Anfang Mai fiel in Hausen, einem Stadtteil von Mayen, der Strom aus. Zwar nur für zweieinhalb Stunden, aber auch solche 150 Minuten reichen aus, um deutlich zu machen, wie abhängig unsereins vom Strom ist. Kein Kühlschrank, kein Kaffeeautomat, kein Monitor, keine Maschine, kurzum: Kein Gerät mit Netzstecker rührt sich.
Noch drastischer bekamen Zehntausende Menschen im Oberen Westerwald vor einigen Wochen zu spüren, welche Folgen ein Stromausfall haben kann: Als am Neujahrstag für acht Stunden die Leitungen tot waren, blieb es in 33.000 Privathaushalten dunkel und kalt. Feuerwehren, Rettungsdienst und Technisches Hilfswerk waren im Einsatz, um Menschen zu helfen, insbesondere auch Bewohnern von Pflegeheimen. Notstromaggregate liefen, um etwa das Krankenhaus in Hachenburg zu versorgen. Und als Folge des Stromausfal ls blieben in manchen Supermärkten die Kühlregale leer: Weil die Kühlkette unterbrochen war, mussten Lebensmittel entsorgt werden. All das: Auswirkungen von acht Stunden ohne Strom.
73 Prozent sind laut Umfrage nicht auf längeren Stromausfall vorbereitet
Vorbereitet auf einen solch langen – oder gar noch längeren – Zeitraum ohne Elektrizität sind laut einer aktuellen Umfrage des Vergleichsportals Verivox die wenigsten Menschen in Deutschland: Demnach ergab eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage, dass nur etwa jede vierte Person für einen längeren Stromausfall vorsorgt. Anlass für die Befragung war der Blackout, der sich Ende April auf der iberischen Halbinsel ereignet hat: In großen Teilen von Spanien und Portugal war der Strom weg. Für 18 Stunden. Das öffentliche Leben erstarrte, es gab mehrere Todesopfer.
Laut Verivox gaben 73 Prozent der Befragten an, nicht konkret auf einen längeren Stromausfall vorbereitet zu sein. 27 Prozent wiederum sehen sich gerüstet für den Fall, dass Leitungen tot bleiben. Männer gaben signifikant häufiger an, für einen Stromausfall vorzusorgen: 32 Prozent. Bei Frauen liegt der Anteil bei 22 Prozent.
Wie lässt sich vorsorgen?
Wenn sich die Befragten auf einen Stromausfall vorbereitet haben, wurde am häufigsten (71 Prozent) für Beleuchtungsmittel wie Kerzen oder Taschenlampen gesorgt. Auch Vorräte an Nahrung (65 Prozent), Bargeld (57 Prozent) und aus dem Bereich Hygiene und Gesundheit (57 Prozent) werden häufiger angelegt, heißt es in einer Mitteilung zur Verivox-Umfrage. Selten wird für eigene Elektrizität per Notstromaggregat (21 Prozent) gesorgt. 13 Prozent geben an, sich im Bereich Selbstverteidigung/Bewaffnung vorbereitet zu haben. Doch was ist sinnvoll an Vorsorge? Was sollte unbedingt im Haushalt sein, wenn der Strom weg ist?
Das rheinland-pfälzische Innenministerium empfiehlt, analog zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), einen Vorrat an Trinkwasser (zwei Liter pro Person und Tag) und haltbaren Lebensmitteln für etwa zehn Tage anzulegen. Überdies rät das Bundesamt in seinen Vorsorge-Tipps bei Stromausfall zu:
- alternativen Lichtquellen wie Taschenlampen mit Ersatzbatterien, Kerzen (mit Streichhölzern oder Feuerzeug) oder Kurbel- beziehungsweise Solarlampen;
- einem batterie- oder kurbelbetriebenen Radio – dieses ermöglicht das Empfangen von Behördenmeldungen, so das BBK;
- Powerbanks oder Solarladegeräten – über diese können Mobiltelefone aufgeladen werden;
- warmer Kleidung und Decken – sie können kurzfristig helfen, wenn die Heizung bei einem Stromausfall kalt bleibt. Wer einen Kamin oder Ofen besitzt, sollte Brennmaterial vorrätig haben.
Das BBK empfiehlt zudem unter anderem, Bargeld zur Verfügung zu haben, da bei Stromausfall auch die Geldautomaten nicht mehr funktionieren.
Informationskampagne für das Land
Um generell auf Informationen rund um die Vorsorge in Krisen und Katastrophen aufmerksam zu machen, wurde in Rheinland-Pfalz vor gut einem Jahr die Informationskampagne „Bleib bereit“ gestartet, informiert Matthias Bockius, Sprecher des Innenministeriums, auf Anfrage unserer Zeitung. Die Kampagne besteht demnach aus drei Elementen. Kernstück ist die Internetseite www.bleib-bereit.de, auf der zentral sämtliche Informationen zur Vorsorge und Verhalten in Krisenfällen gesammelt sind – dazu gehört unter anderem auch ein länger andauernder Stromausfall.
Zudem bietet das Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (LfBK) mit dem Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz (LFV) seit Herbst 2024 eine Roadshow zum Thema an: Ein Infomobil ist im Land unterwegs, in dem sich die Menschen in Rheinland-Pfalz zu Themen wie Bevölkerungsschutz, Selbstschutz und der Notfallvorsorge informieren können. „Als drittes Element rolliert eine Ausstellung mit großen Informationsdisplays durch die Foyers der kreisfreien Städte und Kreisverwaltungen“, erklärt Bockius. Auch über dieses Format soll auf den Onlineauftritt, die Roadshow, Selbstschutz und Notfallvorsorge aufmerksam gemacht werden.
