Eskalation des Zoll-Streits
So abhängig ist die RLP-Wirtschaft vom US-Geschäft
Metalle gehören zu den fünf wichtigsten Gütern, die aus Rheinland-Pfalz in die USA exportiert werden. Die Vereinigsten Staaten wiederum sind einer der wichtigsten Handelspartner für rheinland-pfälzische Unternehmen - die Zollstreitigkeiten stellen wirtschaftliche Verbindungen auf die Probe.
Guido Kirchner. picture alliance / Guido Kirchner/dpa

Die USA sind einer der wichtigsten Handelspartner für Rheinland-Pfalz – doch Strafzölle und Handelskonflikte könnten die Wirtschaft belasten. Welche Produkte besonders betroffen sind, zeigt ein Blick in die aktuelle Statistik zum Außenhandel.

 Die Vereinigten Staaten sind ein zentraler Handelspartner für Rheinland-Pfalz: Unter den Abnehmerländern für Waren aus Rheinland-Pfalz stehen die USA an zweiter Stelle, geht aus dem aktuellen „Datenblick“-Beitrag des Statistischen Landesamtes (Stala) in Bad Ems zum Thema Außenhandel hervor. In Zeiten, in denen US-Präsident Donald Trump den Handelsstreit mit der EU quasi täglich mit neuen Zöllen verschärfen kann, zeigt dieser Beitrag deutlich auf: Ein Handelskonflikt hätte durchaus Konsequenzen für die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz und könnte enge wirtschaftliche Verbindungen auf die Probe stellen.

Dies sieht auch Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, so: „Die US-Handelspolitik ist im Alltag angekommen, verstärkt die Planungsunsicherheit und sorgt entsprechend für eine sehr angespannte Stimmung.“ Die Unternehmen sehen größeren Bedarf, sich bei den Kammern zum Thema Außenwirtschaft beraten zu lassen – „und die Aussichten für das US-Handelsgeschäft verschlechtern sich“, erklärt Rössel. „Man schaut von Woche zu Woche; das darf kein Dauerzustand werden.“ Der US-Markt sei von großer Bedeutung für die exportorientierten Unternehmen.

Im vergangenen Jahre wurden laut dem Landesamt Waren aus Rheinland-Pfalz im Wert von 5,1 Milliarden Euro in die USA geliefert. 9 Prozent der gesamten rheinland-pfälzischen Ausfuhren gingen 2024 in die Staaten. Diese Zahlen ordnet Diane Dammers, Referatsleiterin Analysen und Wirtschaft beim Stala, gegenüber unserer Zeitung ein: „Als Absatzmarkt für Produkte aus Rheinland-Pfalz haben die Vereinigten Staaten von Amerika eine enorme Bedeutung.“ Nur nach Frankreich lieferten rheinland-pfälzische Exporteure mehr Waren (10 Prozent). Auf dem dritten Platz mit 6,8 Prozent lagen die Niederlande. Doch welche Güter werden am häufigsten in die USA verkauft?

Maschinen sind Exportschlager

Spitzenreiter sind hier Maschinen. Sie machten laut dem Stala-Bericht mit 26 Prozent den größten Anteil an den rheinland-pfälzischen Exporten in die USA aus, gefolgt von chemischen Erzeugnissen (16 Prozent) und pharmazeutischen Produkten (14 Prozent). Auf Platz vier liegen Metalle mit 12 Prozent, Leder und Lederwaren landen mit 6,9 Prozent auf Platz fünf.

Interessanter Fakt: Mit dieser Zusammensetzung der Exporte unterscheidet sich Rheinland-Pfalz von den gesamtdeutschen Ausfuhren in Richtung Vereinigte Staaten: Als wichtigstes deutsches Exportgut sehen die Statistiker Auto und Autoteile, ihr Anteil entspricht 21 Prozent. „ Vergleichsweise gering ist hingegen der Anteil von Kraftwagen und Kraftwagenteilen an den rheinland-pfälzischen Exporten in die USA“, erläutert Expertin Dammers, die den Bericht über den Außenhandel verfasst hat. Lediglich 3,4 Prozent machten diese Güter im vergangenen Jahr bei den Warenlieferungen an die USA aus: „Sollte die US-Regierung also Zölle auf Kraftfahrzeugimporte aus der EU verhängen, würde dies die rheinland-pfälzische Wirtschaft zumindest unmittelbar nicht so stark treffen wie die deutsche Kfz-Industrie insgesamt“, heißt es in der Analyse.

