Koblenz – In Kreisen des Handwerks wächst vor der Vollversammlung der Handwerkskammer Koblenz (HwK) am Dienstag die Kritik an Präsident Wittlich. Ihm wird vorgeworfen, die HwK ohne Not in eine Führungsdiskussion getrieben zu haben.
Offenbar verhoben hat sich Werner Wittlich, Präsident der Handwerkskammer Koblenz, bei dem Versuch, die Zukunft von Hauptgeschäftsführer Alexander Baden bei der HwK infrage zu stellen. Nach Informationen unserer Zeitung aus Handwerkskreisen hat der ehrenamtliche Kammer-Präsident Wittlich (Kreis Neuwied) bei einer außerordentlichen Sitzung des HwK-Vorstandes am 21. Oktober auf eigenes Betreiben hin einen einstimmigen Beschluss zur Trennung vom hauptamtlichen HwK-Geschäftsführer Baden erwirkt. Ungenannt bleiben wollende Teilnehmer betonen, dass es hierbei in keiner Weise um Vorgänge wie bei der IHK Koblenz gehe. Die Rede ist vielmehr von atmosphärischen Reibereien zwischen dem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Wittlich und Baden, der die Geschäfte der Kammer seit 2008 führt. Nach der Sitzung fühlten sich etliche der neun Teilnehmer offenbar von Wittlich überfahren – und ein weitgehendes Umdenken setzte ein. Am 11. November gab es eine erneute Vorstandssitzung. Hierbei wurde der Trennungsbeschluss einstimmig aufgehoben – mit der Stimme Wittlichs. Stattdessen wurde das Präsidium beauftragt, mit Baden „mit dem Ziel der Weiterbeschäftigung über 2014 hinaus“ zu verhandeln.
Hintergrund: Nach den Erfahrungen der Kammer mit Badens Langzeit-Vorgänger Karl-Jürgen Wilbert hatte der damalige HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag mit dem neuen Hauptgeschäftsführer einen befristeten Vertrag ausgehandelt. Er gilt bis März 2014, verlängert sich aber automatisch bis zu Badens Pensionierung, wenn er nicht bis März 2013 ausläuft.
Baden (58) lehnte jede Stellungnahme ab. HwK-Ehrenpräsident Scherhag machte kammerintern und auch uns gegenüber deutlich, dass er mit Baden zufrieden ist. Wittlich erklärte am Sonntag im Gespräch mit unserer Zeitung, er gehe mit „guter Zuversicht“ für ein Gelingen und mit dem Willen für einen Verbleib Badens bei der Kammer in die Verhandlungen. Er ließ aber auch durchblicken, dass er mit Baden über dessen Konditionen neu verhandeln möchte. Dem Vernehmen nach stört sich Wittlich an den Pensionsregelungen, die Scherhag ausgehandelt hatte, um Baden aus der Position des Hauptgeschäftsführers von der HwK Kaiserslautern nach Koblenz holen zu können.
Beobachter in der Kammer wie in der Landespolitik schütteln angesichts dieses Vor und Zurück den Kopf. Baden wird bescheinigt, uneitel zu arbeiten und in der Kammer Koblenz, bei den meisten Kreishandwerksmeistern, den anderen Handwerkskammern im Land, bei der IHK und bei der Landesregierung einen ausgezeichneten Ruf zu haben. HwK-Präsident Wittlich hingegen dürfte geschwächt in die Vollversammlung am Dienstag gehen.
Von unserem Chefredakteur Christian Lindner