Mainz
Mainzer Labor kann für Olympia Gen-Doping-Tests übernehmen

Der Mainzer Sportmediziner Professor Perikles Simon befasst sich mit der Erforschung von Gen-Doping.

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Mainz - Professor Perikles Simon könnte in seinem neuen Labor Blutproben auf Gen-Doping schon bei der Sommerolympiade 2012 testen. Die MRZ sprach mit dem Leiter der Abteilung Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation an der Uni Mainz.

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Mainz – Professor Perikles Simon ist seit 2009 Leiter der Abteilung Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation an der Uni Mainz. Gemeinsam mit seinen früheren Kollegen in Tübingen hat er das weltweit erste Nachweisverfahren für Gen-Doping entwickelt.

Ob dieses Verfahren für die Olympischen Spiele 2012 in London eingesetzt wird, ist noch nicht klar. Doch Simon will die Forschungsergebnisse in dem neuen Labor für molekulare Belastungsphysiologie auch für Therapie und Diagnostik nutzen. Im MRZ-Gespräch erklärt er, wie das funktionieren soll.

Sie haben ein Verfahren entwickelt, Gen-Doping auf direktem Weg nachzuweisen. Das neue Labor nimmt unter anderem für solche Tests seine Arbeit auf. Wird Mainz zum neuen Zentrum der Anti-Doping-Forschung?

Es geht uns hier bei weitem nicht nur um die Anti-Doping-Forschung. Für uns ist es erst einmal wichtig, den belastungsphysiologischen Bereich zu stärken, also Kranken zu helfen und die Belastungsfähigkeit von Sportlern zu verbessern. Wir können jetzt mit dem neuen Labor direkt mit der Universitätsmedizin zusammenarbeiten und beispielsweise neue Erkenntnisse über Tumorerkrankungen gewinnen. Die Bereiche Rehabilitation und Prävention sind nämlich noch immer schlecht untersucht. Wir werden bald mehr wissen über die Abläufe, wie und warum sich jemand erholt.

Erbsubstanz, die Sportler von außen zugeführt haben, können Sie über Monate hinweg im Blut nachweisen. Was hat das Ganze mit Krankheiten zu tun?

Wir hoffen, dass man Tumor- und Autoimmunerkrankungen eines Tages genauso im Blut nachweisen kann, wie es jetzt bei genetischen Manipulationen schon möglich ist. Im Bereich der Diagnostik hoffen wir hier auf Erkenntnisse. Gerade Darmkrebs und Autoimmunkrankheiten sind momentan noch schwer diagnostizierbar. Sport erhöht die freie Erbsubstanz im Blut, und darum werden Blutproben durch Sport aussagekräftiger. Außerdem hilft uns das dann bei der Therapie, wenn wir einschätzen können, wie sportliche Leistungen auf den Körper wirken.

Was bedeutet Ihre Forschung für die Genesung?

Wir können Therapien gezielter einsetzen. Wir hoffen zu erkennen, ob ein Patient eher auf Entspannung oder auf Sport reagiert. Denn nicht jeder profitiert auf gleiche Weise von Bewegung, einige Patienten reagieren sehr gut, andere erfahren sogar eine Verschlechterung. Das kommt ganz auf den genetischen und molekularbiologischen Hintergrund an. Es gibt zum Beispiel Menschen, die aufgrund ihrer genetischen Bestimmung nicht auf Ausdauersport reagieren. Das wollen wir frühzeitig nachweisen.

Und diese Erkenntnisse wollen Sie dann auch für den Breiten- und Leistungssport einsetzen?

Das wäre in allen Bereichen der Gesellschaft möglich. Bei Übergewichtigen, bei älteren Menschen und auch bei Sportlern können wir damit vorgehen. Wir können nämlich Bewegungsinhalte erstellen, die wirklich sinnvoll sind, auch bei Sportlern. Es geht uns allerdings nicht darum, Leistungen zu steigern, sondern Potenziale auszuschöpfen. Ausgefeilte Untersuchungen könnten beispielsweise zeigen, ob mehr Training zu mehr Leistung führt.

Eines Ihrer erklärten Projekte im Labor ist es, bei der Sommerolympiade 2012 routinemäßig die Sportler auf Gen-Doping zu überprüfen. Wie würde das ablaufen?

Diese Tests würden für uns eher Routine bedeuten, sie sind nicht der eigentliche Kernbestandteil des neuen Labors. Fest steht: Wir könnten diese Leistung bei Olympia 2012 in London sofort anbieten. Die Anti-Doping-Agenturen würden dann die Blutproben nach Mainz schicken und wir würden diese hier testen. Allerdings liegt die Entscheidung, ob das gewünscht ist, nicht bei uns, sondern es ist eine Entscheidung der Verbände, ob diese Tests auf Gen-Doping finanziert werden.

Die Fragen stellte Anna Kröning

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