Staatsoberhaupt in Koblenz
Steinmeier: Europaarmee ist kein Nato-Ersatz 
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach bei seinem Besuch im Zentrum Innere Führung der Bundeswehr mit Soldaten und zivilen Angehörigen über den Beitrag der Inneren Führung zu Demokratie und Freiheit.
Thomas Frey/dpa

Hoher Besuch auf der Pfaffendorfer Höhe: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stärkte der Truppe im Zentrum Innere Führung in Koblenz den Rücken. Frieden sei kein Selbstläufer. Deshalb forderte er mehr Anerkennung für die Soldaten. 

Systematisch arbeitet sich der Polizeihund durch das Gepäck der Journalisten, das die Pressesoldaten des Zentrums Innere Führung in Reih und Glied über den Boden der Halle verteilt haben. Das Tier nimmt seinen Job ernst. Akribisch schnüffelt der Schäferhund an Taschen, Kameras und Stativen nach Sprengstoff. Kein Treffer. Erst danach werden die gelben Bändchen mit der Aufschrift „Bundeskriminalamt“ um die geprüften Objekte gewickelt.

Zum Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD) herrscht höchste Sicherheitsstufe. Die Von-Witzleben-Straße im Koblenzer Stadtteil Pfaffendorfer Höhe ist für Stunden in beide Richtungen abgesperrt. Polizeiwagen blockieren den Zugang. Zwei Soldaten mit Sturmgewehren haben sich am Haupteingang der Behörde postiert, wo sich unterdessen auch der Medientross versammelt hat.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ließ sich bei seinem Besuch im Zentrum Innere Führung von Soldaten, die am Kunstwettbewerb der Bundeswehr teilgenommen haben, durch die Wanderausstellung "un.verwundbar" mit ihren Werken führen.
Thomas Frey. Thomas Frey/dpa

Das Staatsoberhaupt hat die Nacht in seinem Bonner Dienstsitz, der „Villa Hammerschmidt“, verbracht. Jetzt hat er sich etwas verspätet. Ein kalter Wind weht über die Pfaffendorfer Höhe, als die Kolonne schließlich vorfährt. Steinmeier steigt aus einer der drei schwarzen Limousinen aus und wird von Generalmajor Ansgar Meyer in Empfang genommen. Ein kurzer Gruß an die Fotografen. Dann ist der Präsident schon wieder verschwunden.

Das Zentrum Innere Führung ist einer von vielen Stationen bei der Bundeswehr, die Frank-Walter Steinmeier in den vergangenen Monaten besucht hat. Der Bundespräsident will sich ein Bild von der Stimmung in der Truppe machen. Hinter verschlossenen Türen spricht Steinmeier dazu etwa mit Teilnehmern des Lehrgangs „General- und Admiralstabsdienst“, die auf Ausbildungsreise in Koblenz sind, über Zeitenwende und die neue Weltordnung.

Generalmajor Ansgar Meyer überreichte seinem prominenten Besucher ein Exemplar der "Himmeroder Denkschrift" als Gastgeschenk.
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Zuvor hat Steinmeier Soldaten der Inneren Führung in der Aula begrüßt. Und nimmt gleich Bezug zur aktuellen politischen Lage. „Wir treffen uns hier an einem besonderen Tag, nach wochenlangen Verhandlungen über einen Koalitionsvertrag“, sagt der Bundespräsident in seiner Rede. Darin komme eine Priorität zur Stärkung der Bundeswehr zum Ausdruck. 

Steinmeier warnt allerdings vor verteidigungspolitischen Alleingängen im Bündnis ohne die USA. „Eine Europaarmee ist eine Idee, aber kein adäquater Ersatz für das, was die Nato uns an Sicherheit leistet“, betont das Staatsoberhaupt vor den Soldaten. Sein Rat: „Lasst uns nicht in Alternativen flüchten, die nicht zur Verfügung stehen.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach bei seinem Besuch im Zentrum Innere Führung der Bundeswehr mit Soldaten und zivilen Angehörigen.
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Gerade in Deutschland habe man der Nato sehr viel zu verdanken. „Sie steht im Augenblick in der Diskussion aufgrund von Ankündigungen, die wir aus dem Weißen Haus und aus Washington hören.“ Deutschland müsse in den kommenden Jahren einen noch stärkeren Beitrag für die Nato leisten, sagt er. Doch da ist er optimistisch. „Ich glaube, dass wir das können.“

Die Aufgaben der Bundeswehr hätten sich in den Jahrzehnten seit 1974, als Steinmeier als Zeitsoldat in die Luftwaffe eintrat, stark verändert. Nicht aber die Frage, wofür sie dienten: „Das ist der Schutz unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Das ist der Schutz von Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und Menschenwürde.“ Gerade der Inneren Führung komme die große Bedeutung zu, das immer wieder zu vermitteln. 

„Der Wunsch nach Frieden erzeugt noch keinen Frieden. Frieden werden wir nur dann bewahren können, wenn wir ernst genommen werden.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Am Ende des Besuch gibt’s dann noch eine kurze Pressekonferenz. Noch einmal werden dem Präsidenten die Mikrofone entgegengereckt. Nur drei Fragen sind erlaubt. Denn Steinmeiers Terminplan ist eng getaktet. Eine Journalistin will wissen, wie viel Pazifismus wir uns in Deutschland noch erlauben können. „Der Wunsch nach Frieden erzeugt noch keinen Frieden“, betont der Präsident. „Frieden werden wir nur dann bewahren können, wenn wir ernst genommen werden.“ 

Das Zentrum Innere Führung in Koblenz

Im Zentrum Innere Führung in Koblenz arbeiten 220 Soldaten und Zivilangestellte. Kommandeur der 1956 aufgestellten Behörde ist Generalmajor Ansgar Meyer. Auf der Pfaffendorfer Höhe wird unter anderem Führungspersonal aus- und weitergebildet. Zudem sitzt hier das Kompetenzzentrum für das wissenschaftliche Coaching in der Bundeswehr. Die Innere Führung bildet nach ihrem Selbstverständnis die Wertegrundlage für verantwortliches Handeln im Sinne des Grundgesetzes. Alle Angehörigen der Bundeswehr sind demnach auch Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten. Bis Mitte Juni ist im Zentrum Innere Führung auch die Wanderausstellung „un.verwundbar“ zum 17. Kunstwettbewerb der Bundeswehr zu sehen. de

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