Exportschlager Riesling
Moselwinzer fürchten US-Einfuhrzölle auf deutschen Wein
Drohen US-Importzölle auf deutschen Wein? Die Winzer an der Mosel sind in Sorge, das Exportgeschäft ist heutzutage von großer Bedeutung.
Boris Roessler/dpa

Drohen erneut US-Importzölle auf deutsche Weine? Die Branche ist in Habachtstellung. Die USA sind der wichtigste Exportmarkt. Doch in anderen Märkten ist Bewegung. Was Moselwinzer befürchten, wie sie vorbeugen – und welche Rolle China dabei spielt.

Die Weinwelt schaut gespannt in die USA – und auf die Zollpolitik des US-Präsidenten. Dieser hatte jüngst generelle Einfuhrzölle für Waren aus der EU in Aussicht gestellt. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump deutsche Weinimporte mit Zöllen belegt. Die Vereinigten Staaten sind das wichtigste Exportland für deutschen Wein. Von etwaigen Zöllen wären auch rheinland-pfälzische Winzer betroffen, die traditionell stark im Exportgeschäft sind.

Der Gesamtwert der deutschen Weinexporte ist im Jahr 2023 auf 384 Millionen Euro gestiegen – ein Zuwachs von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus der Statistik des Deutschen Weininstituts (DWI) hervor. Der Durchschnittserlös für einen Liter im Ausland verkauften Weins hatte mit 3,35 Euro den bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2022 um 20 Cent übertroffen.

USA sind wichtigster Auslandsmarkt für deutschen Wein

„Die USA sind der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt“, sagt Ernst Büscher, Pressesprecher des DWI. 139.000 Hektoliter im Wert von rund 63 Millionen Euro wurden 2023 dorthin exportiert. Nach den USA waren Norwegen und die Niederlande die wichtigsten Abnehmerländer. I m ersten Halbjahr 2024 haben sich die Niederlande vor Norwegen geschoben, erklärt Büscher.

„Wir merken, dass das Interesse am Export vonseiten der Weinerzeugerinnen und -erzeuger in den letzten Jahren deutlich gewachsen ist“, berichtet Büscher. Vor allem in den vergangenen zwei Jahren sei das der Fall gewesen. Das DWI betreibt elf Auslandsbüros, über die es eigene Veranstaltungen in den Auslandsmärkten auf die Beine stellt.

Interesse der Winzer am Export ist gestiegen

Der Andrang der Winzer, daran teilzunehmen, sei riesig und deutlich stärker als noch in den vergangenen Jahren. „Es ist klar: Wenn hier auf dem eigenen Markt die Kundschaft wegbricht, muss man schauen, dass man sich vielleicht auch neue Märkte erschließt“, sagt Büscher. Eine vom DWI beauftragte Weinmarkt-Analyse hatte jüngst gezeigt, dass der Weinkonsum in Deutschland rückläufig ist – ein Trend, der sich bereits in den Vorjahren gezeigt hatte.

„Die rheinland-pfälzischen Betriebe haben den Löwenanteil am Export“, sagt Büscher. Mengenmäßig mache weißer Qualitätswein in Flaschen bis zu einem Alkoholgehalt von 13 Volumenprozent die Hälfte des deutschen Weinexports aus – was den Wert angehe, liege man hier bei 60 Prozent des Exportgeschäfts. Diese Weißweine kommen überwiegend aus den Anbaugebieten Mosel, Pfalz und Rheinhessen.

Weißer Qualitätsweinwein in Flaschen bis zu einem Alkoholgehalt von 13 Volumenprozent macht mengenmäßig die Hälfte des deutschen Weinexports aus. Diese Weine kommen überwiegend aus den Anbaugebieten Mosel, Pfalz und Rheinhessen.
Fredrik von Erichsen/dpa

„Der Export hat heute Bedeutung für die Erzeuger und Vermarkter von Moselwein“, erklärt Ansgar Schmitz unserer Zeitung. Er ist Geschäftsführer des Vereins Moselwein, der Werbeorganisation der Weinwirtschaft an der Mosel. Etwa 25 bis 30 Prozent der durchschnittlichen Erntemenge würden jährlich in rund 100 Länder weltweit exportiert.

Schmitz nimmt Bezug auf Zahlen des Verbands Deutscher Weinexporteure. Im Jahr 2023 wurden demnach 197.000 Hektoliter Mosel-Qualitätswein mit einem Ab-Hof-Wert von 94 Millionen Euro exportiert. Das entspreche 27 Prozent der Erntemenge in 2023. Die Exportzahlen beziehen sich laut Schmitz ausschließlich auf weiße Qualitätsweine bis zu 13 Volumenprozent Alkohol.

„Die Sorge ist angesichts der schon gegen andere Staaten erhobenen Zölle bei den Exporteuren von Moselwein groß.“
Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Vereins Moselwein

Wie besorgt sind die Winzer an der Mosel, dass Trump erneut Zölle auf deutsche Weinimporte erheben könnte? „Die Sorge ist angesichts der schon gegen andere Staaten erhobenen Zölle bei den Exporteuren von Moselwein groß“, meint Schmitz gegenüber unserer Zeitung. Die USA seien noch immer der größte Exportmarkt für Moselweine.

