Rheinland-Pfalz
Lungenkrebs: In der Stadt steigt das Risiko

Rheinland-Pfalz/Berlin - Trier und mehrere nordrhein-westfälische Großstädte haben bundesweit die meisten Lungenkrebspatienten je 100.000 Einwohner. Das geht aus einem Report der Evangelischen Lungenklinik Berlin hervor, der anlässlich des Weltnichtrauchertags am heutigen Samstag veröffentlicht wurde. Darin wurden die Daten der Krebsregister aus allen Bundesländern der Jahre 2009 bis 2011 zusammengestellt.

Lesezeit 2 Minuten

Von unserem Redakteur Christian Kunst

Demnach erkranken bundesweit jährlich im Schnitt 59 Männer pro 100.000 Einwohner an Lungenkrebs. Das sind mehr als doppelt so viele wie bei den Frauen, wo die Quote bei 25 liegt. Die Erkrankungsrate in Großstädten ist überdies deutlich höher als im Bundesschnitt: Bei Männern beträgt sie 69, bei Frauen 33. Die höchste Quote unter den Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern hat bei den Männern Gelsenkirchen (104,3), gefolgt von Herne (101,9) und Bochum (92,2). Auf Platz neun liegt bereits Trier (82,8). Bei Frauen ist die Moselmetropole sogar die Stadt mit der höchsten Quote (50,3), gefolgt von Gelsenkirchen (50,0) und Herne (47,6).

Land unter Bundesschnitt

Rheinland-Pfalz insgesamt liegt im Ländervergleich jedoch im unteren Bereich und unterhalb des Bundesschnitts: bei den Männern (54,1) auf Platz 13, bei den Frauen (24,3) auf Platz 8. Die höchsten Erkrankungsraten gibt es bei Männern im Saarland (77,6), in Bremen (74,7) und NRW (73,1); bei Frauen in Berlin und Hamburg (beide 36,9), gefolgt von Bremen (36,2) und NRW (35,0).

In anderen rheinland-pfälzischen Städten gibt es eher unterdurchschnittliche Erkrankungsraten. Ausnahme: Koblenz. Dort erkranken 43,4 von 100.000 Frauen an Lungenkrebs, das ist Platz acht unter 66 deutschen Großstädten. Bei den Männern in der Rhein-Mosel-Stadt liegt die Quote indes bei 63,4 (Platz 43). In Mainz liegt die Quote unter Männern bei 61,9 (Platz 47), unter Frauen bei 30,2 (Platz 41). Interessanterweise ist die Quote gerade in der Industriestadt Ludwigshafen sehr niedrig: Bei Frauen beträgt sie 27,1 (Platz 52), bei Männern 50,4 (Platz 62 unter 66 Großstädten).

Mirscho - Fotoli

Dennoch erklärt sich Prof. Christian Grohé, Chefarzt der Pneumologie an der Berliner Lungenklinik, das erhöhte Lungenkrebsrisiko in der Ruhrpottregion auch mit der dortigen Luftbelastung: „Gerade die Kombination von Tabakkonsum und Feinstaubbelastung erhöht das Lungenkrebsrisiko noch einmal um ein Vielfaches.“

Experten rechnen damit, dass die Zahl der Frauen unter den Lungenkrebspatienten schon sehr bald deutlich zunehmen wird. Hintergrund ist, dass immer mehr Frauen, aber weniger Männer rauchen. Laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller griffen vor einem Jahr nur 14 Prozent der Frauen regelmäßig zum Glimmstängel, mittlerweile sind es 18 Prozent. Hingegen sank der der Anteil der regelmäßigen Raucher unter Männern von 24 auf 23 Prozent. Bereits seit den 90er-Jahren stagniert der Anteil der Männer unter Lungenkrebspatienten, er geht sogar leicht zurück, heißt es im rheinland-pfälzischen Krebsregister. Hingegen ist die Zahl der Neuerkrankungen unter Frauen im gleichen Zeitraum um 30 Prozent gestiegen.

Derzeit erkranken jährlich 49.500 Menschen in Deutschland an Lungenkrebs, 34.000 Diagnosen werden bei Männern, 15.500 bei Frauen gestellt. In Rheinland-Pfalz erkrankten 2010 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) 2475 Menschen an Lungenkrebs, 1685 Männer und 790 Frauen. Fast 2200 Rheinland-Pfälzer sterben pro Jahr an Lungenkrebs, 1532 Männer und 664 Frauen.

Experte fordert höhere Tabaksteuer

Um den gesundheitsschädlichen Griff zur Zigarette schwerer zu machen, fordern Gesundheitsschützer, die Tabaksteuern deutlich zu erhöhen. „Das ist der effizienteste Hebel. Eine Erhöhung um mindestens 30 Prozent ist sinnvoll“, sagte der Ökonom Tobias Effertz von der Uni Hamburg. Dies würde einem Packungspreis von 6 bis 7 Euro entsprechen. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass der Tabakkonsum in Deutschland vor allem in den Jahren drastisch sank, als die Zigarettensteuer stark erhöht wurde“, berichtete Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg.

Top-News aus der Region

Weitere regionale Nachrichten