Systematisch arbeitet sich der Polizeihund durch das Gepäck der Journalisten, das die Pressesoldaten des Zentrums Innere Führung in Reih und Glied über den Boden der Halle verteilt haben. Das Tier nimmt seinen Job ernst. Akribisch schnüffelt der Schäferhund an Taschen, Kameras und Stativen nach Sprengstoff. Kein Treffer. Erst danach werden die gelben Bändchen mit der Aufschrift „Bundeskriminalamt“ um die geprüften Objekte gewickelt.
Zum Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD) herrscht höchste Sicherheitsstufe. Die Von-Witzleben-Straße im Koblenzer Stadtteil Pfaffendorfer Höhe ist für Stunden in beide Richtungen abgesperrt. Polizeiwagen blockieren den Zugang. Zwei Soldaten mit Sturmgewehren haben sich am Haupteingang der Behörde postiert, wo sich unterdessen auch der Medientross versammelt hat.

Das Staatsoberhaupt hat die Nacht in seinem Bonner Dienstsitz, der „Villa Hammerschmidt“, verbracht. Jetzt hat er sich etwas verspätet. Ein kalter Wind weht über die Pfaffendorfer Höhe, als die Kolonne schließlich vorfährt. Steinmeier steigt aus einer der drei schwarzen Limousinen aus und wird von Generalmajor Ansgar Meyer in Empfang genommen. Ein kurzer Gruß an die Fotografen. Dann ist der Präsident schon wieder verschwunden.
Das Zentrum Innere Führung ist einer von vielen Stationen bei der Bundeswehr, die Frank-Walter Steinmeier in den vergangenen Monaten besucht hat. Der Bundespräsident will sich ein Bild von der Stimmung in der Truppe machen. Hinter verschlossenen Türen spricht Steinmeier dazu etwa mit Teilnehmern des Lehrgangs „General- und Admiralstabsdienst“, die auf Ausbildungsreise in Koblenz sind, über Zeitenwende und die neue Weltordnung.

Zuvor hat Steinmeier Soldaten der Inneren Führung in der Aula begrüßt. Und nimmt gleich Bezug zur aktuellen politischen Lage. „Wir treffen uns hier an einem besonderen Tag, nach wochenlangen Verhandlungen über einen Koalitionsvertrag“, sagt der Bundespräsident in seiner Rede. Darin komme eine Priorität zur Stärkung der Bundeswehr zum Ausdruck.
Steinmeier warnt allerdings vor verteidigungspolitischen Alleingängen im Bündnis ohne die USA. „Eine Europaarmee ist eine Idee, aber kein adäquater Ersatz für das, was die Nato uns an Sicherheit leistet“, betont das Staatsoberhaupt vor den Soldaten. Sein Rat: „Lasst uns nicht in Alternativen flüchten, die nicht zur Verfügung stehen.“

Gerade in Deutschland habe man der Nato sehr viel zu verdanken. „Sie steht im Augenblick in der Diskussion aufgrund von Ankündigungen, die wir aus dem Weißen Haus und aus Washington hören.“ Deutschland müsse in den kommenden Jahren einen noch stärkeren Beitrag für die Nato leisten, sagt er. Doch da ist er optimistisch. „Ich glaube, dass wir das können.“
Die Aufgaben der Bundeswehr hätten sich in den Jahrzehnten seit 1974, als Steinmeier als Zeitsoldat in die Luftwaffe eintrat, stark verändert. Nicht aber die Frage, wofür sie dienten: „Das ist der Schutz unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Das ist der Schutz von Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und Menschenwürde.“ Gerade der Inneren Führung komme die große Bedeutung zu, das immer wieder zu vermitteln.
„Der Wunsch nach Frieden erzeugt noch keinen Frieden. Frieden werden wir nur dann bewahren können, wenn wir ernst genommen werden.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Am Ende des Besuch gibt’s dann noch eine kurze Pressekonferenz. Noch einmal werden dem Präsidenten die Mikrofone entgegengereckt. Nur drei Fragen sind erlaubt. Denn Steinmeiers Terminplan ist eng getaktet. Eine Journalistin will wissen, wie viel Pazifismus wir uns in Deutschland noch erlauben können. „Der Wunsch nach Frieden erzeugt noch keinen Frieden“, betont der Präsident. „Frieden werden wir nur dann bewahren können, wenn wir ernst genommen werden.“
Das Zentrum Innere Führung in Koblenz
Im Zentrum Innere Führung in Koblenz arbeiten 220 Soldaten und Zivilangestellte. Kommandeur der 1956 aufgestellten Behörde ist Generalmajor Ansgar Meyer. Auf der Pfaffendorfer Höhe wird unter anderem Führungspersonal aus- und weitergebildet. Zudem sitzt hier das Kompetenzzentrum für das wissenschaftliche Coaching in der Bundeswehr. Die Innere Führung bildet nach ihrem Selbstverständnis die Wertegrundlage für verantwortliches Handeln im Sinne des Grundgesetzes. Alle Angehörigen der Bundeswehr sind demnach auch Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten. Bis Mitte Juni ist im Zentrum Innere Führung auch die Wanderausstellung „un.verwundbar“ zum 17. Kunstwettbewerb der Bundeswehr zu sehen. de