„Etwas mehr als ein Drittel aller ausgeführten Moselweine gehen in die Vereinigten Staaten“, erklärt der Moselwein-Geschäftsführer. „Entsprechend wichtig ist der Markt für die Erzeuger und Vermarkter von Moselweinen.“

Bedeutung des US-Marktes ist bereits etwas zurückgegangen

Doch die Bedeutung des US-Markts habe schon etwas abgenommen. Als im Oktober 2019 die ersten Trump-Strafzölle auf deutschen Wein in Kraft traten, habe der Exportanteil von der Mosel dorthin noch bei 45 Prozent in Menge und Wert gelegen, berichtet Schmitz. 2023 lag der Mengenanteil noch bei 36,5 Prozent, der Anteil am Exportwert bei rund 35 Prozent.

Erneute Importzölle auf deutsche Weine würden das Geschäft mit US-Importeuren und Händlern erschweren, so Schmitz. Zusätzliche Kosten müssten entweder an die Kunden weitergegeben werden – oder von den Exportbetrieben getragen werden, „was diese angesichts der hohen Produktionskosten zusätzlich belasten würde“, schreibt Schmitz. Wird deutscher Wein im US-Handel teurer, greifen Kunden erfahrungsgemäß zu günstigeren Weinen aus anderen Ländern oder zu deutschen Weinen niedrigerer Preisklassen.

Auf deutschen Rebflächen wird zu 69 Prozent Weißwein angebaut - Spitzenreiter ist der Riesling.
Sebastian Kahnert/dpa

„Ein Hemmnis wie Strafzoll sorgt immer für Unsicherheit und trägt langfristig sicherlich zu einer weiteren Verschiebung im Export von Moselweinen bei“, sagt Ansgar Schmitz. Die Ausfuhr von Moselwein in Märkte wie China, Skandinavien, Polen oder Großbritannien habe teilweise stark zugenommen.

China, so vermeldete es die Weinwerbung bereits im Herbst, hat sich als zweitwichtigster Exportmarkt für Moselweine etabliert. „Die Betriebe versuchen, durch Ausbau und Erschließung anderer Märkte die Abhängigkeit von einem einzigen Exportmarkt zu reduzieren“, erklärt Schmitz.

Wie sich Winzer auf drohende Zölle vorbereiten können

Auch Ernst Büscher vom DWI sagt, auf etwaige US-Importzölle könnten Winzer sich vorbereiten, indem sie beispielsweise „ihre Fühler in andere Märkte ausstrecken“. Auch ein Gespräch mit den Importeuren könne hilfreich sein. Bei Trumps zurückliegenden Strafzöllen hatten sich Importeure und deutsche Händler die Mehrkosten geteilt, um weiterhin im Markt präsent sein zu können.

Das führe zwar zu einer geringeren Marge. Aber: „Wenn man mal ausgelistet ist, wieder Regalfläche zurückzuerobern, das ist noch eine Nummer schwerer“, sagt Büscher. Wie sich der einzelne Winzer im Fall von Importzöllen verhalte, ob er den Markt verlasse oder nicht, lasse sich aber nicht pauschalisieren. Das sei stets eine einzelunternehmerische Entscheidung.

Weltweit zeigt sich Trend in Richtung Weißwein

Was die Nachfrage auf dem Weltmarkt angeht, sieht Büscher die Branche jedenfalls gut gewappnet. Denn der Rotweinkonsum nehme ab, weltweit gehe der Trend in Richtung Weißwein. „Von daher sind wir recht gut aufgestellt mit unserem Portfolio, weil wir haben schließlich zu 69 Prozent Weißwein im Anbau“, erklärt Büscher. Weißwein mache auch mehr als 80 Prozent des gesamtdeutschen Exports aus.

Zu den Gründen des Weißweinbooms gehöre sicher, dass die Menschen auf eine bewusstere, kalorienärmere Ernährung achteten. „Und da passt ein Weißwein einfach besser als schwere Rotweine“, sagt Büscher. Zum Beispiel sei Schweden gerade ein wachsender Markt für deutsche Weine. Dort gebe es eine starke Nachfrage nach ökologisch erzeugten Weißweinen. In China seien Kabinett-Weine von der Mosel „extrem nachgefragt“.

Der Rotweinkonsum nimmt laut dem Deutschen Weininstitut ab, während der weltweite Trend in Richtung Weißwein geht.
Carmen Jaspersen/dpa

Seit zehn Jahren arbeite das DWI mit einer Agentur in China zusammen, um dort die Werbetrommel zu rühren, Events vor Ort zu organisieren. Eine Zielgruppe seien jungen Frauen. „Das hat dazu geführt, dass Riesling in China die beliebteste Weißweinsorte ist“, sagt Büscher.

Zum einen sei auch in China der Trend zu einer bewussteren Ernährung angekommen. Zum anderen mache die leichte Restsüße den Riesling sehr zugänglich, gleichzeitig verleihe die Säure ihm seine Frische. „Das passt dann eben auch zu der chinesischen Küche, die ja auch oftmals scharf ist, und die Süße mildert beim Essen die Schärfe“, erklärt Büscher.

Deutschland sei mit einer Rebfläche von rund 100.000 Hektar ein vergleichsweise kleines Weinproduktionsland. „Dennoch sind wir auf Platz sechs im Ranking der Importländer in China“, sagt Büscher. „Das ist eine ganz gute Leistung.“ Und dies, obwohl in China traditionell eher Rotwein getrunken werde, da Rot dort als Farbe des Glücks gelte.

Top-News aus der Region

Weitere regionale Nachrichten