Rheinland-Pfalz
Mit der Formel 1 rauschte der Ring in die Miesen: So wenig Geld blieb dem Land am Ende
Formel 1 - GP Deutschland
Schon ein Bild aus dem Geschichtsbuch: 2013 triumphiert Sebastian Vettel nervenstark bei einem wahren Eifel-Krimi.
David Ebener. picture alliance / dpa/David Ebe

Mit den neuen Spekulationen, ob die Formel 1 auf den Nürburgring 2026 zurückkehren könnte, werden Erinnerungen an sensationelle Rennen in der Königsklasse wach. Aber auch die an den Krimi um den spektakulären Finanzcrash.

Im Juli ist es 15 Jahre her, dass die private Finanzierung des gigantischen Ausbaus am Nürburgring in der Eifel platzte und der damalige Finanzminister Ingolf Deubel im Kabinett des damals allein regierenden Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) zurücktreten musste. 2012 folgte die Insolvenz der damals nahezu landeseigenen Nürburgring GmbH.

Mit seinem Prestigeprojekt Formel 1 hatte der Ring zuvor immer wieder riesige Verluste eingefahren. Versuche scheiterten, mit ebenfalls millionenschweren Attraktionen gewinnbringend die Kurve zu kriegen. Trotzdem war es damals für Verantwortliche undenkbar, sich vom Rennzirkus zu den Konditionen zu trennen, die damals noch Bernie Ecclestone knallhart diktierte. Beck gab Gas. Er wollte mit neuem Hotel, Boulevard, Achterbahn, einem Party- sowie einem Feriendorf die Region stärken und die notwendigen Millionen erwirtschaften.

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Formel 1 am Ring im Juli 2013: Für Ferrari fuhr noch Felipe Massa
Jens Büttner. picture alliance / dpa/Jens Bütt

Sein damit beauftragter Minister (und Aufsichtsratsvorsitzender) Deubel investierte dafür in der Eifel gute 330 Millionen Euro – am Parlament vorbei. Dabei ließ er sich auf windige und vor allem klamme Partner ein, die nur ans Geld des Landes wollten. Anfang Juli 2009, kurz vor der pompösen Eröffnung des neuen Kongress- und Freizeitparks mit Boris Becker, platzen die Schecks. Deubel kassierte später eine Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten wegen Untreue und uneidlicher Falschaussage im Landtag.

Schlechtes Geschäft für den Steuerzahler

Nach der Pleite von 2012 konnte ein russischer Investor den ganzen Rennstreckenkomplex für nur 77 Millionen Euro kaufen. Ein schlechtes Geschäft für den Steuerzahler. Denn die 77 Millionen Euro entsprachen nur dem damaligen Verkehrswert der beiden Rennstrecken. Aber die hatten schon vor dem ehrgeizigen Ausbau Massen in die Eifel gezogen – ob zum Dröhnen der Motoren oder der Bands etwa bei Rock am Ring.

Unterm Strich ist der Verlust für die Landeskasse allerdings noch größer. Denn nach Angaben des bei der Insolvenz eingesetzten Sachwalters Jens Lieser (Koblenz) blieben dem Land zuletzt nur 52,4 Millionen Euro. Allerdings laufen noch Prozesse um Baumängel. Strittig seien Summen im zweistelligen Millionenbereich, so Sachwalter Lieser.

Aber auch die können im besten Fall das Minus nicht wettmachen. Denn nach Auskunft des Finanzministeriums hat das Land immerhin „rund 471 Millionen an Beihilferückforderungen im Rahmen der Insolvenzverfahren am Nürburgring geltend gemacht“. Aber recht erfolglos. Und: „Noch zeitlich davor liegende Investitionssummen des Landes sind heute nicht mehr ohne großen Aufwand recherchierbar“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung.

Die AfD-Landtagsfraktion kritisiert mit Blick auf die Bilanz des Insolvenzverfahrens, dass Genossen, „die damals am Kabinettstisch die Nürburgring-Affäre durchgewunken haben, noch immer an den Schalthebeln der Macht“ säßen.

Laut dem Urteilspruch des Landgerichts Koblenz hat Deubel „mit besonderer krimineller Energie“ die damals noch mehrheitlich landeseigene Nürburgring GmbH um 475.000 Euro geschädigt und den Landtag belogen. Als strafmindernd wertete das Gericht 2020 noch den erwarteten Verlust der Pension. Aber: Deubel konnte sein üppiges Ruhegehalt vor dem Oberverwaltungsgericht danach wieder erfolgreich einklagen.

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