Rückkehr für Tage und Stunden - Was der eingeschränkte Regelbetrieb im Land bedeutet
Rückkehr für Tage und Stunden: So sollen die Kitas im Land geöffnet werden
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Rheinland-Pfalz. Die Kleinen vermissen ihre Freunde, wollen toben. Die Eltern sind überlastet, weil sie ihre Kinder im Auge behalten müssen und noch die Arbeit ruft. So mancher Familienfriede bekommt in der Corona-Krise gewaltige Risse. Die Landesregierung will die Familien ab Anfang Juni wieder stärker entlasten, indem sie die Kitas eingeschränkt öffnet. Klar ist aber: Wenn Kinder dann wieder in die Kitas strömen, wird nichts sein wie vor dem Virus.

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Wie viele Kinder gehen ab Juni wieder in die Kitas?

Das bleibt offen. In den Leitlinien stehen keine Vorgaben in Prozenten und Wochenstunden. Wie viele Kinder in die örtlichen Kitas gehen können, hängt ab vom Infektionsgeschehen, dem vorhandenen Personal und den räumlichen Gegebenheiten, räumt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) ein. Besonders berücksichtigen müssen Kitas die 30.000 Kinder, die im Sommer eingeschult werden. Notbetreuungen sollen Kitas in Härtefällen weiter anbieten.

Wie genau öffnet Rheinland-Pfalz die Kitas?

Ab Anfang Juni sollen Kinder wieder in die Kitas. Hubig stellt aber klar: „Es wird nur ein eingeschränkter Betrieb möglich sein, bei dem Kinder stunden- und tageweise in die Kitas kommen.“ Gemeinsam mit Kommunen, Kirchen, Elternvertretern und Gewerkschaften hat das Land Leitlinien entwickelt. Träger haben nun die Freiheit, Konzepte zu entwickeln, wie sie ab dem 8. Juni möglichst viele Kinder in den Kitas betreuen können.

Welche Regeln galten bislang in den Kitas?

Rheinland-Pfalz setzte bislang auf eine erweiterte Notbetreuung, die berufstätige Eltern nutzen konnten, die ihr Kind nicht bei Freunden oder Bekannten unterbringen konnten. Offen stand die Notbetreuung auch für Kinder, die sozial benachteiligt sind. Rund 12 Prozent der 183.000 Kitakinder – mehr als 20.000 Jungs und Mädchen – besuchen landesweit momentan die Notbetreuung. Cordula Scheich, Geschäftsführerin der Katholische Kita gGmbH Trier mit rund 150 Einrichtungen, sagt: „Die Zahl der Kinder in der Notbetreuung ist bei uns zuletzt um 500 auf 1858 angestiegen.“

Dürfen Eltern nun nach den Öffnungen durchatmen?

Fraglich. Es dürfen zwar wieder mehr Kinder in die Kitas. „Es wird aber auch enttäuschte Eltern geben“, prophezeit Scheich. Kitas, die kaum Räume zum Ausweichen haben oder in denen besonders viele Erzieher zu den Risikogruppen gehören und ausfallen – beim regionalen katholischen Träger ist das rund jeder zehnte Mitarbeiter – werden viele Eltern wohl oder übel vertrösten müssen. Erschwerend kommt hinzu, so Klaus-Peter Hammer, Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): „Es gibt Kitas in Rheinland-Pfalz, in denen die Hälfte der Erzieher zur Risikogruppe gehört. Wir werden nicht alle Elternwünsche erfüllen können.“ Er gehe davon aus, dass Kitas in Ballungsgebieten größere Probleme bekommen dürften. „In Trier und Mainz brannte es schon in der Notbetreuung personell. In Kitas im ländlich dünn besiedelten Raum dürfte es entspannter zugehen.“ Andreas Winheller, Vorsitzender des Landeselternausschusses, sagt: „Die Leitlinien sind nicht das, wovon die Eltern träumen.“ Trotzdem spricht er von einem „fairen Kompromiss“.

Denn: „Es wird in der Corona-Krise nicht so schnell Normalität geben. Wir haben ein Konzept auf den Weg gebracht, um den Bedarf so weit wie möglich zu befriedigen.“ Winheller sieht die Träger daher nun in der Pflicht, Konzepte zu entwickeln: „Sie haben zugesagt, zusätzliche Räume und Personal zu schaffen, um den Kitabetrieb Schritt für Schritt hochzufahren“, sagt er.

Gelten Abstandsregeln und Maskenpflicht in Kitas?

Nein. „Kinder müssen auch mal getröstet werden“, sagt Ministerin Hubig. Masken müssen nur Eltern tragen, wenn sie ihre Kinder in die Kitas bringen. Gibt es Corona-Fälle in Kitas, kündigt Hubig „anlassbezogene, schnelle, flächendeckende“ Tests an. So weit soll es aber nicht kommen. Toiletten und Türgriffe müssen häufiger gereinigt werden. Erzieher müssen feste Gruppen von höchstens 15 Kindern bilden, die sich nicht durchmischen dürfen.

Von Florian Schlecht

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