Toptipp: Handwerken und Bogenschießen im Nordpfälzer Bergland
Toptipp: Handwerken und Bogenschießen im Nordpfälzer Bergland
Das Keltendorf Steinbach mit Blick auf den Donnersberg im Nordpfälzer Bergland.
Heidrun Braun. Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

Die Kelten hinterließen keine schriftlichen Dokumente, die uns genaue Informationen über ihre Kultur und Lebensweise geben könnten. Vieles davon bleibt im Dunklen. Funde aus archäologischen Ausgrabungen in Europa sind die einzigen sicheren Quellen. Allein diese beweisen, dass die Kelten Jahrhunderte vor Gründung des Römischen Reiches das mächtigste und einflussreichste Volk der Antike waren.

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Obwohl sie keinen einheitlichen Staat gründeten und über mehrere Länder verstreut lebten, vereinte die einzelnen Stämme eine gemeinsame Kultur und Sprache.

Auf dem größten Plateau des Donnersberges im Nordpfälzer Bergland, mit 687 Metern die höchste Erhebung der Pfalz, sind Reste einer einst gewaltigen Ringwallanlage zu sehen. Dort befand sich von etwa 130 bis 60/50 vor Christus eine große keltische Stadt, ein sogenanntes Oppidum. Mehrere tausend Menschen lebten dort, hielten Markttage ab und pflegten ihr Handwerk.

Größte keltische Siedlung nördlich der Alpen

Als zentraler Ort für das gesamte Umland in der Rheinebene gehörte diese Stadt zu den größten keltischen Siedlungen nördlich der Alpen. Mächtige Mauern umschlossen auf einer Länge von 8,5 Kilometern eine Fläche von 240 Hektar. Ein Teilstück der Stadtmauer wurde auf dem Donnersberg rekonstruiert. Der fünf Kilometer lange Keltenweg führt an der Befestigungsanlage entlang zu den Ausgrabungsstätten des Oppidums. Der keltische Skulpturenweg, der Teil des Pfälzer Höhenweges ist, beschäftigt sich mit der Kultur der Kelten auf dem Donnersberg. Dort nehmen 13 Skulpturen Bezug auf die keltische Mythologie vom Donnersbergplateau bis zum Keltendorf in Steinbach.

Im Keltendorf Steinbach wird eine in traditioneller Bauweise erbaute Hofsiedlung gezeigt. Vorbild dafür war eine spätkeltische Siedlung, die Ende der 1970er-Jahre im pfälzischen Westheim bei Germersheim bei Straßenbauarbeiten gefunden und freigelegt wurde.

Führungen durch das Keltendorf

Andrea Erking führt ehrenamtlich durch das Keltendorf und warnt vor den niedrigen Türen: „Die Kelten waren im Durchschnitt ein paar Zentimeter kleiner als wir.“ Die Römer beeindruckten die Kelten mit ihren Schwertern, die an den mit Eisen beschlagenen Schilden nicht zersplitterten. Als die Kelten solche Schwerter an die Römer verkauften, bedachten sie allerdings nicht, dass sich diese Waffen bald gegen sie selbst richten würden.

Andrea Erking an der Wippdrechselbank.
Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

Beeindruckend sind auch der Gewichtswebstuhl zur Herstellung von Stoffen aus Wolle und Leinen und die Wippdrechselbank. Sie ist der Beweis, dass die Kelten auch Meister in der Bearbeitung von Holz für Gefäße und Möbel waren. Aus Grabfunden ist bekannt, dass sie drechselten, schnitzten und auch das Küferhandwerk beherrschten. Zu keltischen Handwerkern können auch die Besucher des Keltendorfes werden, zum Beispiel einen Lederbeutel oder einen Pfeil herstellen. Letzterer wird anschließend auf dem Bogenschießplatz auf seine Tauglichkeit geprüft. Für Gruppen ab 15 Personen können auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten Programme gebucht werden.

Das Bastelrepertoire ist groß: Filzen, Herstellen von Tonperlen, Amuletten und Seife, Flechten mit Wolle und das Gießen von Münzen. Zum Abschluss gibt es keltischen Gemüseeintopf und bei Kindergeburtstagen Stockbrot am Lagerfeuer. Für die Erwachsenen wird Met ausgeschenkt und für die Kinder Apfelsaft. Die Kelten würden allerdings auf Fleisch bestehen. Sie hielten sich Rinder, Schweine, Schafe, Hühner und Ziegen als Haustiere. Auch Pferde und Hunde gehörten zu einem keltischen Hof. Unter den Getreiden war die Gerste die erste Wahl, da sie auch auf wenig ertragreichen Böden gedieh. Auch Fische, Muscheln und Krebse aus Flüssen und Seen standen auf dem Speiseplan sowie Bohnen, Linsen, Obst, Wildkräuter und Waldpilze.

Toller Blick auf den Donnersberg

Vom 11,5 Meter hohen Aussichtsturm hat man den besten Blick auf den Donnersberg und kann sich nach dem Besuch des Keltendorfes gut vorstellen, wie lebendig es vor mehr als 2000 Jahren auf seinem Gipfel zuging.

Das Keltendorf hat von April bis Oktober an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 7 Euro und für Kinder 5 Euro. Mit der Pfalzcard ist der Eintritt kostenfrei.

Nähere Informationen: Pfalz Touristik, Martin-Luther-Straße 69, Neustadt an der Weinstraße, Telefon 06321/391 60, www.rlp-tourismus.de/pfalz

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