Lahnstein
Limburger Bischof wehrt sich: Kritik „erschreckend und diffamierend“

Lahnstein. Arroganz, Klima der Angst, Verschwendungssucht – viele Katholiken sind unzufrieden mit dem Limburger Bischof Tebartz-van Elst. In Lahnstein gab nun ein zorniger Bischof unserer Zeitung ein Interview.

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Lahnstein. Die Vorwürfe sind massiv: Verschwendungssucht, Arroganz, Klima der Angst – viele Katholiken sind unzufrieden mit dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dieser Tage wurde ein Brandbrief von Priestern öffentlich. Unbeirrt davon war der 51-jährige Geistliche, seit genau drei Jahren im Amt, gestern im Rahmen einer Visitationsreise in Lahnstein (Rhein-Lahn-Kreis) zu Gast. Dort gab er der unserer Zeitung ein exklusives Interview.

Herr Bischof, was sagen Sie zu den Vorwürfen?

Da fallen mir zwei Adjektive ein: erschreckend und diffamierend.

Aber den Brandbrief …

… gab es nie! Ein Pfarrer aus dem Bistum hat seine Gedanken aufgeschrieben, aber niemals einen Brief geschrieben.

Sie können mir aber sicher sagen, was von einzelnen Vorwürfen zu halten ist?

Wenn Sie die Wahrheit schreiben und zur Aufklärung beitragen möchten, gern.

Da wäre die Kritik, sie würden eigenmächtig handeln und Gremien nicht ernst nehmen.

Seit ich Bischof bin, haben wir die Kommunikation noch weiter ausgebaut, es gibt regelmäßige Treffen der Priester, aber auch von Pastoralreferenten und Laien, die in er Kirche engagiert sind. Nachher treffe ich mich beispielsweise zu einem Gespräch mit Pfarrsekretärinnen aus der Region. Grundsätzlich höre ich zu allen Entscheidungen auch die Gremien und folge deren Empfehlungen in 90 Prozent der Fälle. Weil ich aber in einer Frage anders entschieden habe, wird gesagt, ich sei eigenmächtig.

Sie sprechen von dem Entschluss, eine Regelung ihres Vorgängers Franz Kamphaus nicht zu verlängern: Der hatte probeweise erlaubt, dass Männer ohne Priesterweihe und Frauen als sogenannte Pfarrbeauftragte Verantwortung für die Seelsorge in Pfarreien übernehmen.

Genau das meine ich. Ich habe die Gremien frühzeitig darüber informiert, dass dies kein gangbarer Weg in die Zukunft ist. Es wäre doch unfair, Gremien monatelang über etwas beraten zu lassen, was zukünftig nicht mehr umsetzbar ist und auch nicht der pastoralen Wirklichkeit gerecht wird. Das Bistum Speyer hat in diesem Punkt jüngst genauso entschieden. Ich habe nun einmal die Verantwortung für das Ganze, und es wäre unverantwortlich gewesen, hier anders zu entscheiden.

Kommen wir zur Kritik an ihrem Dienstwagen …

… den ich von meinem Vorgänger übernommen habe. Seit einem halben Jahr bin ich auf Visitationsreise, ein Termin folgt auf den nächsten. Soll ich mich übermüdet hinters Steuer setzen? Und was ist mit den Arbeiten, die ich während der Fahrten erledige? Mein Vorgänger hat es nicht anders gemacht – auch hier ist die Darstellung in den Medien falsch.

Aber sind zehn Millionen Euro für eine Bischofsresidenz mit Kapelle in Zeiten knapper Kassen nicht ein wenig übertrieben, auch wenn diese Entscheidung bereits vor Ihrem Amtsantritt getroffen wurde?

Wie kommen sie auf zehn Millionen Euro? Weder der Bauherr, also das Bistum, noch der Architekt können zum jetzigen Zeitpunkt sagen, wie viel das Projekt kosten wird. Außerdem: Der größte Teil der Kosten wird darauf verwendet, die Auflagen der Denkmalschutzbehörde zu erfüllen. Die bestehende Mauer verfällt immer mehr, und es sind große Anstrengungen nötig, um Fachwerkteile zu retten. Ich baue mir da auch kein Schloss fürs Privatvergnügen. Mir wird nach der Fertigstellung ein 100 Quadratmeter großes Appartment zur Verfügung stehen, in dem ich schlafe und vor allem eines tue: arbeiten. Ich habe in den vergangenen Wochen einige Bischoffsresidenzen, gerade im Ausland, gesehen, die die Maßstäbe im Bistum Limburg deutlich sprengen.

Zum guten Schluss: Was wünschen Sie sich von den Medien?

Vor allem die Rückkehr zur Sachlichkeit und zur Wahrhaftigkeit.

Von unserem Redakteur Tobias Lui

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