Rheinland-Pfalz
Sicher auf dem E-Bike: Krankenkassen und Unfallkasse bieten Trainings an
Sicherheitstrainings mit dem E-Bike
Fahrsicherheitstraining auf dem Innenhof der Unfallkasse Rheinland-Pfalz in Andernach: Inzwischen sind auch junge Leute auf den Elektrorädern unterwegs. Doch die Unfallzahlen sind gestiegen. Mit Trainings wollen das GKV-Bündnis für Gesundheit in Rheinland-Pfalz und die Unfallkasse gegensteuern. Sie haben den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club mit ins Boot geholt, der die Fahrsicherheitstrainings organisiert.
Sascha Ditscher

Das Radfahren mit elektrischer Unterstützung wird immer beliebter. Inzwischen sind nicht nur Ältere auf dem E-Bike unterwegs. Doch die Zahl der Unfälle mit Verletzten steigt. Dagegen möchte eine Arbeitsgemeinschaft der gesetzlichen Krankenkassen in Rheinland-Pfalz gemeinsam mit der Unfallkasse angehen. Mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club bieten sie Fahrsicherheitstrainings an.

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E-Bike-Fahren liegt im Trend: Jeder vierte in Rheinland-Pfalz radelt laut einer aktuellen Umfrage des Energiekonzerns EON mit elektrischer Unterstützung. Doch mit der Beliebtheit von Elektrofahrrädern ist auch die Zahl von Unfällen mit Verletzten gestiegen. Darauf weisen das GKV-Bündnis für Gesundheit in Rheinland-Pfalz, eine Arbeitsgemeinschaft der gesetzlichen Krankenkassen, sowie die Unfallkasse hin. In dem gemeinsamen Projekt „Fit² mit dem E-Bike/Pedelec“ wollen sie die Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer nun im Umgang mit den Elektrorädern schulen. Realisiert werden die Fahrsicherheitstrainings vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).

Sicherheitstrainings mit dem E-Bike
Rolf Geifes, Sprecher des GKV-Bündnisses für Gesundheit in Rheinland-Pfalz
Sascha Ditscher

„Das Pedelec ist ein super Verkehrsmittel“, betont Rolf Geifes, Sprecher des GKV-Bündnisses für Gesundheit. Das elektrisch unterstütze Radfahren sorge dafür, dass Menschen in Bewegung bleiben – auch wenn sie älter werden oder in hügeligen Regionen wohnen. Doch oft werde vergessen, dass die Räder durch Motor und Akku schwerer sind. Zudem seien die Bremsen effektiver und die Fahrer schnell mit höherer Geschwindigkeit unterwegs. Ein E-Bike fahre sich anders als ein herkömmliches Fahrrad. „Das muss man einfach trainieren, um damit umgehen zu können“, sagt Geifes. Bei dem Projekt sollen die Themen Verkehrssicherheit und Gesundheit im Fokus stehen.

Eine Begriffsklärung ist Rolf Geifes wichtig: Das Projekt richte sich an Pedelec-Fahrer. Bei Pedelecs handele es sich um Fahrräder, „die bis maximal 25 km/h elektrisch unterstützen“. Sie fahren also nicht von allein, sondern der Fahrer bekommt elektrische Unterstützung, wenn er die Pedale bewegt. E-Bikes dagegen seien Fahrräder, die auch von selbst, ohne Pedalbewegungen fahren können. „Aber im Sprachgebrauch hat sich der Begriff E-Bike verfestigt“, erklärt Geifes. Zum besseren Verständnis werde daher im Projekt mit diesem Begriff gearbeitet.

Das muss man einfach trainieren, um damit umgehen zu können.

Rolf Geifes, Sprecher des GKV-Bündnisses für Gesundheit, über das Fahren auf dem E-Bike

Im Vergleich zum herkömmlichen Radeln bewirkt das Fahren mit elektrischer Hilfe zweierlei: „Menschen mit Pedelec fahren häufiger Rad und sie fahren dabei auch deutlich weitere Strecken“, sagt Bernd Lohrum, Landesvorsitzender des ADFC. Daher bräuchten Pedelec-Fahrer etwas mehr Kondition, denn auf weitere Strecken werde man auch mit Elektrounterstützung müder. Und: „Man muss das Gerät wirklich beherrschen“, betont Lohrum. Für viele Menschen sei das Pedelec „das Wegemittel der Zukunft“. Gerade bei Strecken von 10 bis 15 Kilometern zum Arbeitsplatz komme man damit im Schnitt schneller am Ziel an als mit dem Auto.

