Die Lehrkräfte könnten keine ordnungsgemäße Durchführung der Tests bescheinigen. Der Landeselternrat berichtet zudem: Bis zu 50 Prozent der Tests eines Herstellers hätten fehlerhafte Ergebnisse geliefert.
In Rheinland-Pfalz werden Schüler derzeit zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet, die Freien Wähler hatten bereits im Sommer vorgeschlagen: Diese Tests könnten doch auch für den Alltag genutzt werden. „Wir regen die Einführung eines Corona-Testhefts an“, sagte der bildungspolitische Sprecher der Freien Wähler, Helge Schwab. Ein solches Testheft gebe es bereits etwa in Hessen und in Baden-Württemberg.
Das Nachweisheft sei „eine vernünftige und praktikable Lösung“, argumentierte Schwab. Die Schüler könnten damit ihren Teststatus – in Kombination mit Schüler- oder Lichtbildausweis – auch für außerschulische Angebote belegen und als Negativnachweis nutzen. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) lehnte das aber im Bildungsausschuss des Mainzer Landtags erneut ab.
Für die Schulen bedeute es einen zusätzlichen Aufwand nachzuhalten, welcher Schüler an welchem Tag ein Testheft brauche, sagte Hubig im Ausschuss. Rheinland-Pfalz habe sich „für eine Entlastung der Schulen“ und für mehr Infektionsschutz entschieden. Deshalb müssten sich die Schüler dann nachmittags etwa beim Sport eben noch einmal testen lassen.
Bei der Opposition stieß das auf Unverständnis: Die Tests würden doch für 24 Stunden anerkannt, damit könnten die Schüler auf unnötige Tests am Nachmittag verzichten, sagte CDU-Bildungsexpertin Anke Beilstein: „Man verlangt von niemandem sonst, dass er zweimal getestet wird.“ Auch Schwab fragte, „warum wir nicht unbürokratisch sagen können: Ja, wir machen ein Testheft. Das gilt auch nachmittags für den Sport und abends fürs Essen mit der Familie – für die Schule genügt es auch.“
„Unsere Erfahrungen sind gut, das Testheft war nach ganz kurzer Zeit akzeptiert“, heißt es im Wiesbadener Kultusministerium. Das hessische Testheft sei bereits zu einer Art Exportschlager für andere Bundesländer geworden, sagte der stellvertretende Sprecher Philipp Bender. In Hessen ersetzt das Testheft in Kombination mit Schülerausweis, Kinderreisepass oder Personalausweis für Ungeimpfte und Nichtgenesene den negativen Testnachweis einer zertifizierten Teststelle. Voraussetzung sei, dass das Testheft mit drei Tests pro Woche stringent geführt wird.
Die Schüler seien seither bei den Tests „noch viel begeisterter bei der Sache, weil sie wissen, sie können damit nachmittags ins Kino gehen“, fügte Bender hinzu. Die Bescheinigung durch die Lehrer habe sich gut eingespielt, bei vielen Kinos oder Sportstätten wird das Testheft akzeptiert.
Mitte Juni hatte das Mainzer Bildungsministerium auf eine Anfrage der Freien Wähler zudem noch geantwortet, die Lehrkräfte hätten „keine sachliche Grundlage“, ein negatives Testergebnis im Sinne der Corona-Bekämpfungsverordnung zu bescheinigen. Eine solche Bestätigung könne „nur dann erfolgen, wenn die bescheinigende Person auch tatsächlich im Detail wahrgenommen hat, dass die Selbsttestung im konkreten Einzelfall ordnungsgemäß durchgeführt wurde“. Das sei aber in den Schulen „nicht vollumfänglich erfüllt“, weil die Lehrkräfte bei ihrer Aufsicht gar nicht genau beobachten könnten, ob jeder Schüler den Test ordnungsgemäß durchgeführt hat. „Entweder agiert man mit Tests, um eine Sicherheit zu gewährleisten, oder nicht – aber dann muss die auch für andere Bereiche gelten“, entgegnete Beilstein.
Der Landeselternbeirat berichtet indes, es gebe eine erhöhte Rate von Falschmeldungen bei Corona-Tests: „Wir haben von einem Hersteller inzwischen die Meldung, dass die Rate der Falsch-Positiv-Meldungen bis zu 50 Prozent betrug“, sagte Landeselternsprecher Reiner Schladweiler unserer Zeitung. Das Thema sei auch der Dienstaufsicht ADD bekannt. Die ADD war am Abend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.