An Verhandlungstag zwei um die Attacke auf die Polizeistation in Linz hat der Angeklagte über seinen Pflichtverteidiger erste Angaben zu den Vorwürfen und zu seiner Person gemacht. Sein Mandant sei Herr seiner Sinne gewesen, unterstrich Anwalt Bilal Colak im Koblenzer Landgericht: „Er wusste, was er tut“. Der 29-Jährige habe über die räumlichen Gegebenheiten in der Station Bescheid gewusst – etwa mit Blick auf die Schutzscheibe.
Der Polizei war es in den frühen Morgenstunden des 6. September 2024 gelungen, den Angeklagten in der Schleuse der Dienststelle einzusperren. Dort wütete der 29-Jährige wie ein wild gewordener Berserker, schlug unentwegt mit einer massiven Machete auf die Sicherungsscheibe ein, die ihn von dem Diensthabenden trennte, und trat ferner gegen die Ausgangstür der Station. Dabei rief der Albaner immer wieder „Allahu Akbar“. In der Schleuse entstand ein Sachschaden von rund 70.000 Euro, am Ende musste das SEK (Spezialeinsatzkommando) anrücken und den Mann mit einem Taser überwältigen.
„Macht’s gut! Schönen Abend noch!“
Soll der Angeklagte den Polizisten, die er zuvor noch mit dem Tode bedroht hatte, zugerufen haben, nachdem er vom SEK überwältigt worden war
Skurril: Während der 29-Jährige auf einer Trage aus der Schleuse getragen wurde, soll er den Polizisten, die er wenige Minuten zuvor noch mit dem Tode bedroht hatte, zugerufen haben: „Macht’s gut! Schönen Abend noch!“ Wie Zeugen übereinstimmend berichteten, sollen diese Sätze nicht sarkastisch oder ironisch geklungen haben.
Dem Angeklagten wird vorgeworfen, aus niedrigen Beweggründen gehandelt zu haben. Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Der Albaner soll mit der Ideologie des „Islamischen Staates“ („IS“) sympathisiert und in Linz die Absicht gehabt haben, die Polizisten zu töten, weil diese eine Gesellschaft und Politik repräsentierten, die nicht seinen eigenen religiösen und weltpolitischen Vorstellungen entspreche.
Mit Anschlag von München beschäftigt?
Nach der Attacke sagte der Albaner zu Kriminalbeamten, dass er plötzlich arbeitslos geworden sei und wegen psychischer Probleme einen Behandlungsplatz gesucht habe. Der Mann war zuletzt in Linz gemeldet. In der Wohnung des 29-Jährigen fanden Polizisten eine Flagge des IS, ein Messer, einen Koran sowie ein Buch über die „Endzeit“. Details zu dem Buch gab es nicht im Gericht. Ferner konnten Medikamente, eine Krankschreibung sowie eine Überweisung aufgrund einer schweren depressiven Episode ohne psychotische Symptome sichergestellt werden.
Wie ein Polizist schilderte, seien zudem Hinweise darauf gefunden worden, dass der Albaner sich mit dem Anschlag von München auf das israelische Generalkonsulat am 5. September 2024 beschäftigt hatte. Wenige Stunden nach diesem Anschlag griff der Albaner sich eine Machete und wütete in der Polizeiinspektion Linz. Ein Freund des Angeklagten sagte, dass er schockiert gewesen sei, als er von dem Angriff in Linz gehört habe. So etwas habe man dem Albaner nicht zugetraut, er sei eher ein ruhiger Zeitgenosse. Der Zeuge schilderte, dass der Angeklagte Schlimmes erlebt habe und auch in der Psychiatrie gewesen sei - wohl wegen Drogen und Alkohol.
„Schwarz“ in Deutschland gelebt
Der Angeklagte habe ein Kreuz-Tattoo und sei vom christlichen Glauben zum Islam konvertiert. Infolge habe er sich sehr zum Positiven verbessert, hieß es weiter. Gemeint war: kein Alkohol, keine Drogen mehr. Nach Angaben von Pflichtverteidiger Colak soll der Angeklagte 20 Jahre in Albanien gelebt haben. Ein Asylantrag sei in Deutschland dann abgelehnt worden. In Albanien soll der Mann als Security-Mann gearbeitet haben. Später soll er wieder nach Deutschland gekommen sein und dort laut Colak ein bis zwei Jahre „schwarz“ gelebt haben, also ohne sich irgendwo zu melden. In Deutschland lernte er dann eine Frau kennen, die er in Albanien geheiratet haben soll.
Freunde, Bekannte und ein alter Chef des Albaners beschrieben den 29-Jährigen im Zeugenstand als ruhig, lustig, zuverlässig. Vom Vermieter des Angeklagten wollte Richter Rupert Stehlin wissen, ob der 29-Jährige mal etwas über den IS gesagt habe. Antwort: „Der hatte gewisse Sympathien für die.“ Und habe eher zu den streng gläubigen Muslimen gehört.


Mit Machete zur Polizei: „Ich töte euch, Allahu Akbar!“
Ein 29-jähriger Albaner soll im September des vergangenen Jahres mit einer Machete bewaffnet in der Polizeistation Linz versucht haben, die dort diensthabenden Beamten zu töten. Unter „Allahu Akbar“-Rufen.