Leidenschaft für Kostüme
Neuwieder leitete Star-Wars-Club: Die Macht ist mit ihm
Die "Science-Fiction-Tage" im Technik Museum Speyer im vergangenen September. Die "German Garrison", als deutsche Abteilung der 501st Legion, vertritt mit ihren Kostümträgern und Kostümträgerinnen die dunkle Seite.
Petra Schubert

Er hat Darth Vader interviewt und Count Dooku die Hand geschüttelt: Christoph Fournier aus Neuwied. Ein Jahr lang hat er den nach eigenen Angaben größten deutschen Club der Star-Wars-Bösewichte geleitet. Ein Gespräch über die dunkle Seite der Macht.

Aktualisiert am 21. Februar 2025 15:08 Uhr

Christoph Fournier ist neun, als er das erste Mal mit dem Star-Wars-Universum in Berührung kommt. Wir schreiben das Jahr 1978, „Krieg der Sterne“ läuft auf der Kinoleinwand – und der kleine Junge aus Idar-Oberstein traut seinen Augen nicht: Die Raumschiffe sehen so unglaublich echt aus, Luke Skywalker könnte inspirierender nicht sein – und Darth Vader, wenngleich sehr gruselig, ist die faszinierendste Figur, die Fournier je gesehen hat. Nachhaltig beeindruckt, ja, verändert verlässt der Junge das Kino an diesem Tag. Fest steht: Dies war nicht einer dieser Filme, die man übermorgen schon wieder vergessen hat. Nein, Fournier ist sofort flammender „Fan“. Und von seiner bis heute anhaltenden Leidenschaft hat der 56-Jährige unserer Zeitung nun berichtet.

Seit 2006 wohnt Fournier im Neuwieder Stadtteil Niederbieber, er ist verheiratet und arbeitet als Dozent an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen. Im Feierabend aber dreht sich bei Fournier weiterhin alles um die unendlichen Weiten des Weltraums. Ein Hobby, das er mit seiner Frau teilt: Die beiden haben sich auf einer „Science-Fiction“-Veranstaltung kennengelernt. Das Herz seiner Gattin schlage aber ein klein wenig mehr für Star Trek als für Star Wars, berichtet Fournier und lacht. Aber: nah genug beieinander.

„Stormtrooper“-Kostüm gekauft

Fournier frönt seiner Liebe zu Star Wars nicht bloß dadurch, dass er sich die Filme einmal pro Jahr alle hintereinander ansieht. Nein, dem 56-Jährigen haben es die Charaktere aus der Reihe so sehr angetan, dass er sich 2001 sein erstes detailgetreues „Stormtrooper“-Outfit kaufte. Und dieser Spaß war alles andere als billig: Rund 1200 Euro musste Fournier allein für die Plastikteile und den Helm berappen. Doch die Waffe, Schuhe und die Handschuhe fehlten noch. Also machte Fournier weitere 450 Euro locker. Stormtrooper sind in Star Wars bekanntlich die in weiße Panzerkleidung gehüllten Soldaten mit Helmen und Waffen, die ihrem Kommandanten, Darth Vader, treu ergeben sind.

Wie es das Schicksal so wollte, stieß Fournier kurz nach dieser großen Investition auf Gleichgesinnte. 2002 wurde er dann Mitglied des Star-Wars-Kostümclubs „German Garrison“ - das Ventil für Fourniers inneren „Nerd“ war gefunden. „Die Legion hat sich zum Ziel gesetzt, durch den Bau und das Tragen hochwertiger Kostüme das Interesse an Star Wars zu fördern, diese Kostüme auf Events mit Star-Wars-Bezug zu nutzen, und sie auf lokaler Ebene durch Freiwilligenarbeit im Kostüm für wohltätige Zwecke einzusetzen“. So beschreibt sich der Club auf seiner Internetseite selbst. Und das Wort „hochwertig“ müsste eigentlich fett gedruckt werden, denn wir reden hier nicht von billigen Halloween- oder Karnevalskostümen. Die Uniformen und Rüstungen sehen denen aus den originalen Filmen zum Verwechseln ähnlich.

Christoph Fournier in dem Star-Wars-Kostüm "Staff Officer mit Regencape” auf der ComicCon Stuttgart am 30. November 2024.
Thorsten Roth

Die German Garrison ist regional unterteilt in sogenannte „Squads“ („Kader“). Diese hätten im vergangenen Jahr zusammengerechnet rund 600 Termine gehabt, weiß Fournier zu berichten. Denn: der Neuwieder hatte von Februar 2024 bis Februar 2025 ein Jahr lang die Ehre, den Club als Chef zu leiten. In dieser Zeit standen rund 1000 Star-Wars-Fanatiker, quer durch Deutschland verteilt, unter seinem Kommando. Von Anfang 20 bis Mitte 60 sei alles dabei, sagt Fournier, der Frauenanteil im Club liege sogar zwischen 25 und 30 Prozent.

