Verkehr Es hagelt Fahrverbote - Linzer Amtsgericht verstärkt
Raser düsen auf der A 3 ins Blitzlichtgewitter: Es hagelt Fahrverbote

Bitte recht freundlich: Wohl an kaum einer anderen Stelle im Land entstehen derzeit so viele Fotos wie auf der A 3 an der Wiedtalbrücke. In beiden Fahrtrichtungen stehen neue Radarfallen – was nicht nur in finanzieller Hinsicht zum Erfolg führt.

Christina Nover

Die Investition in 15 zusätzliche Blitzer und 160 Kräfte in der zentralen Bußgeldstelle in Speyer macht sich bezahlt – für die Landeskasse wie für die Sicherheit. Die Einnahmen von Bußgeldern stiegen von 37 Millionen auf 58 Millionen Euro. Für Innenminister Roger Lewentz (SPD) ist das keine Abzocke, sondern führt zu mehr Schutz für Autofahrer. Denn: Zu hohes Tempo ist nicht mehr die Unfallursache Nummer eins im Land, wie auch Thomas Brühl, Leiter der Zentralen Bußgeldstelle, unserer Zeitung sagt. Er spricht von einem Erfolg.

Seine Bilanz: 2017 wurden landesweit rund 1,6 Millionen Temposünder mit den fünf stationären und den zehn teilmobilen Anlagen geblitzt. Zum Vergleich: 2016 wurden noch etwa 750.000 Verstöße festgestellt. Folge für 2017: 903.000 Verwarnungen, 350.000 Bußgeldbescheide und etwa 45.000 verhängte Fahrverbote.

In ein wahres Blitzlichtgewitter düsten Raser auf der A 3 an der Gefahrenstelle im Wiedtal: Hier gerieten allein 497.617 Autofahrer in die beiden stationären Radarfallen. Wie Brühl feststellt, wurden hier trotz des Limits von 100 km/h besonders häufig Fahrer mit Tempo 200 und mehr gemessen. Deshalb hagelte es auf der A 3 auch besonders viele Fahrverbote. Der Führerschein ist für einen Monat weg, wenn man außerorts 41 km/h zu schnell unterwegs ist. Dies waren hier besonders viele.

Dass viele Temposünder gegen Sanktionen wie Punkte, hohe Bußgelder sowie Fahrverbote von einem Monat oder mehr vorgehen, spürte das kleine Amtsgericht Linz sehr schnell. Bei ihm stapelten sich so viele Verkehrsakten, dass sich das Justizministerium gefordert sah: Es schickte zwei zusätzliche Richter, damit die Raserfälle nicht verjähren oder andere Verfahren nicht noch länger im Gerichtsstau stehen.

Die zusätzlichen Richter könnten auf Dauer gut beschäftigt sein. Denn Brühl hat in der Zentralen Bußgeldstelle von Speyer festgestellt: Im Wiedtal, wo auf der dreispurigen Autobahn auf ein Gefälle unmittelbar eine Steigung folgt, prägen sich die Radarfallen bei Autofahrern nicht so schnell im Gedächtnis ein. Während bei den Anlagen von Wörth und Mainz ein Gewöhnungseffekt zu beobachten ist, scheint sich dieser für Brühl an der A 3 wegen des starken Durchgangsverkehrs offenbar nicht einzustellen. Aber dies sei eine erste, vorsichtige Prognose. Er denkt dabei an den legendären und europaweit bekannten Elzer Berg bei Limburg, wo die Radarfallen bereits seit 1972 stehen, aber immer noch viele Autofahrer auf der gefährlichen Gefällestrecke nicht auf den Tacho achten.

Anders als Linz belasten die mobilen Messanlagen, die vor allem an Baustellen den Verkehr überwachen, andere Amtsgerichte meist nur vorübergehend. Aber fast ein Drittel der Verstöße wurde durch die mobilen Blitzer aufgespürt. Daher könnte das Raserproblem bei Haushaltsverhandlungen auch eine Rolle spielen, wenn es um den Justizetat geht. Anfangs überlastete die Flut der Verstöße auch die Bußgeldstelle. Mittlerweile sind aber in Speyer, so Brühl, alle neu geschaffenen 160 Stellen besetzt. In der Bußgeldstelle arbeiten insgesamt etwa 300 Mitarbeiter. Ob das Innenministerium noch mehr Blitzer anschafft, die jeweils einen Betrag „in einem niedrigen sechsstelligen Bereich“ kosten, lässt Lewentz zunächst offen.

Derzeit kann jedes Polizeipräsidium zwei mobile Geräte einsetzen. Erster Erfolg: Zu hohe Geschwindigkeit ist nicht mehr Nummer eins der Unfallursachen. Zu geringer Abstand rangiert inzwischen ganz oben. Und die Bilanz war insgesamt erschreckend: 2017 wurden 177 Menschen bei Unfällen getötet, 2016 waren es 161. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle stieg um 2,3 Prozent auf 147.348.

Von unserer Chefreporterin Ursula Samary

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