Die Suche nach dem mutmaßlichen Dreifachmörder von Weitefeld im Westerwald geht auch über Ostern unvermindert weiter: „Unsere Fahnder und Ermittler sind natürlich über die Feiertage alle im Einsatz, um weitere Puzzleteile zusammenzusetzen“, sagt Jürgen Fachinger, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Koblenz, am Karfreitag auf Anfrage. Ob durch die groß angelegte Suchaktion vom Vortag neue Hinweise hinzugekommen sind, aus denen die Experten der Polizei neue Erkenntnisse über den Aufenthalt des tatverdächtigen Alexander Meisner (61) ziehen können, ließ Fachinger offen. Dazu wolle er sich mit Blick auf die Ermittlungen nicht äußern. Eine 100-köpfige Sonderkommission ist mit dem Fall befasst.
Am Donnerstag hatten etwa 1000 Polizistinnen und Polizisten die Umgebung von Weitefeld abgesucht. In dem Ort im Kreis Altenkirchen war am Sonntag, 6. April, eine dreiköpfige Familie getötet worden, mutmaßlich von Meisner, der in einem Nachbarort lebte. Nach dem Mann wird seitdem intensiv gesucht – international, bundesweit und auch nach wie vor im Westerwald.
So durchkämmten die Einsatzkräfte am Donnerstag 22 Quadratkilometer in der Umgebung von Weitefeld. Im Fokus waren – erneut – zwei Bereiche, von denen die Polizei es für möglich hielt, dass sich Meisner dort auf seiner Flucht aufgehalten haben könnte. Am Abend gegen 20.30 Uhr endete der Einsatz jedoch erfolglos, fasst Fachinger zusammen. Noch am Abend hatten Staatsanwaltschaft und Polizei gemeinsam mitgeteilt, dass sich die Hoffnung nicht erfüllt habe, den Tatverdächtigen ergreifen zu können.
Es ist eine neue Dimension bei der Fahndung nach Alexander Meisner, dem mutmaßlichen Mörder von Weitefeld. Mehr als 1000 Polizisten sind am Donnerstag im Einsatz. Ein Zugriff gelingt nicht, doch am Abend teilt die Polizei neue Erkenntnisse mit.Polizei jagt Alexander Meisner mit 1000 Einsatzkräften
Ob die Ermittler es nun nach der großen Suche für wahrscheinlicher halten, dass Meisner doch längst aus dem Westerwald getürmt ist? Fachinger möchte hierzu keine Aussage treffen. „Es ist nach wie vor offen, ob er noch in der Gegend ist oder sich ins Ausland abgesetzt hat.“ Eine Erkenntnis spräche allerdings eher dagegen, dass sich der Verdächtige außerhalb der EU befindet: Die Staatsanwaltschaft Koblenz hatte am Donnerstagabend Meldungen bestätigt, wonach Meisner im März einen neuen Reisepass bei der zuständigen Behörde beantragt, diesen aber nicht abgeholt hatte. Ohne Reisepass die EU zu verlassen, sei schwierig, meint Fachinger – aber auch nicht unmöglich. Es könnte allerdings auch sein, dass sich der Tatverdächtige noch im Westerwald befindet, „in welchem Zustand auch immer“. Womöglich lebt er nicht mehr, liegt seine Leiche irgendwo in den Wäldern.
Entkräftet hat die Staatsanwaltschaft inzwischen das „in der Öffentlichkeit kolportierte Gerücht zu einer möglichen früheren Ausbildung des Beschuldigten zum Einzelkämpfer in Kasachstan“. Dies könne nicht bestätigt werden. Nach Erkenntnissen der Polizei habe der Tatverdächtige in den 90er-Jahren lediglich zwei Jahre als Kraftfahrer in der Armee gedient.
Derweil gehen Fahnder und Ermittler weiterhin all den Hinweisen nach, die sie im Fall Weitefeld mittlerweile erhalten haben, mehr als 1260 sind es aktuell. „Das ist eine Hausnummer“, sagt Fachinger. 90 waren allein eingegangen, nachdem der Fall Weitefeld am Mittwochabend bei der TV-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ im ZDF thematisiert worden war. Stunden zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Koblenz eine Belohnung von 10.000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters führen.
Wer weiß, wo sich Alexander Meisner befindet, soll sich sofort bei der Polizei melden – nötigenfalls anonym. Doch entgegenstellen solle man sich dem Verdächtigen von Weitefeld nicht, warnte Rudi Cerne in „Aktenzeichen XY“.Rudi Cerne über Meisner: „Er ist brandgefährlich“
Allein: Der eine heiße Tipp fehlt bislang. Sollte er über die Ostertage kommen, versichert Fachinger: „Wir sind einsatzbereit.“ Ein solches Großaufgebot wie für die Suchaktion mit 1000 Kräften könne man zwar nicht ad hoc bereitstellen, aber man sei schlagkräftig: „Alle stehen auf Stand-by.“
Zudem zeige die Polizei, so Fachinger, gerade auch über Ostern unvermindert viel Präsenz in Weitefeld, wo der Dreifachmord und die Unsicherheit, wo sich der Tatverdächtige befindet, nach wie vor viele Menschen beunruhigt. Eine Anlaufstelle an der Grundschule in Weitefeld, wo Beamtinnen und Beamte ein offenes Ohr für Sorgen der Einwohner haben, bleibt geöffnet, täglich von 16 bis 18 Uhr.
Während die Polizei nach dem mutmaßlichen Dreifachmörder von Weitefeld sucht, will sie zugleich die Menschen vor Ort nicht allein lassen. Viele sind nach wie vor tief betroffen von der Tat – und verängstigt, weil der Täter noch auf freiem Fuß ist.„Die Unsicherheit macht etwas mit den Menschen“