Toptipp: Führungen und Stationentheater auf Schloss Bürresheim
Toptipp: Augentäuscher, Mainzer Rad und Schlossgeflüster
Schloss Bürresheim wurde nie eingenommen oder zerstört. Fotos: Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz Tourismus
Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

St. Johann. Schlossführungen beginnen im Hof der Trierer Burg. Dorthin führt der steile und steinige Kanonenweg, der es früher Angreifern schwer machte, in das Innere der Anlage zu gelangen. In diesem engen Felsentunnel konnten sie von den Wehrgängen aus beschossen und aus Löchern mit heißem Pech begossen werden. Aus der Burg wurde erst Mitte des 17. Jahrhunderts ein Schloss, als das alte Adelsgeschlecht Breidbach in den Besitz der gesamten Anlage kam und den Trierer Teil zum barocken Schloss ausbaute.

Vorher war Bürresheim eine Ganerbenburg, die sich mehrere adlige Familien teilten. Schloss Bürresheim wurde in seiner langen Geschichte nie eingenommen oder zerstört. Mit vielen Türmen und Türmchen, trutzigen Mauern und hübschem Fachwerk steht Bürresheim auf hohem Felssporn über dem Nettetal und vereint die baulichen Veränderungen über viele Jahrhunderte hinweg. Heute ist das Schloss Teil der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Burgherr ist Kastellan Markus Schmidt, der das Schloss nicht nur verwaltet, sondern bei Schlossführungen eine Menge Erstaunliches zu zeigen und zu erzählen hat. Ahnentafeln, Gemälde, Wappenscheiben, Tapeten und Möbel berichten vom Leben der einstigen Bewohner.

Über der Tür zum Mainzer Zimmer weckt die Darstellung eines Wagenrades die Aufmerksamkeit eines Besuchers. Dazu hat der Kastellan gleich eine Sage parat: Der Mainzer Erzbischof Willigis stammte als Sohn eines Wagners aus einfachen Verhältnissen und wählte das Rad als Wappenzeichen. Es ist bis heute ein Teil des Mainzer Wappens, denn „egal, wo man herkommt, man kann alles erreichen, wenn man es will“.

Ein wahrer Schatz sind die farbigen Fenster der Schlosskapelle, die aus der Klosterkirche Maria Laach stammen. Sie wurden im frühen 13. Jahrhundert hergestellt und sind somit die ältesten erhaltenen Glasfenster in Rheinland-Pfalz. Zu den kostbarsten Möbeln gehört der Intarsienschreibtisch im Amtshaus. Für die Intarsien wurden viele verschiedene Hölzer verwendet und in den Ornamenten sind Vögel, Mäuse, Käfer und eine Kreuzspinne versteckt. Die Schubladen verzieren Einlagen aus Silber, die 300 Jahre alte Kinderspiele zeigen, von denen die meisten heute noch aktuell sind. Interessant ist das Innenleben mit mehreren Geheimfächern für kleine Schätze und wichtige Briefe. Ebenso lange betrachten kann man den Augsburger Kabinettschrank im Ahnensaal. Die Schubladen sind mit sogenanntem Ruinenmarmor belegt, den es im 17. Jahrhundert nur in Italien gab. Die geschliffenen Steinplatten erwecken den Eindruck von Zeichnungen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und jeder Betrachter sieht womöglich etwas anderes: Stadtansichten, Vulkane, Tafelberge und Landschaften. Das älteste Möbelstück auf dem Schloss ist eine Korntruhe aus dem 13. Jahrhundert.

Manches ist auch mehr Schein als Sein. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das vermeintliche blau-weiße Porzellan auf dem Wandregal in der Küche als Steingut. Das verrät ein abgeplatztes Stück in der Glasur an einer Suppenschüssel. Ein „Augentäuscher“ ist auch das große Gemälde im Jagdzimmer. Der Holländer Jacob Biltius malte es so plastisch, dass man meint, die abgebildeten Jagdwaffen hingen dort an der Wand. Ein Hingucker ist die weiße Marmorbüste der bildschönen Carlotta Gräfin von Boos-Waldeck und Montfort, eine Tochter des Hauses. Um sie rankt sich die Geschichte, dass sich der schon hochbetagte Ludwig I. von Bayern unsterblich in sie verliebte und der 20-Jährigen mehr als 300 Liebesbriefe schrieb – vergeblich.

Lebendig wird es beim Stationentheater „Schlossgeflüster“, wenn Carola Moritz und Michael Policnik mit Besuchern auf Zeitreise gehen, in jedem Raum eine andere Geschichte erzählen und in Windeseile ihre Kostüme wechseln. Die Veranstaltung im August ist schon ausgebucht, weitere gibt es aber an den Sonntagen, 1. September und 6. Oktober. Am 28. Juli führt des „Kaysers Bombardier“ auf Schloss Bürresheim Waffen aus dem Dreißigjährigen Krieg vor und während der Sommerferien gibt es an mehreren Terminen Kostümführungen für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren.

Schloss Bürresheim hat von Donnerstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro und für Kinder 3 Euro.

Nähere Informationen: Eifel Tourismus (ET), Kalvarienbergstraße 1, Prüm, Telefon 06551/965 60, www.eifel.info, www.kulturerbe-eifel-mosel.de, www.rlp-tourismus.de/eifel

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