„Das Internet ist für uns alle Neuland“: Für manche Politiker scheint dieser berühmte Satz der Ex-Kanzlerin Angela Merkel wohl immer noch zu gelten. Auf Facebook sind die meisten schon angekommen, auf Instagram langsam auch. Aber TikTok? Da scheint für viele die rote Linie zu sein. Nur die wenigsten Politiker sind dort vertreten. Das kann ihnen, aber auch der Demokratie als Ganzes schaden.
Es ist dringend notwendig, den Wahlkampf nicht nur auf Plakaten und an Infoständen zu führen, sondern auch auf einer App, die fast 21 Millionen Deutsche regelmäßig nutzen. Politik, Wirtschaft, Migration: Diese Themen werden auf TikTok mindestens genauso heiß diskutiert wie im echten Leben. Überlässt man die App Populisten wie der AfD, überlässt man ihnen damit auch die Hoheit über diese Themen. Das spüren die „Altparteien“ spätestens an der Wahlurne.

Welche Rolle nimmt TikTok im Wahlkampf ein?
TikTok wird im politischen Wahlkampf immer wichtiger. Die AfD hat das längst erkannt, andere Parteien ziehen langsam nach. Mit Erfolg? Wir haben uns die Kanäle von Landesverbänden und Spitzenpolitikern aus Rheinland-Pfalz angeschaut.
Aber mit der Anmeldung auf der Plattform ist es noch nicht getan. Professionell aufbereitete Videos müssen folgen, damit demokratische Parteien nicht nur mitreden, sondern sogar den Ton angeben können. Die Nutzer wollen Videos sehen, die auf den Punkt bringen, warum man sich für sie und nicht für die AfD entscheiden soll. Es geht um Inhalte und wie man sie am besten präsentiert. Sollte das nicht die Kernkompetenz der Politik sein?
Dabei reichen keine Ausschnitte aus Reden oder Videos, in denen ein Politiker sich mit schlechtem Ton und störendem Hintergrund vor die Kamera stellt. Eine gute technische Ausstattung und ein ausgebildetes Social-Media-Team dürften die Follower- und Aufrufzahlen deutlich verbessern, genauso wie mehr Interaktion mit den Nutzern.
Die Ausrede, dass das Internet für uns alle Neuland sei, gilt nicht mehr. Jetzt geht es darum, sich gegen populistische Parteien zu behaupten und mit den richtigen Themen zu überzeugen. Die Angst vor Kritik darf die Politik nicht davon abbringen, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen und sie dort zu erreichen, wo die meisten von ihnen heute sind – nämlich im Internet.