Wenn der 56-Jährige von „Terminen“ spricht, so meint er damit Hospiz- und Krankenhausbesuche, Hochzeiten, offizielle Star-Wars-Veranstaltungen, Medientermine, Spendensammelaktionen und, und, und. Die Mitglieder des Clubs bieten „imperiale Unterstützung“ für Veranstaltungen an und versüßen bei den Terminen in voller Montur mal einem Star-Wars-Fan die Geburtstagsfete oder zaubern einem sterbenskranken Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Fournier berichtet auch von Spendenaktionen. Der Club verlange für die Buchungen kein Geld. „Wir sind eine reine Non-Profit-Organisation“, unterstreicht Fournier. Es gehe darum, die Liebe zu Star Wars auszuleben und sie mit anderen zu teilen. „Jetzt sind wir zum ersten Mal zu einer Scheidung angefragt worden“, berichtet Fournier mit einem Augenzwinkern. Und weil die Anfrage wohl ernst gemeint ist, überlege man noch.

Darth Vader und Count Dooku getroffen

Das Motto des Clubs lautet „Bad guys do good“ (etwa: „Böse tun Gutes“). Es passt gut, denn die Mitglieder haben sich den Charakteren und Kostümen der dunklen Seite der Macht verschrieben. Warum? „Es sind die cooleren Kostüme“, antwortet Fournier wie aus der Laserpistole geschossen. Und wie viele davon sind inzwischen in seinem Besitz? „Och, ‘ne ganze Menge“, sagt der Neuwieder. Zu dem Stormtrooper-Kostüm hätten sich über die Jahre unter anderem noch ein „Snowtrooper“, ein „Scout“, ein Offizier – und auch Darth Vader hinzugesellt. Den Mann, der den ikonischen Bösewicht Vader in den Filmen spielte, hat Fournier sogar einmal interviewen dürfen – David Prowse.

Ein weiteres Highlight für den Neuwieder: 2005 war die German Garrison bei der offiziellen Filmpremiere von „Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith“ in Berlin unterstützend vor Ort. Als der Film von Star-Wars-Schöpfer George Lucas höchstpersönlich angekündigt wurde, stand man mit auf der Bühne. Natürlich in voller Montur. „Gänsehaut-Moment“, erinnert Fournier sich zurück. Doch fast noch besser: Die Mitglieder des Clubs waren bei der Premiere auch auf dem roten Teppich mit von der Partie. Und trafen dort unter anderem die Filmstars Natalie Portman, Hayden Christensen und den Produzenten Rick McCallum. Fast umgefallen wäre Fournier, als plötzlich Filmikone Christopher Lee vor ihm stand. Niemand Geringeres also als Count Dooku aus Star Wars, Saruman aus „Der Herr der Ringe“, Francisco Scaramanga aus dem James-Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“, Lord Summerisle aus „The Wicker Man“ – und „Dracula“ aus dem gleichnamigen Horrorklassiker. „Dieser Mann hat eine Präsenz ausgestrahlt …“, kommt Fournier ins Schwärmen. Doch Lee, der oft Bösewichte spielte und mit seinen 1,96 Meter durchaus einschüchternd wirken konnte, sei sehr höflich gewesen.

George Lucas und Disney

„Wir stehen auch in Verbindung mit Lucasfilm Ltd.“, berichtet der 56-Jährige weiter. Und fügt mit Blick auf rechtliche und bürokratische Fragen rund um das Star-Wars-Copyright an: „Wir haben die Erlaubnis, die Kostüme für uns selbst herzustellen.“ Man könne es ein „Agreement“ oder eine „Duldung“ nennen, sagt der Neuwieder. Weil Filmlegende George Lucas vor einigen Jahren einen Teil der Rechte an Disney verkauft habe, stehe man auch mit dem amerikanischen Medienunternehmen in engem Austausch. „Die Zusammenarbeit mit Disney ist gut“, sagt Fournier. Mehr Infos zum Club, auch zu den Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft, finden Interessierte im Internet: https://501st.de

Zahlen und Fakten zur „German Garrison“

Die „German Garrison“ gibt es seit 2000. Es handelt sich um den deutschen Ableger des amerikanischen Star-Wars-Kostümclubs „501st Legion“, der 1997 von Albin Johnson gegründet wurde. Christoph Fournier aus Neuwied hat den deutschen Club von Februar 2024 bis Februar 2025 geleitet. Bis zu 20 Stunden Arbeit hat er pro Woche in diese Aufgabe gesteckt. Vor wenigen Tagen hat Fournier das Zepter dann an einen neuen Chef weitergereicht. Auf der Internetseite des Clubs, der dieses Jahr sein 25. Jubiläum feiern wird, heißt es: „Heute sind wir Deutschlands größter Star-Wars-Kostümclub für die Charaktere des Imperiums, der Ersten Ordnung, der Dunklen Seite der Macht sowie für die Gauner, Schurken und zwielichtigen Gestalten des Star-Wars-Universums.“ lör

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