Sehr dankbar war die Oppenheimer Bürgerschaft allerdings nicht, sondern stand mit den Burgmannen im Dienste des Kaisers auf Kriegsfuß. Mitte des 13. Jahrhunderts zerstörten sie die Burg und nutzten sie als Steinbruch. Auch König Rudolf von Habsburg, der die Burg 1273 wieder aufbauen ließ, hatte kein Glück, denn die Oppenheimer zerstörten sie zum zweiten Mal, mussten sie aber diesmal selbst wieder instand setzen.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ließ Pfalzgraf Friedrich der V. die Burg zu einem Schloss im Stil der Spätrenaissance ausbauen. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg machten die französischen Truppen keine halben Sachen. Sie sprengten den Bergfried und zerstörten das Schloss gründlich. So kamen die Oppenheimer erneut zu einem Steinbruch. Stehen blieben allein die Außenwände des dreigeschossigen Palas, die heute als beeindruckende Kulisse für Mittelaltermärkte, Konzerte und Theateraufführungen dienen.
Wegen der schönen Aussicht wurde schon im ausgehenden 19. Jahrhundert auf dem Bergfriedstumpf eine Aussichtsplattform gebaut. Von dort und durch die Fensteröffnungen des Kaisersaals blicken Besucher auf Oppenheim mit der Katharinenkirche, weit in die rheinhessische Tiefebene und bei klarem Wetter bis nach Frankfurt und in den Odenwald. Heute gehört die Burg dem Land Rheinland-Pfalz und wird von der Generaldirektion Kulturelles Erbe verwaltet.
Direkt zur Burg führen der Oppenheimer Weinlehrpfad und der Rheinterrassenweg, der, als Fernwanderweg vor zehn Jahren eröffnet, die Kaiserdome von Mainz und Worms verbindet. Das Jubiläum wird nicht an die große Glocke gehängt, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass es der Rheinterrassenweg mit mehr als 90 Prozent asphaltierter Wegstrecke nie zu einem zertifizierten Prädikatswanderweg bringen kann. Rudolf Felgner vom Tourismus Service Center Rhein-Selz, der sich um das Management und die Infrastruktur des Weges kümmert, lobt die gute Zusammenarbeit der 15 beteiligten Kommunen und erklärt: „Durch die sogenannte Flurbereinigung, also wenn Grundstücke wieder zusammengelegt und optimiert werden, entstehen auch neue Wirtschaftswege für die Landwirtschaft und Winzer.
Die müssen natürlich befestigt sein. Aber wir haben unterwegs auch immer wieder unbefestigte Wege und Wiesen.“ Wanderer stört der hohe Asphaltanteil eher weniger. Sie schätzen am Rheinterrassenweg, dass er durch alle großen Weinlagen Rheinhessens mit ständiger Aussicht auf den Rhein in gastliche Winzerorte führt. Oft kann man die Winzer bei der Arbeit beobachten und auch ein paar Worte mit ihnen wechseln. Familien mit Kleinkindern kommen auf weiten Strecken sehr gut mit dem Kinderwagen voran und die am Rheinufer verlaufende Bahntrasse garantiert eine bequeme Rückfahrt zum Ausgangsort.
Regelmäßig werden geführte Wanderungen angeboten, zum Beispiel am Freitag, 5. Juli, von 11 bis 17 Uhr, vom Bahnhof in Oppenheim zum Bahnhof in Nierstein. Auf der Wanderung erzählt Kultur- und Weinbotschafter Frank Hamm von Geschichte und Geologie der Region. Die Tour erkundet Oppenheim mit der Besichtigung der Katharinenkirche und des historischen Marktplatzes sowie den Roten Hang bei Nierstein. Die Teilnahme kostet pro Person 15 Euro.
Am dreitägigen Kulturwochenende vom 4. bis 6. Juli belebt sich die Schlossruine unter dem Motto „Bunte Burg – Kultur in der Landskron“. Los geht es schon am Donnerstag, 4. Juli, um 19 Uhr mit der karibischen Leichtigkeit der kubanischen Son- und Salsa-Gruppe „Los 4 del Son“. Sie sind die Hausband der berühmten kubanischen Bar „La Bodeguita del Medio“ in der Altstadt von Havanna. Am Freitag, 5. Juli, startet ab 19.30 Uhr die Veranstaltung „Drag Kingdom Vol. 3“ mit schrillem Tanz, Comedy und Gesang. Am Samstag, 6. Juli, wird es ab 19 Uhr mit der Theateraufführung der Dramatischen Bühne Frankfurt am Main klassisch. Gezeigt wird der Umberto Eco-Klassiker „Der Name der Rose“. Alle Informationen und Karten im Vorverkauf können über die Internetseite www.stadt-oppenheim.de/ buchen erstanden werden.
Nähere Informationen: Rheinhessen-Touristik, Otto-Lilienthal-Straße 4, Alzey, Telefon 06731/899 89 00, www.rlp-tourismus.de/rheinhessen