An der Langzeitbaustelle Moseltalbrücke tut sich etwas: In wenigen Tagen beginnt eine neue Phase der Vorarbeiten zur Instandsetzung der maroden Autobahnbrücke, die bei Winningen/Dieblich (Kreis Mayen-Koblenz) in 136 Metern Höhe die Mosel überspannt. Während die eigentlichen Arbeiten auch weiterhin auf der Unterseite und im Hohlkasten der A61-Brücke vonstattengehen und damit von der Fahrbahn aus weitgehend unsichtbar sind, werden Autofahrer den unmittelbaren Umbau der Baustelle mitbekommen – vorübergehend wird es Anfang Juni dabei auch zu Verkehrsbehinderungen kommen, teilt die Niederlassung West der Autobahn GmbH des Bundes mit.
Wie es anfing: Inzwischen ist es gut zweieinhalb Jahre her, dass bei einer turnusgemäßen Überprüfung der Brücke Rissbildungen an den Schweißnähten im Brückenkörper entdeckt wurden. Als Ursache hat die Autobahn GmbH eine Ermüdung von geschweißten Stahlverbindungen ausgemacht. Im September 2024 haben Vorarbeiten zur Instandsetzung begonnen – die aufwendige Sanierung der 1972 eröffneten Brücke wird noch eine ganze Weile dauern.

Was bisher geschah: In einem ersten Schritt muss die Fahrbahnplatte in beiden Fahrtrichtungen (Nord: Koblenz/Süd: Speyer) schweißtechnisch instandgesetzt werden. Die Arbeiten auf der Richtungsfahrbahn Koblenz wurden jetzt beendet, deshalb können in Kürze die entsprechenden Arbeiten auf der Richtungsfahrbahn Speyer beginnen. „Die Arbeiten an der Fahrbahnplatte werden aller Voraussicht nach im Herbst 2025 abgeschlossen“, teilt die Niederlassung West (Montabaur) mit.
Was jetzt konkret ansteht: Vereinfacht gesagt zieht die Baustelle von der einen Seite (Unterstromseite; zur Winninger Ferieninsel hin) auf die andere um (Oberstromseite; zur Ortslage Dieblich hin). Dazu werden die beiden Fahrgerüste auf der Brückenunterseite der Richtungsfahrbahn Koblenz demontiert, abtransportiert und auf der Brückenunterseite der Richtungsfahrbahn Speyer neu montiert.
Was das für Autofahrer auf der Brücke bedeutet: Mit dem Umzug der Fahrgerüste zieht auch die baustellenbedingte Verkehrsführung von der einen auf die andere Fahrbahnseite um – und zwar von Donnerstag, 5. Juni, bis Dienstag, 10. Juni. Dazu wird auf der Richtungsfahrbahn Speyer zwischen der rechten Spur und dem Standstreifen eine transportable Schutzwand aufgestellt. „Im Bereich zwischen dieser Schutzwand und dem Mittelstreifen stehen den Verkehrsteilnehmenden während der Instandsetzungsmaßnahme im Regelfall weiterhin zwei Fahrstreifen zur Verfügung“, heißt es wörtlich bei der Autobahn GmbH. Überwiegen sollen auch in der nun kommenden Bauphase stets zwei Spuren in Fahrtrichtung Speyer zur Verfügung stehen – an wenigen Tagen wird es aber einspurig, weil es aus Gründen des Arbeitsschutzes notwendig ist, für die Schweißarbeiten einen Mindestabstand zum laufenden Verkehr einzuhalten.

Was sich erst mal nicht ändert: Schon seit die Brückenschäden bemerkt wurden, gelten Verkehrsbeschränkungen auf der vielfrequentierten Brücke – Schwertransporte über 44 Tonnen müssen die Brücke komplett umfahren, für Lkw bis zu dieser Gewichtsgrenze gilt ein Mindestabstandsgebot von 50 Metern, das auch im Falle einer Staubildung zwingend einzuhalten ist. Dabei bleibt es, und auch an den Tempolimits ändert sich nichts: Lkw dürfen höchstens 60 km/h fahren, Pkw höchstens 80 km/h.
Wie es dann weitergeht: Mit der Instandsetzung der Querträgeranschlüsse geht die Sanierung dann weiter – von Ende 2025 an, teilt die Autobahn GmbH mit. Derzeit liegen die Arbeiten im Zeitplan, teilte die Niederlassung West auf Anfrage unserer Zeitung mit, der geplante Abschluss der Instandsetzungsarbeiten an der Fahrbahnplatte sei zum jetzigen Zeitpunkt „weiterhin erreichbar“. Auf mittlere Sicht aber wird wohl kein Weg an einem Neubau vorbeiführen. Planungen dafür, hieß es im Februar 2024, haben parallel zur Sanierung bereits begonnen. Erfahrungsgemäß dauere eine solche Planung aber mehr als zehn Jahre. Die Moseltalbrücke muss also noch eine ganze Weile halten.
Was ist eine Orthotrope Fahrbahnplatte?
Die Autobahn GmbH spricht bei der Moseltalbrücke von einer Orthotropen Fahrbahnplatte. Dabei handelt es sich beim Brückenüberbau um die Stahlplatte, die die Fahrbahn (Asphalt) trägt, informiert die Niederlassung West auf Anfrage unserer Zeitung. Die Stahlplatte wäre jedoch nicht tragend, wenn sie in Längs- und/oder Querrichtung keine zusätzlich angeordneten, aussteifenden Elemente aufweisen würde. Hierzu werden Stahlprofile auf der Unterseite der Stahlplatte in Längs- und Querrichtung orthogonal zueinander aufgeschweißt. Dadurch erhält man das statisch erforderliche Tragverhalten je nach Verkehrseinwirkung. Das Wort „Orthotrop“ setzt sich aus den beiden Wörtern „Orthogonal“ und „Anisotrop“ zusammen, diese Begrifflichkeiten entstammen der Materialfestigkeitslehre. „Die Orthotrope Platte ist die seit Jahrzehnten weltweit anerkannte und verbreitete Anwendung im Stahlbrückenbau“, heißt es aus Montabaur. red

Moseltalbrücke muss noch lange halten: Bauarbeiten für Neubau starten wohl nicht vor 2034
Die Autobahn GmbH West mit Hauptsitz in Montabaur wird 2024 fast 400 Millionen Euro in ihr Autobahnnetz investieren. 150 Millionen Euro davon fließen nach Rheinland-Pfalz. Schwerpunkt werden die Sanierung und der Neubau von Brücken sein.