal des ersten römischen Kaisers war. Kommt sie heute eher schlicht daher, präsentierte sie damals mit prächtiger Ausschmückung seine Größe und Macht. Die 67 Meter lange, über 27 Meter breite und 33 Meter hohe Halle ist der größte erhaltene Einzelbau der Antike.
Bevor es zurück zum Frankenturm geht, steht der Trierer Dom im Mittelpunkt des VR-Erlebnisses. Teile des Doms St. Peter entstanden während der Regentschaft Kaiser Konstantins. Heute sind im Trierer Dom, der ältesten Kirche Deutschlands, alle Epochen der europäischen Kunst- und Baugeschichte vereint. In seiner 1700-jährigen Geschichte diente er ununterbrochen als Bischofskirche. Am Ende des Rundgangs ist der „Treverer Code“ entschlüsselt und jeder weiß, wie sich die Stadt „Augusta Treverorum“ zum heutigen Trier entwickelte
Die Stadtführungen „Treverer Code“ werden mittwochs um 12.30 Uhr, freitags um 15 Uhr und samstags um 12.30 Uhr angeboten. Die Tickets kosten für Erwachsene 22,50 Euro.
Nähere Informationen: Mosellandtouristik, Kordelweg 1, Bernkastel-Kues, Telefon 06531/973 30, www.visitmosel.de, www.treverer-code.de, www.rlp-tourismus.de/mosel