Sicherheitstrainings mit dem E-Bike
Claudia Paganetti, Präventionsberaterin und Projektverantwortliche bei der Unfallkasse Rheinland-Pfalz
Sascha Ditscher

Hinzu kommt: „Radfahren ist gesund“, betont Claudia Paganetti, Sportwissenschaftlerin und Projektverantwortliche bei der Unfallkasse. Das Herz-Kreislauf-System werde dabei dosiert trainiert. Mit dem E-Bike sei es möglich, längere Strecken zurückzulegen – „und trotzdem haben wir nicht diese Belastungsspitzen“, sagt Paganetti und denkt dabei etwa an das Anstrampeln gegen Steigungen oder Wind. Der Blutzuckerspiegel werde stabilisiert; Gelenke, Bänder und Sehnen würden aktiviert. Zudem kann das Ins-Pedale-Treten positive Effekte auf das eigene Körpergewicht haben, da durch Bewegung mehr Energie verbraucht wird. Und auch psychischen Erkrankungen und hohen Stressbelastungen wirke die sportliche Betätigung mit dem Rad entgegen. „Es gibt fast nur Vorteile.“

Ein Wermutstropfen ist jedoch die gestiegene Zahl an E-Bike-Unfällen mit Verletzten – das gilt für Rheinland-Pfalz, aber auch deutschlandweit. Im vergangenen Jahr gab es 548 Verletzte in Rheinland-Pfalz, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mit Verweis auf Angaben des Statistischen Landesamts berichtet. Das seien rund 16 Prozent mehr als im Jahr 2020. Im laufenden Jahr gab es demnach 186 Verletzte in den ersten fünf Monaten, einer von ihnen wurde tödlich, 42 Menschen wurden schwer verletzt. Vier Jahre zuvor waren laut dpa im Vergleichszeitraum insgesamt 110 Verletzte erfasst worden.

„Zunächst waren es noch die Älteren, die auf dieses Verkehrsmittel gesetzt haben“, sagt Rolf Geifes. Doch inzwischen sei zu beobachten, dass vermehrt jüngere Menschen auf dem Pedelec unterwegs sind. Auch das zeigt sich leider an den Unfallzahlen. War laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2014 nur jeder neunte (10,7 Prozent) mit einem Pedelec Verunglückte unter 45 Jahre alt, war dies im Jahr 2023 bereits fast jeder dritte (31,2 Prozent).

Die Fahrtrainings mit dem ADFC richten sich daher an alle Pedelec-Fahrer ab 18 Jahren. In den etwa dreistündigen Kursen sollen die Teilnehmer erfahren, worauf beim Anfahren, Fahren, Kurvenfahren und Bremsen mit dem Pedelec zu achten ist. „Wichtig ist, dass ich lerne, wie ich die Kombination aus Motor und Gangschaltung richtig nutze“, sagt Bernd Lohrum. Zudem sollen beispielsweise Tipps zum Training von Kraft, Ausdauer und Gleichgewicht gegeben werden.

Sicherheitstrainings mit dem E-Bike
Bernd Lohrum, Vorsitzender des ADFC-Landesverbands Rheinland-Pfalz
Sascha Ditscher

Die Fahrtrainings sollen in kleineren Gruppen von bis zu 15 Personen stattfinden. Wer teilnehmen möchte, benötigt ein eigenes, verkehrstüchtiges Pedelec. Zudem besteht eine Helmpflicht bei den Trainings, erklärt Rolf Geifes. Für alle Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen sowie für Versicherte und Betriebe der Unfallkasse ist die Teilnahme kostenfrei. Privatversicherte können gegen eine geringe Gebühr an den Kursen teilnehmen. Die Projektlaufzeit ist auf vier Jahre angelegt.

Die Trainings sollen landesweit angeboten werden. Bislang stehen 16 vom ADFC qualifizierte Trainer zur Verfügung. „Wir suchen 30 weitere Trainerinnen und Trainer landesweit“, erklärt Bernd Lohrum. Für die Trainerausbildung würden Menschen mit Pedelec-Erfahrung gesucht. Die Termine für die Sicherheitstrainings werden auf der Projektwebsite fit2ebike.de bekanntgegeben. Darüber können Versicherte sich auch anmelden. Kommunen, die Interesse haben, dass eines der Trainings bei ihnen stattfindet, können Kontakt zum ADFC aufnehmen.

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