Deutlicher machen sich Strafzölle hingegen in rheinland-pfälzischen Branchen mit einem besonders hohen Exportanteil bemerkbar – im Maschinenbau oder der Metallindustrie etwa. Laut Landesamt lieferten Exporteure aus Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr Maschinen im Wert von 1,3 Milliarden Euro in die USA. Für Metalle, die aus Rheinland-Pfalz exportiert werden, spielen die Vereinigten Staaten als Abnehmer ebenfalls eine wichtige Rolle: Der Wert der Metallexporte belief sich demnach auf 596 Millionen Euro. Der Großteil davon waren Roheisen und Stahl – und ähnlich wie im Maschinenbau dürfte bei den Metallen ein erheblicher Teil aus heimischer Produktion stammen. Genaueres gibt die Analyse an diesem Punkt nicht her.

Dammers erläutert dazu, dass sie ausschließlich Warenströme aus Rheinland-Pfalz erfasst und nicht unterscheidet, ob es sich um Produkte aus der heimischen Industrie handelt oder um Güter, die nicht in hiesigen Betrieben produziert, sehr wohl aber in Rheinland-Pfalz veredelt und dann transatlantisch in Richtung USA gehandelt werden. Letzteres dürfte laut Dammers auf Leder und Lederwaren zutreffen – genauer: Schuhe. Die Vereinigten Staaten gelten als bedeutender Abnehmer für diese Waren aus Rheinland-Pfalz, die Lieferungen hatten einen Wert von 352 Millionen Euro.

Neue transatlantische Handelswege

Auf der Importseite ist die Bedeutung der USA für Rheinland-Pfalz geringer, aber wachsend. 2024 wurden Waren im Wert von 3,2 Milliarden Euro eingeführt. Besonders chemische Produkte (17 Prozent der Importe), Flugzeugteile (16 Prozent) und pharmazeutische Erzeugnisse (11 Prozent) spielen hier eine zentrale Rolle. Sollte die EU als Reaktion auf US-Zölle Gegenzölle verhängen, könnte dies den Handelsfluss stören, heißt es im „Datenblick“.

Dass es in solch unruhigen handelspolitischen Zeiten und angesichts etlicher geopolitischer Unsicherheiten umso wichtiger ist, Märkte zu erschließen und strategische Partnerschaften zu stärken, betont unterdessen IHK-Chef Arne Rössel. Dieses Fazit zieht er in einer Mitteilung über den jüngst stattgefundenen Botschafterdialog Lateinamerika. Hierbei tauschten sich am Dienstag bei der IHK Rheinhessen in Mainz Repräsentanten lateinamerikanischer Länder und deutsche Unternehmer aus.

Zentrales Thema war die Bedeutung des EU-Mercosur-Abkommens, das im Dezember 2024 ausgehandelt wurde und nun auf seine Ratifizierung wartet. Das Abkommen zwischen der Europäischen Union und dem Mercosur-Wirtschaftsraum Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay könnte den Handel für deutsche Unternehmen erheblich erleichtern, heißt es in der Mitteilung. Solche Freihandelsabkommen seien entscheidend für „die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen“, betonte Rössel. 90 Prozent der Zölle zwischen beiden Wirtschaftsräumen könnten abgeschafft werden – ein neuer transatlantischer Handelsweg.

Der „Datenblick“ ist ein neues Format: Das digitale Journal ist erstmals im Februar erschienen, das Landesamt arbeitet darin aktuelle Daten und Analysen zur amtlichen Statistik auf und versieht sie mit Hintergrundinformationen. Der „Datenblick“ löst die Statistischen Monatshefte in bisheriger Form ab. Infos unter ku-rz.de/datenblick

Große Sorgen in der Weinbranche

Zu den rheinland-pfälzischen Exportgütern gehört auch Wein. Entsprechend große Sorge bereiten dem Deutschen Weininstitut (DWI) die von US-Präsident Donald Trumpangedrohten Zölle in Höhe von 200 Prozent auf Wein, Champagner undandere alkoholischen Getränke aus den EU-Staaten. „Der deutscheWeinmarkt in den USA würde komplett zusammenbrechen“, sagte der Sprecher des Deutschen Weininstituts (DWI),Ernst Büscher, im rheinhessischen Bodenheim. Die US-Strafzölle in Höhe von 25 Prozent hätten nach dem Inkrafttreten im Oktober 2019 schon Wertverluste von mehr als 20 Prozent für die deutschen Exporteure zur Folge gehabt, sagte Büscher. Die USA seien der bedeutendste Exportmarkt für deutsche Weine. Der Durchschnittspreis habe im vergangenen Jahr um 22 Cent pro Liter auf 4,75 Euro gesteigert werden können. Die ausgeführte Menge ging allerdings leicht zurück. dpa

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