Rheinland-Pfalz
Tödliche Messerattacke in Wittlich: Freispruch schlägt auch international hohe Wellen
Demonstration vor Air Base gegen Gerichtsurteil
Menschen demonstrieren vor der Air Base Spangdahlem nach dem Freispruch im Prozess eines US-Soldaten, der einen Mann bei einer Messerattacke auf einer Kirmes in Wittlich erstochen haben soll. Unter dem Titel «Justice for Micha» forderten etwa 700 Menschen «Gerechtigkeit» für das Todesopfer aus Wittlich. +++ dpa-Bildfunk +++
Harald Tittel. picture alliance/dpa

Der Freispruch eines US-Soldaten in Spangdahlem findet internationale Resonanz. Der Mann soll einem 28-jährigen Wittlicher auf der Säubrennerkirmes im vergangenen Jahr tödliche Wunden zugefügt haben.

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Zwei Wochen nach dem Freispruch eines US-Soldaten wegen eines tödlichen Zwischenfalls auf der Wittlicher Säubrennerkirmes schlägt der Fall auch in den internationalen Medien hohe Wellen. Die britische Tageszeitung Daily Mail berichtet über die Demonstration mehrere Hundert Menschen vor der Air Base Spangdahlem als Antwort auf die „brutale Messerattacke“ eines 26-jährigen US-Soldaten auf einen deutschen „Athleten“.

Der Soldat war vor zwei Wochen von einer Geschworenenjury freigesprochen worden. Die US-Staatsanwaltschaft hatte den 26-Jährigen beschuldigt, für den Tod eines zwei Jahre älteren Mannes aus Wittlich verantwortlich zu sein. Der Jury reichten allerdings die Beweise und Indizien für einen Schuldspruch nicht aus.

Lautes Medienecho

Die Bild-Zeitung sprach deshalb von einem „Skandal-Urteil“, nannte in ihrem Bericht auch den Namen des Angeklagten und zeigte ein Foto von ihm. Das ist nach amerikanischem Recht zulässig. RTL online zitierte unter der Schlagzeile „Demonstranten fordern Gerechtigkeit für Micha“ den Vater des Opfers: „Wir gehen bis zum Gehtnichtmehr“. Viele Demonstranten hätten gespürt, dass seinem Sohn Unrecht getan worden sei.

Die US-Militär-Zeitung “Stars and Stripes„ berichtete ebenfalls mehrfach über das Thema. Eine Reporterin aus der Redaktion in Kaiserslautern berichtete nach der Demonstration von Teilnehmern, die nun Ängste hätten, dass der „nächste Mörder in Wittlich nach diesem Freispruch jegliche Hemmungen verlieren“ würde.

Demonstration vor Air Base gegen Gerichtsurteil
Während der Demonstration wurden viele Kerzen im Gedenken an den getöteten 28-Jährigen entzündet.
Harald Tittel. picture alliance/dpa

Auch in Internet-Medien wird das Thema diskutiert, unter anderem auf reddit.com, einer Internetseite, auf der Themen aus den Nachrichten diskutiert werden. Dort ist die Resonanz auf einen entsprechenden Beitrag mit einem Foto der Demonstration in Spangdahlem hoch. Ein Kommentator schreibt: „Es erscheint, dass die Anklage all ihre Eier in den falschen Korb gelegt hat. Sie hat es vermasselt.“

US-Soldat wurde korrekt belehrt

Der Knackpunkt im Prozess war, dass der damals Beschuldigte kurz nach der Tat ein Geständnis abgelegt hatte, dieses aber von der Richterin nicht zugelassen wurde, weil es angeblich unter Zwang erfolgt sei und der Beschuldigte nicht gewusst habe, dass das Opfer verstorben war. Dem widerspricht indes die Trierer Staatsanwaltschaft. Der US-Soldat sei vor seiner Vernehmung korrekt belehrt worden und habe auch gewusst, dass der Wittlicher seinen Verletzungen erlegen sei.

Immer wieder gab es in den zurückliegenden zwei Wochen auch Kritik daran, dass die deutschen Behörden den Fall an das amerikanische Militär abgegeben hat, statt den Tatverdächtigen selbst anzuklagen. Was wäre möglicherweise dabei herausgekommen, wenn der tödliche Zwischenfall nicht von einem US-Militärgericht verhandelt worden wäre, sondern vom Landgericht Trier?

Experte im Interview

Das hat der “Trierische Volksfreund" den Trierer Strafrechtsprofessor Mohamad El-Ghazi gefragt. Im Interview gibt der Experte dazu detailliert Auskunft. El-Ghazi warnt aber davor, die Schuld jetzt allein bei der US-amerikanischen Militärgerichtsbarkeit zu suchen.

Auch in Deutschland komm es immer wieder zu Freisprüchen, weil sich (vermeintlich) so eindeutige Beweismittel als unverwertbar erwiesen, so der Professor. Auch der Mainzer Landtag wird sich demnächst mit dem Kriminalfall befassen. Auf Antrag der AfD soll Justizminister Herbert Mertin im Rechtsausschuss über das heikle Thema informieren.

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