Ab Sommer wird ein Infomobil des Innenministeriums durch Rheinland-Pfalz fahren und Bürgerinnen und Bürger über Bevölkerungsschutzmaßnahmen aufklären. Unsere Zeitung hat im Ministerium nachgefragt, was hinter der Idee steckt - und was man von dem bemannten Gefährt erwarten darf.Nach Ahrtal-Flut: Ein Infomobil für mehr Bevölkerungsschutz geht ab Sommer auf Tour
Bockius erinnert zudem an den landesweiten Warntag, der in diesem Jahr erstmals in Rheinland-Pfalz stattgefunden hat, organisiert vom LfBK gemeinsam mit dem Innenministerium. „Ziel war es, die Warninfrastruktur zu erproben, das Zusammenspiel der Warnmittel zu testen und die Bevölkerung für das Thema Warnung zu sensibilisieren“, so Bockius. 42 Kommunen nahmen teil. Über Sirenen, Warn-Apps, Cell Broadcast und weitere Mittel wurde auf die Bedeutung konkreter Handlungsempfehlungen im Ernstfall hingewiesen – dazu gehört auch ein längerfristiger Stromausfall.
Deutsches Stromnetz gilt als sicher
Gleichwohl: Das deutsche, auf mehreren Spannungsebenen aufgebaute Stromnetz gilt als sehr sicher. Dies hat mit mehreren technischen Schutzmechanismen zu tun wie etwa dem n-1-Prinzip: Es besagt, dass das Netz jederzeit den Ausfall einer Leitung verkraften muss, ohne instabil zu werden. Fällt eine Komponente aus, muss eine andere einspringen. Stromausfälle im besonders leistungsstarken Übertragungsnetz – es wird gern als Autobahnnetz für Strom verglichen – werden so verhindert.
Nach mehreren Stromausfällen in der ersten Januar-Hälfte stellt sich die Frage: Werden die Stromnetze anfälliger? Ein Experte der Energienetze Mittelrhein (enm) erklärt, wie Wartung, Modernisierung und Digitalisierung das Netz robuster machen sollen.Werden Stromnetze anfälliger für Pannen?
Als weiterer Faktor für Netzsicherheit gilt die dezentrale Netzstruktur: Es gibt etwa 800 Verteilnetzbetreiber in Deutschland. Ein großflächiger Ausfall in ganz Deutschland gilt laut Bundesnetzagentur wegen dieses feinmaschigen Netzes als sehr unwahrscheinlich. Kommt es doch zu mal mehr, mal weniger stundenlangen Stromausfällen in der Region wie in den vergangenen Wochen, gehen diese meist zurück auf externe Faktoren, wie ein Experte des regionalen Versorgers Energienetze Mittelrhein (ENM) kürzlich gegenüber unserer Zeitung erklärte.
„Das Risiko eines Blackouts durch einen Cyberangriff ist aufgrund der zunehmenden Digitalisierung von Stromnetzen, Umspannwerken und Leitsystemen zwar existent, derzeit aber als moderat einzuschätzen.“
Matthias Bockius, Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministeriums
Dass die Stromversorgung in Deutschland sicher ist, wertet übrigens auch eine deutliche Mehrheit der für die Verivox-Erhebung Befragten so: 69 Prozent. 22,5 Prozent sind unentschlossen, während 8,5 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass die Stromversorgung nicht sicher ist. Als größte Bedrohungen der Stromversorgung werden Cyber-Angriffe wahrgenommen (59 Prozent), gefolgt von anderen Terrorangriffen (51 Prozent) und Naturkatastrophen (43 Prozent).
Ministeriumssprecher Bockius erklärt dazu mit Blick auf Rheinland-Pfalz: „Das Risiko eines Blackouts durch einen Cyberangriff ist aufgrund der zunehmenden Digitalisierung von Stromnetzen, Umspannwerken und Leitsystemen zwar existent, derzeit aber als moderat einzuschätzen.“ Dem Landeskriminalamt lägen aktuell keine Hinweise zu konkreten Bedrohungen vor. Allerdings: Für rheinland-pfälzische Unternehmen, insbesondere Betreiber von Kritischen Infrastrukturen (Kritis), „besteht jedoch eine kontinuierlich hohe Gefährdung durch Schadsoftware staatlich gesteuerter Hackergruppierungen“, erklärte Bockius.
Geringes Vertrauen in Behörden
Aus der Befragung geht auch hervor, dass viele Menschen ein eher geringes Vertrauen in öffentliche Stellen haben: 47 Prozent gehen demnach davon aus, dass die Behörden und Verantwortlichen nicht gut oder unzureichend auf einen Blackout vorbereitet sind. An eine sehr gute oder gute Vorbereitung glauben nur 22 Prozent der Befragten.
Innenministeriumssprecher Bockius hält dagegen: Planungen für Stromausfall-Szenarien „sin d bereits seit vielen Jahren Teil der polizeilichen Einsatzvorbereitung“. Aufgrund der sich aktuell ständig weiterentwickelnden weltpolitischen Lage würden die bestehenden Planungen ständig aktualisiert, angepasst und ihrerseits weiterentwickelt. Nähere Angaben können aus Gründen der Geheimhaltung nicht gemacht werden.
1007 Personen wurden befragt
Die Umfragedaten wurden vom Marktforschungsinstitut Innofact im April 2025 online erhoben. Die Befragten stammen aus einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmern. Befragt wurden 1.007 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren. Die Befragung ist bevölkerungsrepräsentativ hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bundesland. ame